Der Gesamtprozess der kapitalistischen Produktion
auch mit Gold. Ebenso vertauschten sie bei Antretung der Rückreise die eingenommene Ortsmünze in ungemünztes Silber oder Gold. Wechselgeschäfte, Umsatz ungemünzter edler Metalle gegen örtliche Münze und umgekehrt, wurden daher ein sehr verbreitetes einträgliches Geschäft.« (Hüllmann, »Städtewesen des Mittelalters«, Bonn 1826-1829, I, p. 437, 438.) – »Die Wechselbank hat ihren Namen nicht... von dem Wechsel, Wechselbrief, sondern vom Wechseln der Geldsorten. Lange vor der Gründung der Amsterdamer Wechselbank im Jahre 1609 hatte man in den niederländischen Handelsstädten schon Wechsler und Wechselhäuser, selbst Wechselbanken... Das Geschäft dieser Wechsler bestand darin, daß sie die zahlreichen verschiedenen Münzsorten, die durch fremde Händler ins Land gebracht wurden, gegen gesetzlich gangbare Münzen einwechselten. Allmählich erweiterte sich ihr Wirkungskreis... Sie wurden die Kassierer und Bankiers ihrer Zeit. Aber in der Vereinigung der Kassierertätigkeit mit dem Wechselgeschäft sah die Amsterdamer Regierung eine Gefahr, und um dieser Gefahr zu begegnen, beschloß man die Gründung einer großen Anstalt, die sowohl das Wechseln wie das Kassieren mit öffentlicher Vollmacht besorgen sollte. Diese Anstalt war die berühmte Amsterdamer Wechselbank von 1609. Ebenso hatten die Wechselbanken von Venedig, Genua, Stockholm, Hamburg ihre Entstehung der fortwährenden Notwendigkeit des Umwechselns von Geldsorten zu verdanken. Von diesen allen ist die Hamburger die einzige, die noch heute besteht, weil das Bedürfnis nach solch einer Einrichtung in dieser Handelsstadt, die kein eigenes Münzsystem hat, Sich noch immer fühlbar macht etc.« (S. Vissering, »Handboek van Praktische Staathuishoudkunde«, Amsterdam 1860, I, p. 247, 248.)
45 »Die Einrichtung der Kassierer hat vielleicht nirgends ihren ursprünglichen, selbständigen Charakter so rein bewahrt wie in den niederländischen Kaufstädten (s. über den Ursprung der Kassiererei in Amsterdam E. Luzac, ›Hollands Rijkdom‹, deel III). Ihre Funktionen stimmen zum Teil überein mit denen der alten Amsterdamer Wechselbank. Der Kassierer empfängt von den Kaufleuten, die seine Dienste anwenden, einen gewissen Betrag in Geld, wofür er ihnen ein ›credit‹ in seinen Büchern eröffnet; ferner senden sie ihm ihre Schuldforderungen, die er für sie einzieht und sie dafür kreditiert; dagegen macht er gegen ihre Anweisungen (kassiers briefjes) Zahlungen und belastet ihre laufende Rechnung mit deren Beträgen. Für diese Eingänge und Auszahlungen berechnet er dann eine geringe Provision, die nur durch die Bedeutung der Umsätze, zu denen er es zwischen beiden bringt, einen entsprechenden Lohn für seine Arbeit abwirft. Wenn Zahlungen auszugleichen sind zwischen zwei Kaufleuten, die beide mit demselben Kassierer arbeiten, so erledigen sich solche Zahlungen sehr einfach durch gegenseitige Buchung, während die Kassierer ihnen von Tag zu Tag ihre gegenseitigen Forderungen ausgleichen. In dieser Vermittlung von Zahlungen besteht also das eigentliche Kassierergeschäft; es schließt also industrielle Unternehmungen, Spekulationen und die Eröffnung von Blankokrediten aus; denn die Regel muß hier sein, daß der Kassierer für denjenigen, dem er eine Rechnung in seinen Büchern eröffnet hat, keine Zahlung über sein Guthaben hinaus leistet.« (Vissering, l. c. p. 243, 244.) – Über die Kassenvereine zu Venedig: »Durch das Bedürfnis und durch die Örtlichkeit von Venedig, wo das Herumtragen von Barschaften lästiger als an andren Orten, führten die Großhändler dieser Stadt Kassenvereine ein unter gehöriger Sicherheit, Aufsicht und Verwaltung, legten die Mitglieder eines solchen Vereins gewisse Summen nieder, auf die sie ihren Gläubigern Anweisungen ausstellten, worauf dann die gezahlte Summe auf dem Blatt des Schuldners in dem darüber geführten Buche abgeschrieben und der Summe, welche der Gläubiger darin zugut hatte, zugesetzt wurde. Die ersten Anfänge der sog. Girobanken. Alt sind diese Vereine. Aber wenn man sie ins 12. Jahrhundert verlegt, so verwechselt man sie mit der 1171 eingerichteten Staatsanleihe-Anstalt.« (Hüllmann, l. c. p. 453, 454.)
46 Der weise Roscher hat ausgeklügelt, daß, wenn Gewisse den Handel als »Vermittlung« zwischen Produzenten und Konsumenten charakterisieren, »man« ebensogut die Produktion selbst als »Vermittlung« der Konsumtion (zwischen wem?) charakterisieren könne, woraus natürlich folgt, daß
Weitere Kostenlose Bücher