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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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geruhsames
Jahr ohne Sarazenen und Kämpfe. Seine Brüder beschäftigten sich nur mit Beten und ihren seltsamen Ritualen. Armin gab sich so wenig wie möglich mit ihnen ab, achtete aber zugleich darauf, nicht aufzufallen. Ordensritter zu sein, gefiel ihm. Er wollte es nicht aufs Spiel setzen.
    Eines Tages entdeckte er auf den Feldern in der Nähe der Ordensburg eine Bäuerin, eine junge Griechin, drall und schön. Armin sah ihr an, dass sie heiß zwischen den Beinen war, zerrte sie in den Stall und nahm sie zwischen den Schafen. Obwohl er ihr den Mund zuhielt, um ihre Schreie etwas zu dämpfen, wurden zwei seiner Brüder angelockt. Der eine glotzte entsetzt, der andere geil. Armin erschlug sie beide, bevor sie auch nur ihre Schwerter ziehen konnten. Andere Brüder kamen, überwältigten ihn und schleiften ihn vor den Großmeister, der ihn dreier Vergehen schuldig sprach: Verletzung des Keuschheitsgelübdes, Schändung einer Frau und - am schlimmsten von allen - Erheben des Schwertes gegen andere Christen. Wieder einmal wartete der Tod auf ihn, und diesmal konnte er sich durch keinen Waffendienst seiner Strafe entziehen. Also floh er.
    Der Ausbruch aus der Zelle war noch die kleinste Schwierigkeit. Während der Flucht aus der Festung tötete er zwei weitere Brüder, schlug sich zum Hafen durch und stahl sich an Bord eines Kauffahrers, der im Morgengrauen auslief. Armin war nackt bis auf seine Beinlinge, schlief in der Bilge, wo er sich ein Fieber holte, das einen weniger zähen Mann umgebracht hätte. Nachts kletterte er an Deck, um Wasser und Essensreste zu stehlen. In Trapezunt ging er, mehr tot als lebendig und versteckt in einer Kiste mit Wetzsteinen, an Land.
    Bald verdingte er sich wieder als Dieb und Messerstecher, der für einen Wochenvorrat an Wein und Brot den Feinden mächtiger Kaufleute die Kehle durchschnitt. Dafür hatte man ihn schon in Köln ins Verlies geworfen. Doch im Unterschied zu damals hasste er inzwischen das, was er tat, denn er hatte ein besseres Leben kennen gelernt. Als Söldner von al-Munahid
war es ihm in den Jahren darauf gelungen, sich dieses Leben zurückzuholen. Mehr noch: Der aqid bot ihm Abwechslung und die Aussicht auf Wohlstand. So betrachtet, war es nur ein geringer Preis, gelegentlich zu kämpfen oder in dieser erbärmlichen Herberge darauf zu warten, dass dieser Narr Bazerat aufkreuzte. Trapezunt mochte eine nach Duftwasser stinkende Stadt voller weibischer Krämerseelen sein, aber den Rest der Kriegerschar hatte es schlimmer getroffen: Wochen im Sattel, Mongolen und ein Kloster am Ende der Welt … dann lieber ungenießbaren Wein und hochmütige Huren.
    Außerdem hatte er mit Bazerat noch eine Rechnung offen. Beim Kampf in der Zisterne wäre er beinahe ertrunken, weshalb er sich seither Najibs Hohn und Spott gefallen lassen musste. Und Bazerats Tritt hatte ihm den Kiefer angebrochen. Es war viele Jahre her, dass Armin im Kampf besiegt worden war, und er freute sich schon darauf, Bazerat diese Schmach zurückzuzahlen.
    Wenn der Hurensohn nur endlich käme … Armin hatte mit dem Ritter und seinen Gefährten spätestens drei oder vier Tage nach seiner eigenen Ankunft gerechnet; schließlich liefen fast täglich Schiffe von Konstantinopel nach Trapezunt aus. Doch inzwischen waren zwei Wochen vergangen, ohne die kleinste Spur. Dass er den Ritter übersehen hatte, konnte nicht sein. Armin bezahlte vier Hafenarbeiter dafür, ihm sofort zu melden, sollte Bazerat von Bord gehen. Außerdem saß er selbst jeden Tag viele Stunden am Fenster und beobachtete die einlaufenden Schiffe. Bazerat musste aufgegeben haben. Das war einerseits enttäuschend, denn es brachte ihn um seine Rache. Andererseits hatte er das Warten satt. Wenn er schon in Trapezunt sitzen musste, bis der aqid zurückkam, wollte er seine Zeit mit etwas anderem verbringen, als aus dem Fenster zu starren. Noch einen Tag, nahm er sich vor. Wenn Bazerat bis morgen nicht eingetroffen ist, wird er gar nicht mehr kommen. Nach zwei Wochen konnte ihm der aqid nicht vorwerfen, er hätte sich keine Mühe gegeben.
    Armin schob den Hocker zurück, hob den Krug vom Boden
auf und trank etwas Wasser. Als er sich wieder dem Fenster zuwandte, bemerkte er in der Menge zufällig die Ägypterin.
    Sie trug dasselbe sahnefarbene Gewand wie in Konstantinopel, deshalb erkannte er sie sofort. Sie eilte an der Hafenmauer entlang, als wäre sie auf der Flucht. Armin reckte den Kopf aus dem Fenster, alle Vorsicht vergessend. Bazerat folgte ihr,

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