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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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drängte sich durch die Menge.
    Warum hatten ihn seine Leute nicht gewarnt? Wofür gab er ihnen Silber, wenn sie im entscheidenden Moment versagten? Doch Armin vergeudete keine Zeit damit, ihre Nachlässigkeit zu verfluchen. Er griff nach seinem Schwertgehänge und gürtete es sich um, während er polternd die enge, halbdunkle Treppe hinunterhastete. Seine Überraschung legte sich schnell, stattdessen wuchs die Vorfreude. Während der endlosen Stunden am Fenster hatte er sich Dutzende von Racheakten an Bazerat ausgemalt, dabei hatte er die Frau völlig vergessen. Sie gefiel ihm. Sie hatte etwas an sich, das seine Vorstellungskraft anregte. Gewiss würde sie schreien wie die junge Griechin und sich verdorben unter ihm winden, wenn er sie nahm. Ob es Bazerat gefiele, dabei zuzusehen, bevor er starb?
    Später, dachte er, als er aus der Tür der Herberge stürzte und in das Treiben am Hafen eintauchte. Bevor er sich Gedanken über sein Vergnügen machte, musste er zusehen, dass Bazerat ihm nicht wieder entwischte. Vor allem durfte er ihn nicht unterschätzen.
    Zwei seiner Leute lungerten vor einer Handelsstube herum und warteten auf Arbeit. Die anderen waren nicht zu sehen.
    Zwei mussten genügen. Armin gab ihnen ein Zeichen, worauf sich die beiden breitschultrigen Georgier in Bewegung setzten. Armin wartete nicht auf sie, sondern drängte sich durch eine Meute Reisender in kostbaren Gewändern, bis er Bazerat und seine Hure wieder sehen konnte. Er fragte sich, warum sie rannten und ob noch jemand außer ihm sie verfolgte. Aber da war niemand. Er hatte sie ganz für sich allein.

    Matteos Ärger, dass Raoul ihn stehen gelassen hatte, hielt nicht lange an. Da die Torwächter ausnahmslos Griechisch sprachen, wäre ihm sein Gefährte ohnehin keine Hilfe gewesen. Und es schadete sicher nicht, dass Raoul wütend auf die Hexe war; vielleicht erkannte er sie endlich als das, was sie war. Das mochte nichts an seiner Weigerung ändern, das Zepter nach Rom zu bringen, aber es war immerhin ein Anfang. Sorgen bereitete Matteo nur, ohne seinen Gefährten weitgehend schutzlos zu sein. Auch er hielt es für möglich, dass al-Munahid auf ihr Kommen vorbereitet war. Auf den überfüllten Hauptstraßen fühlte er sich einigermaßen sicher, doch noch wohler wäre ihm an Raouls Seite gewesen.
    Er versuchte sein Glück zuerst an dem Tor, durch das sie selbst die Stadt betreten hatten. Die vier Torwächter durchsuchten gerade die Tragekörbe einer Gewürzkarawane aus Persien nach verbotenen Waren und waren entsprechend wortkarg. Aber als sie hörten, dass Matteo etwas über ein paar Mamelucken erfahren wollte, die vor zwei Wochen an diesem Tor vorbeigekommen sein mochten, lachten sie ihn aus. Was er schätze, wie viele Menschen jeden Tag durch dieses Tor ritten, fuhren und gingen?, erwiderten sie - genau die Antwort, die er befürchtet hatte. Noch mutloser als zuvor machte er sich zum nächsten Stadttor auf.
    Wäre er in einer anderen Stimmung gewesen, hätte Trapezunt ihm vielleicht gefallen. Die Vielzahl der Händler, die verwirrenden, fremdartigen, lockenden und manchmal auch abstoßenden Gerüche der Hafenstadt, das bunte, lebendige Treiben auf den Straßen - all das erinnerte ihn an seine Heimatstadt Pisa. Er war seit vielen Jahren nicht mehr dort gewesen, und an Tagen wie heute fragte er sich, ob er sie überhaupt jemals wiedersehen würde. Nicht, wenn es so weitergeht wie jetzt, dachte er düster und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er Raouls Angebot, ihn nach Oberlothringen zu begleiten, nicht doch in Betracht ziehen und alles andere vergessen sollte. Aber er hatte
gelernt, solche Gedanken nicht ernst zu nehmen. Sie kamen in Momenten der Hoffnungslosigkeit und bedeuteten nichts. Er hatte seine Entscheidung längst getroffen.
    Er folgte dem Verlauf der Wehrmauer, die Trapezunt zum Land hin Schutz gewährte, und kam an einem Badehaus vorbei. Nach Seife riechender Dampf drang aus den Fensterschlitzen. Matteo erinnerte sich daran, dass er sich das letzte Mal in Konstantinopel gewaschen hatte. Plötzlich fühlte er sich sehr schmutzig und beschloss, dass es auf eine halbe Stunde nicht ankam.
    Ein Eunuch, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, erschien bei seinem Eintreten und verlangte eine Kupfermünze. Matteo gab sie ihm und ließ sich zu einem hölzernen Zuber führen, der gerade von zwei jungen Frauen mit dampfendem Wasser gefüllt wurde. Obwohl es draußen warm war, stand Matteo nach der langen Zeit der Sinn nach einem heißen

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