Der Gesandte des Papstes
an.
Matteo hielt die Armbrust in klammen Fingern. Er blickte in die Dunkelheit, in der Michele verschwunden war. Ihr Locken war mächtig, schier unwiderstehlich.
Eiserne Folterräder. Ein kochender Säurepfuhl. Das Heulen der verdammten Seelen …
Er hob einen Bolzen und die Spannkurbel auf, lud die Armbrust und setzte Raoul nach.
Der Bolzen in der Schulter machte dem Mann schwer zu schaffen, er wehrte Raouls Streiche immer ungelenker ab. Schließlich brachte Raoul den Mamelucken mit einem seitlichen Hieb aus dem Gleichgewicht, unterlief seine Schilddeckung und trieb ihm die Klinge in die Nierengegend. Als der Söldner zusammenbrach, sah sich Raoul Kadar al-Munahid gegenüber.
Langsam stieg der Söldnerführer über die Körper der Gefallenen.
Zwei Männer wollten ihm folgen, doch er gab einen Befehl in seiner rauen Sprache, worauf sie sich in den Turm zurückzogen.
Raoul musste kein Arabisch können, um den Befehl zu verstehen: Verschwindet, ich kümmere mich allein um ihn.
Drei Schritte vor ihm blieb al-Munahid stehen. Er hielt Krummsäbel und Rundschild vor sich und trug ein Panzerhemd sowie einen Helm mit Nasenschutz. Wachsame Augen, grau wie Klingenstahl, musterten Raoul. »Ich erinnere mich an dich, Christ«, sagte er in gebrochenem Latein. »Du bist nicht leicht zu töten.«
Er will Zeit gewinnen, dachte Raoul. Noch hielt Battista gegen die anderen Söldner stand, aber er war verwundet. Wenn er fiel, waren Raoul und Gaspare eingekreist. »Wo ist Rovelli?«, fragte er barsch.
Al-Munahids Mundwinkel zuckten. »Seid ihr deswegen hier? Um einen alten Mann zu retten?«
»Lasst ihn gehen.«
»Rovelli geht nirgendwo mehr hin. Meine Männer hatten ihren Spaß mit ihm, nachdem er uns alles gesagt hat.«
Raoul wollte nicht noch mehr Zeit verlieren. Er sprang über einen toten Söldner und zwang al-Munahid mit einer geschickten Serie von Hieben zum Rückzug. Der Syrer hielt Raoul mit zwei Streichen, die ihm beinahe den Bauch aufgeschlitzt hätten, auf Abstand.
»Du kämpfst gut, Christ. Wie heißt du?«
Raoul setzte nicht sofort nach. Es war schwierig, zwischen den Leichen festen Stand zu bewahren. »Wieso willst du das wissen?«
»Du hast Mut. Ich mag mutige Männer.«
Raoul behielt al-Munahid im Auge und wartete auf eine verräterische Bewegung, die einen Angriff ankündigte. »Raoul von Bazerat«, sagte er. Den Namen zu nennen tat gut, es gab ihm Kraft.
»Bazerat.« Ein Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Syrers, und er neigte den Kopf in einer spöttischen Verbeugung. »Es ist immer gut zu wissen, wen man tötet.« Mit einem Satz war er bei Raoul, griff schnell an und benutzte den Schild, um seinen Gegner in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken. Raoul tauchte unter einem Streich weg, während er seine Klinge nach vorn stieß. Mit einem metallischen Schleifen glitt sie am Schild ab.
Raoul überlegte fieberhaft, wie er Matteo freies Schussfeld verschaffen konnte, denn der stand mit der Armbrust nicht weit hinter ihm. Der Toskaner schoss nicht, aus Angst, seinen Gefährten zu treffen.
Al-Munahid beobachtete ihn lauernd. »Warum bist du wirklich hier, Christ?«
»Das weißt du genau.«
»Ja. Der Stab. Warum setzt du dein Leben für eine alte Krücke aufs Spiel?«
Er weiß so wenig wie ich, was es mit dem Stab auf sich hat!, durchfuhr es Raoul. »Sag du es mir.«
Anerkennend nickte der Söldner. »Du bist klug. Noch etwas, das ich an einem Mann schätze.«
Als Raoul Battista vor Schmerz aufschreien hörte, griff er wieder an.
Al-Munahid fing den Schlag mit der Klinge auf, ließ Raouls Schwert bis zum Heft herunterrutschen und stieß ihn dann mit dem Schild zurück. »Du bist schnell und geschickt, deine Beinarbeit ist erstaunlich. Ich kenne wenige Männer, die so gut kämpfen wie du. Trotzdem wirst du wieder verlieren.«
»Warum?«, fragte Raoul schwer atmend.
»Weil du kämpfst wie ein Edelmann.« Der Syrer griff mit derselben Abfolge von Hieben und Stößen an, mit der er Raoul bei ihrem ersten Kampf beinahe getötet hätte.
Raoul wich Schritt um Schritt zurück. Diesmal würde ihn kein Sturz retten.
Al-Munahid rutschte auf einer Blutlache aus und strauchelte. Raoul erkannte seinen Vorteil und ließ sich in die Hocke fallen. Doch der Syrer hatte ihn getäuscht. Er schnellte vor, und sein Knie traf Raouls Kiefer. Raoul prallte gegen Gaspare, der vor Schreck den Bolzen in die Decke abschoss und zu Boden fiel. Raoul wälzte sich von dem fluchenden Toskaner herunter und zückte
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