Der Geruch von Blut Thriller
weiß wie langer Zeit kann er einen klaren Gedanken fassen.
»Ich brauchte das Geld«, gesteht Duchess in diesem Moment. »Für die Kinder.«
»Das Geld«, wiederholt er. Es ist fast zum Lachen. Alles ist komisch, und nichts ist komisch. Der Zorn von Howie, dem Stiernacken, steigt in ihm auf wie Erbrochenes. Es beginnt mit einem leisen kranken Kichern, dem eines blutüberströmten Irren, den man im Keller mit Gummihandschuhen erwischt, wie er seine Frau, seinen Lover, die Katze oder das Kind abschlachtet.
Finn presst die Lippen zusammen. Der Lachreiz ist augenblicklich verschwunden. Er packt Duchess am Hals und zieht sie zu sich heran, bis ihre Nasen sich berühren.
»Seit wann?«, fragt er.
»Ungefähr drei Monate.«
Seit Anfang des Semesters, als die Geschichte mit Vi anfing. Vielleicht hatte Roz vor, sich ein finanzielles Polster anzulegen, falls er mit Schimpf und Schande von der Schule gejagt würde oder sich entschloss, mit dem Mädchen durchzubrennen.
»Hab ich Recht mit Ray?«
Duchess ist die Mutterliebe in Person. Sie beruhigt ihn, wärmt ihn, hält ihn am Leben. Ihre Worte sind kurz und zackig. Sie erwischen ihn mit voller Wucht. »Ja.«
Dieses Schwein. Dieses widerliche verkommene Drecksschwein.
»Dieses Schwein.«
»Roz schlug vor, dass wir mit ihm zusammenarbeiten. Er hatte Kontakte im Gefängnis und auf der Straße. Ein paar Wachleute standen auf seiner Gehaltsliste. War alles überhaupt kein Problem. Sie ging ihn besuchen und gab ihm das Zeug, und Ray verkaufte es dort und gab uns das Geld.«
Die meisten Bullen haben eine Heidenangst vor dem Knast. Aber ein korrupter Bulle ist so was wie der Herr im Haus. Er behält seine Kontakte zur Straße, seine Informanten, die kleinen Loser, die an der Ecke rumstehen, eine Liste der korrupten Kollegen bei der Einheit. Er hat nichts zu befürchten.
»Wen interessiert dieser Mist jetzt?«, wirft Murphy ein. »Haltet endlich den Mund, ihr beiden.«
Sie holen Finn auf die Beine und laufen gemeinsam los in Richtung Treppe. Die Weihnachtslieder dröhnen durchs ganze Haus.
»Alles in Ordnung hier«, meint Murphy. »Da oben läuft immer noch diese ohrenbetäubende Musik.«
»Was hattet ihr für einen Deal?«, will Finn wissen.
»Sie kam zu mir, nachdem ich ihr von Ruby erzählt hatte. Sie brauchte gelegentlich jemanden, der sie vertrat.«
Finn grinst. Es ist Rays Grinsen, er weiß das. »Das ganze Gerede … von Entzug und so …«
»Verurteile mich nicht, Finn. Tu das jetzt nicht.«
»Man kann das Mädchen von der Straße holen, aber niemals die Straße aus dem Mädchen.«
»Halt verdammt nochmal den Mund.«
Das Klavier summt sein böses Lied. Das tiefe C erfüllt den Eingangsbereich und zerreißt Finn die Brust. Es will die Wahrheit hören.
»Roz ist tot«, sagt er. »Und Vi auch.«
»O gütiger Jesus …«
»So eine Scheiße«, sagt Murphy. »Was für eine verdammte Scheiße. Kommt jetzt.«
Sie jagen zusammen die Treppe hoch. Finn hat das Gefühl, sie anzuführen, aber Duchess zieht ihn hinter sich her und Murphy stützt ihn von der anderen Seite.
»Du hast dich mit zwei Irren eingelassen«, sagt er.
»Glaubst du vielleicht, du findest irgendwo jemanden, der mit Drogen dealt und dem du vertrauen kannst?«, fragt Duchess mit von Tränen erstickter Stimme. »Die sind alle nicht ganz dicht. Das ist hier nicht anders als in der Bronx. Mit einem anständigen Menschen machst du keine krummen Dinger.«
»Und wie hat es angefangen?«
»Sie hat Ray besucht, und er hatte irgendwie mit den Moon-Brüdern zu tun und hat ihr davon erzählt.«
Rays Kreise sind größer, als Finn angenommen hat.
»Warum glauben sie, dass ich da mit drinstecke?«, fragt er.
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich haben die beiden Idioten gedacht, Frauen können nur für einen Mann arbeiten.«
Finn nimmt ihr das nicht ab. Es ergibt keinen Sinn, nicht einmal bei zwei zurückgebliebenen, Crystal Meth kochenden Hinterwäldlern.
Ray muss es den Moon-Brüdern aufgetischt haben. Ray hat sich das alles ausgedacht. Er wird in ein paar Wochen aus Sing-Sing entlassen und weiß, dass ich auf ihn warte.
»Weiter«, sagt er.
»Scheiße, ihr zwei, wen interessiert das jetzt?«
Sie erreichen den ersten Stock und laufen weiter nach oben. Duchess sagt: »Bei der letzten Ladung hat Ray Roz nicht bezahlt. Er hat sie beschissen.«
Finn kommt allmählich wieder zu Kräften. Er denkt an die Messer in Duchess’ Taschen. Sie grinsen und wackeln mit ihren glänzenden Ärschen, sein Gesicht
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