Der Gesandte der Götter (German Edition)
Fall ins Schloss folgen! Das wäre zu gefährlich.“
Nun wollte auch Loara mitkommen, doch Chiron und Leoris wehrten ab.
„Das kommt überhaupt nicht infrage!“ sagte Chiron bestimmt. „Dieses Unternehmen ist viel zu gefährlich. Du bleibst hier! In der Obhut deines Vaters bist du sicher, und ich muss mich nicht auch noch um dich sorgen.“
Die beiden Männer beschlossen, dass sie zu ihrem gewagten Unternehmen aufbrechen wollten, wenn nach Mitternacht außer den Wachen alle auf der Burg in tiefen Schlaf lägen. Soradan stimmte dem Plan zu, denn auch er sah keine andere Möglichkeit, Xoras aus seinem Schlupfwinkel zu vertreiben.
Loara war verstimmt. Sie machte sich Sorgen um Chiron und hätte ihn gern begleitet. So zog sie sich schmollend in ihr Zelt zurück und ließ sich den ganzen Vormittag nicht mehr sehen. Beim Mittagessen ließ sie die Männer deutlich spüren, dass sie ihnen grollte. Bald nach dem Essen kehrte sie daher wieder in ihr Zelt zurück.
Um sich von ihrer Besorgnis abzulenken, beschloss sie, ein Bad zu nehmen – ein Luxus, zu dem ihr während des Heerzugs selten Gelegenheit gegeben worden war, da die Zeit drängte. Doch die langen Stunden des untätigen Wartens bis zum Aufbruch der beiden Männer boten ihr nun die nötige Muße dazu. Die Aussicht auf diese entspannende Behaglichkeit besserte ihre Stimmung und sie gab rasch die nötigen Anweisungen.
Bald darauf brachten zwei Soldaten eine Wanne mit heißem Wasser in Loaras Zelt, wobei sie ein wenig sehnsüchtig auf diese lang entbehrte Köstlichkeit schielten und den halsstarrigen Xoras verwünschten, der ihre Rückkehr in die Heimat verzögerte.
Loara verschnürte sorgsam den Zelteingang, als sie wieder allein war, und begann sich dann zu entkleiden. Sie löste auch das Medaillon von ihrem Hals und legte es auf einen Hocker. Hier inmitten des Heeres fühlte sie sich sicher.
Sie stieg in die Wanne genoss das duftende Seifenwasser, das Ihrer Haut wie Seide umschmeichelte. Als das Wasser kalt zu werden begann, erhob sie sich seufzend und kuschelte sich in das bereitgelegte Badelaken. Gerade als sie sich trocken gerieben hatte, hörte sie, dass ihr Vater nach ihr rief. Hastig streifte sie ihre Sachen über und lief aus dem Zelt.
Vergessen blieb das Medaillon auf dem Hocker zurück.
*****
Xoras hatte Menas Niederlage von der Burg aus beobachtet. Wie konnte es nur sein, dass Chiron sich der Beeinflussung hatte entziehen können? Er musste es herausfinden!
Er rief eine der Dienerinnen zu sich und belegte sie mit einem Bann, dass sie ihm willenlos folgte. Dann zog er sich in seine Gemächer zurück und begann eine geheimnisvolle Tätigkeit. Gemurmelte Beschwörungen begleiteten die seltsamen, oft abscheulichen Handlungen, mit denen er die Geister rief, die ihm dienten.
Unheimliche Schatten stiegen auf, drehten sich in sinnenverwirrendem Tanz, stürzten sich gierig auf dargereichte Opfergaben, zuckten in gleißende Blitze getaucht durch den Raum und ihr wahnwitziges Kreischen und Singen zerschnitt die mit üblen Gerüchen geschwängerte Luft.
Doch die angerufenen Mächte schienen Xoras nicht befriedigen zu können, denn er knurrte wütend und verscheuchte sie mit herrischen Worten. Er schien jedoch mit diesem Ergebnis gerechnet zu haben, denn kaum waren die Erscheinungen verschwunden, als er erneut mit Beschwörungen begann.
Diesmal waren seine Worte lauter – harsch und mit grausamem Klang – Laute in einer Sprache, die nur geschaffen schien, um Unheil zu verkünden.
Und dann war es, als kröche aus den dicken Mauern des Raums eine Dunkelheit, schwärzer als alle Schatten – und mit der Dunkelheit schien das Grauen seinen Einzug in die Burg zu halten. Langsam wuchs die alles verschlingende Schwärze und schien das Licht der Fackeln und Kerzen in sich aufzusaugen.
Xoras wich zurück und nackte Angst flackerte in seinem Blick. Doch dann ergriff er rasch einen scharf geschliffenen Dolch und wandte sich der jungen Dienerin zu, die teilnahmslos und ohne jede Regung in dem Sessel lag, in den der Magier sie nach ihrem Eintreten gedrückt hatte. Ein rascher Schnitt – und dampfend füllte das lebenswarme Blut des armen Mädchens die bereitgehaltene Schale, in breitem Schwall aus der aufgeschnittenen Kehle strömend.
Ohne sich weiter um den zusammengesunkenen Körper zu kümmern, setzte Xoras die Schale auf dem Tisch ab und zog sich eiligst in die äußerste Ecke des Raums zurück.
„Klein ist das Opfer, oh
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