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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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nun war es zu spät, diese Nachgiebigkeit zu bereuen, und Soradan zermarterte sich das Gehirn, wie er das Unheil abwenden sollte.
    Ein weiterer Tag verging, ohne dass der König sich zu einer Entscheidung hatte durchringen können. Als er am Abend grübelnd und mit sorgengefurchter Stirn in seinem Arbeitszimmer saß und wohl zum tausendsten Mal den Teufelskreis von Xoras‘ Bedingungen zu sprengen suchte, trat Loara ein. Soradan sah, dass sie geweint hatte. Aber ihr Gesicht war gefasst und ihre Stimme klang ruhig und fest als sie nun sagte:
     
    „Vater, ich habe einen Entschluss gefasst! Ich werde zu Menas zurückkehren, damit Leoris frei wird. Es ist meine Schuld, dass es so gekommen ist. Hätte ich auf dich gehört und nicht meinen Willen durchgesetzt, wäre Leoris jetzt nicht in dieser Lage. Auch er hat mir abgeraten, Menas zu heiraten, aber ich habe auch auf ihn nicht gehört. Darum werde ich nun auch die Folgen meiner Unbedachtheit tragen. Menas wird nicht wagen, mich schlecht zu behandeln, denn dann muss er damit rechnen, dass du sein Land mit Krieg überziehst, wenn er mir etwas antut. Darum bitte ich dich, mich gegen Leoris auszutauschen. Er ist dein Nachfolger und daher wichtiger für unser Volk als ich.“
     
    „Dein hochherziger Vorschlag ehrt dich, Loara“, antwortete Soradan, „aber ich kann trotzdem nicht darauf eingehen. Ich hätte auch Chiron nicht gegen Leoris ausgetauscht, weil ich genau weiß, dass Leoris dem niemals zustimmen würde. Dein Bruder würde mich dafür verachten, dass ich die Freiheit meines Sohnes mit dem Unglück eines anderen Menschen zu erkaufen suche. Und dann, mein Kind, vergisst du den Magier! Er würde zu verhindern wissen, dass du dich bei mir über eine schlechte Behandlung beklagst. Nie könnte ich sicher sein, dass es dir auch wirklich gut geht. Nein, wir müssen abwarten, ob Chiron Erfolg hat oder nicht. Ist er in drei Monaten nicht zurück, werde ich gegen Menas ziehen und versuchen, Leoris mit Waffengewalt zu befreien. Tötet Menas ihn dann, so kann ich den Tod meines Sohnes und das über uns gebracht Unglück wenigstens rächen. Aber es ist für Leoris besser, tot zu sein, als sein Leben im Kerker verbringen zu müssen. Glaub mir, es fällt mir nicht leicht, so handeln zu müssen, aber es ist der einzige Weg, den ich gehen kann. Mögen die Götter mir verzeihen, dass ich das Leben meines Sohnes in die Waagschale werfe – aber mir bleibt keine andere Wahl! Leoris wird meine Entscheidung verstehen, denn er würde an meiner Stelle genauso handeln. Ich lege sein Leben in die Hände der Götter. Wenn sie nicht helfen …!“
    Er brach ab und verbarg das Gesicht in den Händen. Als er den Kopf wieder hob, hatte Loara den Raum leise verlassen.
     
    Loara ging in den Park, denn die Mauern des Palastes schienen sie auf einmal zu erdrücken. Sie ging zum See hinunter und schritt langsam an seinem Ufer entlang.
    Plötzlich schrak sie zusammen. Wie aus dem Nichts erschienen stand auf einmal ein Mann vor ihr.
     
    „Erschreckt nicht, Prinzessin“, sagte er, „denn ich bin nicht gekommen, um Euch Böses zu tun, sondern um Euch zu helfen. Mein Name ist Rotron, und Chiron wird Euch gewiss von mir erzählt haben.“
     
    „Nein, er hat mir nichts von Euch erzählt“, stammelte Loara, der der Schreck noch immer in den Gliedern saß. Doch irgendwie wusste sie, dass der Fremde wirklich nichts Böses im Sinn hatte. „Wer seid Ihr und wie kommt Ihr so plötzlich hierher? Und was sollte mir Chiron von Euch erzählt haben? Und bei was wollt Ihr mir helfen?“ sprudelte sie dann hervor.
     
    „Sachte, sachte!“ lachte der Fremde leise. „Das ist ja ein ganzer Sack voll Fragen, den Ihr da über mir ausschüttet. Kommt, wir gehen ein Stück miteinander, dann will ich Euch alle Eure Fragen beantworten.“
     
    Loara konnte es sich nicht erklären, aber sie wanderte furchtlos und voller Vertrauen an Rotrons Seite am See entlang, als ob sie nicht neben einem völlig Fremden, der gerade auf unerklärliche Weise vor ihr erschienen war, sondern neben einem alten Freund einherschritte.
     
    „Nun, Chiron wird Euch aber doch erzählt haben, dass Menas ihn nach seiner Rückkehr in den Kerker werfen ließ, dass er aber aus dem Verlies befreit wurde?“ fragte Rotron.
     
    „Ja, das hat er mir erzählt“, bestätigte Loara, „aber nicht, wie diese Befreiung von statten ging.“
     
    „So sollt Ihr wissen, dass ich es war, der Chiron aus dem Kerker holte“, erklärte Rotron. „Ich

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