Der Gesandte des Papstes
Kehle aufschlitzte. Mit einem leisen Seufzen brach er zusammen.
In der Küche und dem angrenzenden Vorratsraum war niemand. Als Kadar Unardhu in den Keller folgte, hörte er Schreie und das Klirren von Stahl. »Durchsuch den Keller!«, befahl er, wirbelte herum und lief die Stufen hinauf.
Saad kämpfte auf der Treppe in der Eingangshalle gegen einen untersetzten, glatzköpfigen Mann mit Backenbart, der ihn mit armenischen Flüchen bedachte. Obwohl der Mann etwa doppelt so alt wie Saad war, führte er sein Breitschwert so gekonnt, dass der Hüne Stufe um Stufe zurückweichen musste. Akif hatte seine Henkersklinge gezogen, konnte jedoch nicht in den Kampf eingreifen, weil die Treppe zu schmal für zwei Männer war. Rafiq stand auf der anderen Treppe und rang mit einer schwarzhaarigen, kreischenden Frau. Najib hielt ein Wurfmesser in der Hand; aus Angst, Saad zu treffen, warf er es nicht.
Kadar rannte die Treppe hinauf, packte Saad am Arm und riss ihn herum, sodass der größere Mann mehrere Stufen hinuntertaumelte. Der alte Ritter zögerte kurz, als er sich dem neuen Gegner gegenübersah, dann griff er mit unverminderter Wucht an. Er kämpfte wahrlich gut. Einmal zischte sein Schwert knapp an Kadars Wange vorbei, bevor ihm der Säbel eine Handbreit tief in die Schulter fuhr und sein Schlüsselbein spaltete. Blut quoll aus Mund und Nase, als er auf der Treppe zusammenbrach.
Kadar zog seine Klinge heraus, wischte sie am Wams des Toten ab und rammte sie in die Scheide. »Vier Krieger lassen sich von einem alten Mann zum Narren halten!«, herrschte er Saad, Akif und Najib an, die betreten zu ihm aufsahen. Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er zu Rafiq, der immer noch die Frau festhielt. Sie wand sich in seinem Griff, schrie und fluchte.
»Bei allen Höllen, bring das Weib zum Schweigen, bevor sie die ganze Stadt zusammenschreit!«
Der Söldner mit der ebenholzfarbenen Haut schlug ihr hart ins Gesicht, sodass sie zu Boden geschleudert wurde. Sie fing an zu schluchzen. »Wir haben Glück, aqid«, sagte Rafiq grinsend
und riss ihren Kopf an den Haaren nach hinten. »Sie ist nicht mal hässlich. Sieh sie dir an.«
Kadar beachtete weder ihn noch die Frau. Bishr und Uthman kamen aus dem Eingang zur Linken. »Was habt ihr gefunden?«, fragte er.
»Nichts«, sagte Uthman. »Nur die Ställe.«
»Pferde?«
»Nein.«
Damit hatte Kadar gerechnet. In den ersten Tagen der Belagerung waren alle Tiere in der Stadt beschlagnahmt worden, um einer Hungersnot vorzubeugen, darunter auch ihre Pferde. Den höhergestellten Bewohnern war es offenbar nicht besser ergangen. »Verriegelt die Eingänge und durchsucht das Haus«, befahl er. »Alles von Wert kommt hier in die Halle. Die Leichen versteckt ihr in der Markthalle. Es soll so aussehen, dass sie von den Trümmern erschlagen wurden.«
Während die Männer ausschwärmten, stieg er die Treppe hinauf. Er hatte keine Bedenken, sie unbeaufsichtigt nach Beute suchen zu lassen. Die Männer kannten seine Großzügigkeit bei der Aufteilung. Außerdem schien das Haus genug für alle zu enthalten. Bei seinem Weg nach oben sah er kupferne Leuchter und hochwertige Waffen an den Wänden.
Das Haus gefiel ihm. Es war geräumig und leicht zu verteidigen, wenn man nicht so leichtsinnig wie die früheren Bewohner war und die Türen offen ließ. Das oberste Geschoss wurde vollständig vom Gemach des Ritters eingenommen, ein Zimmer mit einem Bett unter einem grünen Baldachin, mehreren Truhen, zwei großen geschnitzten Schränken und einem Kamin, in dem kein Feuer brannte. Kadar ging zu einem Erker mit schmalen Fenstern. Der Katapultbeschuss hatte aufgehört. Ein kleiner Turm am Torhaus der Stadt stand in Flammen, und im Feuerschein wurde gekämpft. Die Mongolen versuchten den Wehrgang über Sturmleitern zu erreichen, während ihnen Pfeile, Steinbrocken und kochendes Wasser zusetzten.
Kadar war der Fortgang des Gefechts gleichgültig. Er blickte zu der schwarzen Fläche jenseits des Mongolenlagers, die über viele Meilen hinweg von keinem Licht unterbrochen wurde: der Sewansee. Er vermutete, dass er das Kloster am Ufer des gewaltigen Sees bei Tag und gutem Wetter hätte sehen können. Einen halben Tagesritt war es entfernt; nur zwanzig Meilen, und doch unerreichbar.
Er warf seinen Schwertgürtel aufs Bett, setzte sich und dachte nach, während an der Decke die Schatten kämpften.
Raoul schob die dornigen Zweige mit seinem Schwert zur Seite. Durch die Lücke in der dichten Brombeerhecke sah er
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