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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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verfallene Tür! Chiron steckte sein Schwert zurück in die Scheide und rüttelte an der Pforte. Es gelang ihm nur mit Mühe, sie zu öffnen, wobei sie laut knarrte. Chiron betrat den Gang. Er war in den Felsen gehauen und in Abständen mit Balken gestützt, die jedoch zum größten Teil morsch oder schon zerfallen waren. Hier und da waren Steine von der Decke gestürzt und lagen in großen Haufen auf dem Boden. Chiron entzündete die mitgebrachte Fackel und tastete sich vorsichtig weiter. Der Gang stieg leicht an, denn obwohl er in den tiefen Verliesen der Burg endete, lagen diese selbst doch ein ganzes Stück höher. Im Licht der Fackel sah Chiron, dass die Wände und die Decke des Stollens große Risse aufwiesen.
    Er war schon ein weites Stück in den Gang eingedrungen, als er plötzlich über einen Stein stolperte und gegen eine der hölzernen Streben taumelte. Der morsche Balken zerbrach, und mit Donnergetöse stürzte eine Steinlawine auf Chiron nieder. Schützend riss er die Arme nach oben, aber dann wurde es dunkel um ihn.
    Als er wieder zu sich kam, war es stockfinster. Die herabstürzenden Stein- und Erdmassen hatten die Fackel gelöscht. Doch obwohl er halb begraben unter dem Schutt lag, hatte Chiron die Fackel nicht losgelassen und hielt sie noch immer fest umklammert. Sein Kopf schmerzte wie wild und er fühlte, dass Blut von seiner Stirn über sein Gesicht lief. Mühsam arbeitete er sich unter den Steinen hervor. Viele Stellen seines Körpers schmerzten, wo ihn die herabfallenden Steine getroffen hatten. Die Haut an seinen Händen war zerschunden und seine Kleidung an einigen Stellen zerrissen. Doch darauf konnte er jetzt nicht achten. Zuerst brauchte er wieder Licht. Tatsächlich gelang es ihm nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Fackel wieder in Brand zu setzen. Als das Licht aufflammte, erschrak er. Wäre er nur einen Schritt weiter gewesen, wäre er unweigerlich erschlagen worden. Ein riesiger Felsbrocken hatte sich aus der Decke gelöst und war nur wenig neben ihm in den Gang gestürzt. Nun lag der Stein mitten im Gang und versperrte den Weg. Wie sollte er nur an ihm vorbei kommen? Sollte sein Weg hier schon zu Ende sein?
    Doch so schnell gab Chiron nicht auf. Er betrachtete den Felsbrocken und seine Lage genauer. Wenn es ihm gelänge, den Stein ein Stück zur Seite zu bewegen, würde ein Spalt entstehen, der wahrscheinlich Raum genug bot, um sich hindurch zu zwängen. Zum Glück lag der Stein auf einem Haufen Schutt und Erde, so dass er sich vielleicht auf dem losen Untergrund verschieben lassen würde.
    Chiron klemmte die Fackel zwischen zwei Steine, damit sie ihn nicht behinderte. Dann stützte er sich mit dem Rücken an der Stollenwand ab und drückte mit der vollen Kraft seiner Beine gegen den Stein. Er hoffte nur, dass nicht noch mehr einstürzen würde, wenn der Stein sich bewegte. Zuerst rührte der Felsen sich nicht, doch dann – Zentimeter für Zentimeter – rutschte er auf seiner losen Unterlage weiter. Aber der Spalt, der entstand, war immer noch zu eng. Noch einmal nahm Chiron alle Kraft zusammen – und tatsächlich, der Stein kippte gegen die andere Stollenwand!
    Durch den Aufprall löste sich wieder ein Steinregen aus der Decke, aber es waren nur kleine Brocken, die Chiron nicht viel antaten. Er holte die Fackel und begann dann, sich durch den entstandenen Spalt zu schieben. Zwar riss sein Wams über der Brust auf und er ließ etwas Haut an dem Stein zurück, doch dann hatte es geschafft.
    Die Anstrengung hatte den Schmerz in seinem Kopf in ein dumpfes Pochen verwandelt und die Wunde an der Stirn brannte wie Feuer vom Schweiß. Chiron nahm sich vor, seine Füße ab jetzt vorsichtiger zu setzen, damit nicht noch einmal etwas einstürzte und er wohl möglich gar nicht mehr weiterkam. Langsam tastete er sich weiter durch den Gang. Er hätte nicht sagen können, wie lange er nun schon in dem Stollen war, doch mittlerweile mochte es Nacht geworden sein. Schließlich kam er zum Ende des Gangs. Ordin hatte ihm erzählt, dass es in der Mauer zu den Gewölben des Schlosses eine Geheimtür gab, die sich mittels eines Hebels bewegen ließe. Auf der anderen Seite sei die Tür dadurch zu bewegen, dass man gegen einen bestimmten Stein drückte. Doch der Stein sei so gut getarnt, dass niemand ihn finden würde, der nicht in das Geheimnis eingeweiht sei.
    Chiron leuchtete die Wand ab und fand den Hebel. Er griff danach und zog ihn nach unten. Er ließ sich überraschend leicht bewegen, und

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