Der Gesandte des Papstes
trafen sie trotzdem nur wenige an. Vor der ersten Gruppe, bestehend aus etwa fünfundzwanzig Reitern, versteckten sie sich im Schilf und warteten, bis sie Richtung Süden verschwunden waren. Die zweite Gruppe bemerkten sie zu spät, um noch auszuweichen; doch die zehn Mongolen, die am Rand eines Bauerndorfs lagerten und sich von den Bewohnern mit Eiern, Käse und Brot versorgen ließen, nahmen keine Notiz von ihnen, sodass sie unbehelligt weiterreiten konnten.
Am frühen Nachmittag hielt Andranik in einem Birkenwäldchen an. Eine Wiese aus hohem, gelblichem Gras, das vom Wind zerfurcht wurde, erstreckte sich von den Bäumen bis zum See. Raoul wollte sich bei dem Armenier nach dem Grund dafür erkundigen, als er feststellte, dass auch die Söldner Halt gemacht hatten. Sie waren abgestiegen und standen in Bogenschussweite auf der Uferböschung.
Auch Raoul und seinen Gefährten stiegen ab und banden ihre
Pferde an den Birken fest. Es war heiß geworden, der Himmel war wolkenlos. Mit der gelben Wiese im Vordergrund wirkte der See unnatürlich blau, Mückenschwärme hingen wie dunkle Wolken über den schlammigen Tümpeln in Ufernähe.
Sie verbargen sich am Rand des Wäldchens hinter den Mauern eines vor langer Zeit verfallenen Gehöfts. Die Söldner hatten ihre Pferde angepflockt. Al-Munahid stapfte über die Wiese und blieb auf einer erhöhten Bodenwelle stehen.
Raoul zog unwillkürlich den Kopf ein, als der Blick des Söldners über die Gegend schweifte und auf dem Birkenwäldchen verharrte. Doch es war Zufall, dass al-Munahid in ihre Richtung geschaut hatte; schon einen Herzschlag später wandte er sich ab und ging zu einem seiner Männer.
Dort, wo die Söldner Halt gemacht hatten, erstreckte sich eine felsige Landzunge in den See, die wie ein ausgestreckter Finger auf eine winzige Insel wies.
Auf dem Eiland erhob sich die Ruine eines Klosters.
Kadar blickte über die Hügel, die erloschenen Vulkane, das Schilf und die Birkengruppe und dachte an die Reiter, die ihnen im Ararathochland gefolgt waren. Seit der Begegnung mit der ersten mongolischen Reitwache hatte er sie nicht mehr gesehen, und er war sicher, dass die Mongolen sie entweder gefangen genommen, zur Umkehr gezwungen oder niedergemacht hatten.
Warum hatte er dann das Gefühl, dass man sie beobachtete? Er sah niemanden, aber das hieß nichts; in dieser Gegend gab es unzählige Verstecke. Es war ein Gefühl des Ausgeliefertseins - als ob ein Pfeil auf die Stelle zwischen seinen Schulterblättern gerichtet war. In den Jahren als Soldat hatte er gelernt, seinem Gespür zu vertrauen, doch es war nicht auszuschließen, dass er so kurz vor dem Ziel übervorsichtig wurde.
Der Wind wehte ihm ins Gesicht, und er kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, als er zu dem alten Gehöft am Waldrand
blickte. Da war nichts, nichts und niemand. Du siehst Geister, dachte er und verwarf die Überlegung, zwei Männer dorthin zu schicken. Er kehrte zu seinen Männern zurück, die bei den Pferden auf seine Anweisungen warteten. Sie hatten die Tiere von den Mongolen bekommen, die dankbar gewesen waren, dass ihnen eine langwierige Belagerung erspart geblieben war. Alles war nach Plan verlaufen. Die fünfzig Krieger, die sie durch die Ausfallpforte hereingelassen hatten, hatten das nordwestliche Vorwerk im Handstreich genommen und das Tor für den Rest des Heeres geöffnet. Wenige Stunden später war die Stadt gefallen, und der Befehlshaber der Mongolen, ein Mann namens Natsagiin, hatte al-Munahid und seine Männer zu sich gerufen, um sich für die unerwartete Hilfe erkenntlich zu zeigen. Dabei war es einmal mehr von Vorteil gewesen, dass einer der Schakale Mongole war. Unardhu hatte lange mit Natsagiin gesprochen und erreicht, dass dieser ihnen einen Wegeschein ausstellen ließ. Mongolische Krieger, die Natsagiins Siegel sahen, ließen sie weiterziehen.
Dennoch triumphierte Kadar nicht. Noch hielt er das Zepter nicht in den Händen. Er mochte knapp davor sein, doch auf dieser Reise hatte es schon zu viele unangenehme Überraschungen gegeben. Außerdem war da immer noch dieses Gefühl.
Er ging zu ibn-Marzuq, der abseits der Söldner stand und mit abweisender Miene das Kloster betrachtete. Der Mann klammerte sich an seinen Hochmut wie ein Ertrinkender an eine Schiffsplanke. Dabei sah er mit seinem schmutzigen Mantel, dem steifen Arm und dem verfilzten Bart nicht mehr wie ein Wesir aus, sondern wie ein Bettler.
»Seid Ihr sicher, dass wir hier richtig sind?«, fragte Kadar
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