Der Gesandte der Götter (German Edition)
dargebotene Hand, und Arm in Arm schritten die beiden Männer zum Zeltlager zurück.
Es dauerte nicht lange und der Herold erschien wieder auf dem Plan. Laut verkündete er, dass König Menas großzügig die Bedingungen der Eindringlinge annehmen werde. Die Kämpfer sollten sich schon bereit machen, denn der König werde gleich erscheinen.
Wieder erklangen die Fanfaren von den Zinnen, dann öffnete sich das Tor weit und Menas ritt von der Burg hinunter.
Er trug eine prächtige Rüstung, und die Federn seines mächtigen Helmbuschs hatten die Farben von Varannia. Seinen Schild schmückte das Wappen, das nur dem Herrscher des Landes vorbehalten war.
Chiron wusste genau, worauf dieses Zeichen abzielte: Er sollte in Wut geraten und der Zorn sollte ihn die Kontrolle verlieren lassen.
Aber diese Provokation ließ Chiron kalt. Auch er war nun zum Kampf bereit. Er trug jedoch nur ein leichtes Kettenhemd, da er festgestellt hatte, dass ein Panzer schmerzhaft auf die noch nicht verheilten Wunden seines Rückens drückte und ihn dadurch nur behinderte. Er hatte jedoch sein Pferd Toros dem von Soradan geschenkten Schimmel vorgezogen. Er hatte Toros geritten, seit Rotron ihm das Tier überlassen hatte, und er wusste daher genau, wie der Braune reagierte. Das wendige, schnelle Pferd war für einen solchen Zweck besser geeignet als der zwar prächtige, aber nicht kampferprobte Schimmel.
Als Menas die Mitte des Feldes vor dem Heerlager erreicht hatte, hielt er sein Pferd an. Nun ertönten auch in Soradans Heer die Trompeten und Chiron ritt Menas entgegen. Als er nur noch wenige Schritte von Menas entfernt war, rief er ihm zu:
„Nun, Bruder, bist du gekommen, um deine Verbrechen zu sühnen, oder was sonst treibt dich in einen Kampf, den du nicht gewinnen kannst?“
Mit ausdrucksloser Stimme antwortete Menas: „Ich bin gekommen, um dich zu töten, nicht um mit dir zu schwatzen!“
Und dann griff er Chiron ohne weiteres Zögern an. Behände wich Chiron dem ersten Schwertschlag aus, und dann entbrannte ein harter Kampf zwischen den beiden ungleichen Brüdern.
Auf der Burg merkte Xoras überrascht und wütend, dass Chiron auf die Beeinflussung, die er über Menas auf ihn ausübte, nicht reagierte. Es schien, als sei Chiron mit einem Schutzschild umgeben, der so gut wie nichts von den verderblichen Kräften durchließ, die der Magier mit voller Wucht auf ihn schleuderte. Voller Hass musste Xoras erkennen, dass sein Plan, Chiron und Leoris zu verderben, fehlschlug. Menas wich bereits zurück. Der Zorn und der Wunsch nach Vergeltung für das Leid, dass Menas ihm angetan hatte, waren in Chiron hochgestiegen und verdoppelten seine Kräfte. Hart bedrängte er den verräterischen Bruder, der sich nun nur noch mit dem Schild gegen die wuchtigen Schläge deckte, die Chiron gegen ihn führte.
Gern wäre Menas geflohen, da er bereits aus einigen Wunden blutete. Doch der Wille des Magiers zwang ihn standzuhalten. Da Xoras gemerkt hatte, dass er sein Ziel nicht erreichen würde, wollte er sich wenigstens an Menas rächen. Der Magier spürte die kalte Angst, die Menas umfangen hielt, und er weidete sich an den Qualen, die dieser auszustehen hatte.
„ Das ist meine Rache dafür, dass du mich vergiften wolltest!“ wisperte seine Stimme in Menas Hirn. Du wirst fallen von der Hand des eigenen Bruders, dessen Vernichtung du ohne Skrupel geplant hattest.“ Und wieder hörte Menas Xoras‘ grausames Lachen in seinem Kopf, das ihm wie Donnerhall in den Ohren brandete.
Verzweifelt versuchte Menas wieder, einen der Hiebe Chirons abzuwehren. Doch der Schlag war so heftig, dass ihm der Schild aus der Hand gerissen wurde. Das abprallende Schwert sauste auf seinen Brustpanzer nieder und hinterließ eine Delle in dem starken Eisen.
Nun war Menas schutzlos den Angriffen Chirons ausgesetzt. Mühsam versuchte er, die Schläge des Bruders mit dem Schwert abzufangen. Doch da drang Chirons Klinge durch seine Deckung und fuhr ihm zwischen Brustpanzer und Halsberge in die Kehle. Mit einem Röcheln fiel er vom Pferd.
Lauter Jubel erschallte in Soradans Heer, als man Menas fallen sah. Chiron sprang vom Pferd und kniete neben Menas nieder. Bei dem Sturz war der Helm von Menas‘ Kopf gefallen und Chiron sah, dass er noch lebte.
„Warum, Bruder? Warum?“ fragte Chiron mit heiserer Stimme. „Habe ich dir jemals ein Leid zugefügt, dass du mich so mit deinem Hass verfolgt hast?“
Trotz der Erinnerung an das erlittene
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