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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Raimondis stoppte
    sie. Das Klavier starb,
Don Giovanni
blieb stumm. Raimondi stimmte die Champagnerarie an. Sie war eine der Paradenummern
Don Giovanni
s im weiteren Fortgang der Oper. »
Fin ch’an dal vino …
«, er blickte dabei nicht zurück, sondern nach vorn, in den Zuschauerraum, gab Vladimir allerdings ein Zeichen weiterzusingen. Nichts geschah, der
Don Giovanni
blieb stumm.
    Ein letzter Versuch. Die Canzonetta, noch eine Paradenummer für den
Don Giovanni
. »
Deh vieni alla finestra …
«
    Stille.
    Raimondi ging zum Bühnenrand, warf Vladimir den Klavierauszug vor die Füße.
    »Du bist gefeuert.«
    *
    »Hast du ’ne Minute?«, fragte Benno Führwald, einer der Kriminaltechniker. Er stand in der Tür von Heinleins Büro im Kriminalhauptgebäude an der Wittelsbacher Straße.
    Heinlein blickte vom Schreibtisch auf. »Klar. Was gibt’s?«
    Benno setzte sich ihm gegenüber. In der Hand hielt er eine durchsichtige Plastiktüte, in der die .38er Smith & Wesson vom Tatort zu sehen war. Er legte sie auf den Tisch.
    »Wir haben etwas gefunden«, sagte Benno.
    »Die vollständige Seriennummer?«, fragte Heinlein.
    »Daran arbeiten wir noch. Doch zuerst wollte ich dir mitteilen, was die Suche nach Fingerabdrücken im Büro Sandners ergeben hat.«
    »Erzähl.«
    »Wie erwartet war die gesamte Einrichtung mit Sandners Fingerabdrücken und anderen, die wir bisher nicht zuordnen können, übersät. Bis auf zwei Ausnahmen …«
    »Und die sind?«, fragte Heinlein, der nur kurz aus seinen Unterlagen aufblickte.
    »An der inneren Türklinke waren keine Abdrücke zu finden. Zumindest keine, die wir erwartet hätten. So wie es ausschaut, muss jemand mit einem Tuch die Klinke von Spuren flüchtig gesäubert haben, oder die Person hat Handschuhe getragen.«
    Heinlein schaute nun aufmerksam, aber irritiert.
    »Wie habe ich das zu verstehen?«
    »Wenn du die Klinke ohne einen Handschuh anfasst, dann bleiben die Kapillaren deiner Handfläche darauf zurück. Das sind die Abdrücke deiner Hand, aus denen Wahrsagerinnen glauben, deine Zukunft lesen zu können. In unserem Fall konnten wir aber nur noch verwischte Abrücke sicherstellen, so, als hätte ein Handschuh die Klinke betätigt und die Spuren darauf vernichtet.«
    »Weist die äußere Klinke dasselbe Muster auf?«
    »Nein, und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Wenn es stimmt, was die Zeugen ausgesagt haben, dann sind zumindest drei Personen mit der äußeren Klinke ohne Handschuh in Berührung gekommen. Das war erstens die Person, die an Sandners Tür geklopft und dann die Klinke gedrückt hat, nachdem Sandner nicht geantwortet hatte. Zweitens der Intendant, der hinzugerufen wurde, und drittens der Hausmeister, der die Tür mit dem Schlüssel schließlich öffnete. Diese drei Personen haben mit ihren Abdrücken etwaige verwischte Spuren überlagert.«
    Heinlein dachte nach. Es stimmte, was Benno da sagte, es war seltsam, dass die beiden Türklinken nicht die gleichen Spuren aufwiesen. Wer einen Raum durch die Tür betrat, hinterließ die gleichen Spuren, wenn er ihn wieder verließ. In beiden Fällen mussten beide Türklinken benutzt werden.
    Soweit sich Heinlein an die Aussagen der Zeugen erinnern konnte, sagten sie, dass sie die Tür geöffnet und beim Anblick der Leiche nicht mehr verschlossen hatten. Danach sei sofort die Polizei verständigt worden. »Kann die innere Klinke nicht durch etwas anderes ›gereinigt‹ worden sein?«
    »Sicher wird es eine andere mögliche Erklärung dafür geben«, antwortete Benno, »doch interessant wird dieses Indiz in Zusammenhang mit dem, was wir auf der Waffe gefunden, besser, nicht gefunden haben.«
    »Spann mich nicht auf die Folter.«
    »Wenn sich jemand mit einer Waffe erschießt, findest du seine Fingerabdrücke darauf.«
    »Klar.«
    »Außerdem sollte man davon ausgehen, dass sich mehr als ein Abdruck darauf befindet, weil du die Waffe zuvor lädst oder sie in die eine oder in die andere Hand nimmst, einfach um ein Gefühl dafür zu bekommen.«
    »Logisch.«
    »Dementsprechend müsste die Waffe von Fingerabdrücken strotzen.«
    Heinlein ahnte die Antwort. »Tut sie aber nicht.«
    »Genau«, sagte Benno und nahm die Plastiktüte mit der Waffe zur Hand. »Seltsam ist, dass sich nur ein einziger Abdruck auf der Waffe befindet. So als habe Sandner die Waffe niemals vorher in der Hand gehabt und nur einmal benutzt.«
    »Oder er hat sie zuvor gereinigt.«
    »Entweder er oder jemand anderes. Wir haben stattdessen nur am Knauf und

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