Der Gesandte der Götter (German Edition)
Götter würdig ist. Das ist der Grund, warum ich ihm nur helfen darf, wenn menschliche Kraft und sein eigener Mut nicht mehr ausreichen, da er einen Magier als Gegner hat. Und wie ich schon sagte – er muss mich selbst rufen, sonst darf ich nicht eingreifen. Warum er das jedoch nicht mehr tun wird, habe ich Euch vorhin erklärt. Hört mir nun genau zu! Was ich Euch jetzt sage, ist wichtig! Chiron wird versuchen, durch einen alten, halb verschütteten Geheimgang, der direkt in die Verliese führt, in die Burg einzudringen. Das wird ihm wohl auch unbemerkt gelingen. Aber sobald er sich im Schloss befindet, wird Xoras seine Anwesenheit spüren – und dann ist er verloren! Denn diesmal wird Menas nicht viel Zeit verstreichen lassen, bevor er beginnt, seinen Bruder zu foltern. Zu groß sind seine Wut und sein Hass wegen Eurer Entführung. Seid Chiron übrigens dankbar dafür, denn Euer Leben an Menas‘ Seite wäre unsägliches Leid gewesen. Er hätte Euch allem ausgesetzt, was sein kranker Geist ihm eingegeben hätte. Xoras ist nun viel stärker als zu der Zeit, als Menas sein Spiel mit Darona trieb. Niemand hätte Euch je etwas angemerkt, und Ihr wäret auch nicht in der Lage gewesen, es jemanden zu erzählen, denn Xoras hätte Euren Willen kontrolliert. Das aber nur am Rande. Hört nun weiter! Ihr müsst daher noch heute Nacht aufbrechen, denn Chiron hat fünf Tagen Vorsprung. Leider war es mir nicht möglich, Euch eher aufzusuchen, denn ich war unterwegs, um mehr über Xoras‘ Treiben herauszufinden. Gelingt es Euch nicht, Chiron einzuholen, wird er viel erdulden müssen, wenn nicht gar sein Leben verlieren. Und auch die Hoffnung Eures Bruders wird sinken, wenn er erfährt, dass Chiron gefangen ist. Holt ihr Chiron ein, so gebt ihm dieses Medaillon hier und den Umhang. Das Medaillon schützt ihn vor der Entdeckung durch Xoras, sobald der es um den Hals hängt. Der Umhang entzieht ihn den Blicken menschlicher Feinde und hier dieser Schlüssel öffnet jede Tür. Mit diesen drei Dingen ist Chiron in der Lage, Leoris zu retten. Solltet Ihr Chiron jedoch nicht einholen können, müsst ihr selbst in den Kerker eindringen. Doch solltet Ihr nicht versuchen, durch den Gang hinein zu gelangen. Er ist schwer zu finden und außerdem gefährlich. Legt den Umhang an und versucht, durch das Tor zu schlüpfen, wenn es geöffnet wird. Das ist sicherer. Ihr kennt Euch im Schloss aus, wisst also auch, wo die Kerker sind. Wie ich Menas kenne, hat er es nicht versäumt, sie Euch zu zeigen. Die Wachen werden Euch nicht bemerken, wenn Ihr den Umhang tragt, und das Medaillon schützt Euch vor Xoras. Hier sind noch zwei weitere Medaillons. Gebt sie Leoris und Chiron, damit Xoras nicht bemerkt, dass sie fliehen. Sobald Euer Vater feststellt, dass Ihr verschwunden seid, wird er mit seinem Heer aufbrechen, um euch alle aus Menas‘ Gewalt zu befreien, denn er wird annehmen, dass Ihr gegen seinen Willen zu Menas zurückgekehrt seid. Erfährt Menas jedoch, dass Soradan mit Kriegsmacht in sein Land zieht, kann es sein, dass er Leoris und Chiron ohne zu überlegen in seiner Wut tötet, bevor der besonnenere Xoras in daran hindern kann. Darum müsst ihr Zeit gewinnen, damit Euer Vater Euer Verschwinden nicht so schnell bemerkt und Ihr einen Vorsprung bekommt, bevor er aufbricht. Ruft darum gleich Eure Frauen wieder herein und sagt ihnen, Ihr hättet Euch entschieden, im Morgengrauen auf die Jagd zu gehen. Erzählt ihnen, Ihr wäret so traurig und niedergeschlagen, dass Ihr im Wald ein wenig Zerstreuung suchen wollt. Niemand wird etwas argwöhnen, da Ihr dies schon oft getan habt. Eure beiden Reitknechte werde ich für einige Zeit in meinen Bann nehmen, so dass jeder meinen wird, sie seien mit Euch geritten. Vor dem späten Abend wird niemand Euch ernsthaft vermissen, und entdeckt man dann Euer Verschwinden, dauert es einige Tage, bis das Heer zum Ausrücken bereit ist. Diese Zeit müsst Ihr nützen, um Chiron einzuholen oder zumindest seinen Vorsprung zu verkürzen. Leoris und Chiron müssen entronnen sein, ehe Menas durch seine Spione Kunde von Soradans Feldzug erhält. Nun, seid Ihr bereit, dieses Wagnis und die großen Schwierigkeiten auf Euch zu nehmen?“
„Ja, ich bin bereit“, antwortete Loara fest, „denn ich liebe meinen Bruder und sehne mich danach, ihn wieder in die Arme schließen zu können.“
„Nur Euren Bruder, Prinzessin?“ fragte Rotron lächelnd. Loara errötete und senkte den Blick. „Ihr könnt nichts vor
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