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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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am Abzug die erwarteten Abdrücke gefunden. Nirgendwo sonst auf der Waffe. Ist das nicht eigenartig?«
    »Und ob«, bestätigte Heinlein. »Da stimmt was nicht.«
    Benno hatte noch eine Information im Ärmel. »Das ist noch nicht alles.«
    »Jetzt sag bloß nicht, dass es gar nicht die Waffe ist, mit der Sandner sich erschossen hat.«
    »Dochdoch, die Waffe ist es schon, aber … Etwas ist eigenartig. Die Waffe wurde vor Gebrauch gereinigt. Das steht fest. Allerdings nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    »Du meinst mit Waffenöl und einem Lappen?«
    »Genau. Wir haben Rückstände von einem Geschirrspülmittel gefunden. So, als hätte jemand die Waffe tatsächlich ins Spülwasser getaucht und zusammen mit den Kaffeetassen abgespült. Wer macht denn so was?«
    Heinlein suchte nach einer Antwort. »Jemand, der mit Waffen und deren Reinigung nicht vertraut ist.«
    »Würde das auch auf den Toten zutreffen?«
    Heinlein zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
    »Wieso sollte der Tote seine eigenen Spuren auf der Tatwaffe vernichten? Und wenn, wieso hat er nicht seine Fingerabdrücke beseitigt?«
    »Weil er da schon tot war.«
    »Nein, das meine ich nicht. Wieso hat er keine Handschuhe getragen, wenn er alle Spuren vermeiden wollte?«
    Heinlein schlussfolgerte: »Weil er die Person schützen wollte, die ihm die Waffe besorgt hat?«
    »Möglich. Dann solltest du nach jemandem suchen, der gerne Vollkornbrot isst und sein Parfüm selbst herstellt.«
    Heinlein geriet nun völlig ins Schleudern. »Was?« Benno nahm nochmals die Waffe zur Hand und
    zeigte auf die jeweiligen Stellen. »Wir haben in den Patronenkammern und im Spalt des Handgriffs Abrieb eines Baumwolltuchs gefunden. Dein Toter oder wer auch immer hatte die Waffe eine Zeit lang in ein gebrauchtes Handtuch eingewickelt. Durch den Transport haben sich feine Staubpartikel und Fasern gelöst, die sich in den Ritzen festgesetzt haben. Neben anderen Tests haben wir auch zwei Methoden zum Einsatz gebracht, die uns über das Umfeld der Waffe, genauer: des Tuchs, Aufschluss geben. Zum einen ist das die chemische Ionisation und zum anderen die Massenspektrometrie …«
    »Kein Fachchinesisch, bitte.«
    »Okay, es geht um eine olfaktorische Signatur.«
    »Benno!«
    »Gerüche, ganz einfach. So wie ein Hund eine Duftspur mit seiner Nase verfolgen kann, so können auch unsere Laborgeräte Rückstände eines Duftes auf einem Träger nachweisen. In diesem Fall drei ppt, das sind drei Billionstel Teile, vom Geruchsmolekül eines Roggenvollkorns, fünf ppt von Sandelholz und zwölf ppt von Moschus. Beide Öle sind synthetisch. Man benutzt sie entweder für Duftlampen oder für die eigene Herstellung von Parfüm.«
    Heinlein war jetzt völlig verloren in der Welt der Chemie. »Sag’s mir auf Deutsch, bitte.«
    »Also, Waffe samt Verpackung haben in einem Korb oder in einer Tasche neben dem Pausenbrot und einem Parfüm gelegen. Das Tuch hat den Duft aufgenommen und mit den abgeriebenen Fasern auf die Waffe übertragen.«
    Heinlein quälte eine Frage: »Wer benutzt Sandelholz und Moschus? Frauen oder Männer?«
    Benno dachte laut. »An jedem anderen Tatort hätt ich gesagt Frauen. Aber da du ja am Theater ermittelst, frage ich mich, wie viel Männer dort nicht mit Frauenparfüm durch die Gegend laufen.«

8
    Heinlein hatte einen der Besprechungsräume im Theater für seine Vernehmungen reserviert. Ihm gegenüber saß Kayleen McGregor, Lebensgefährtin des verstorbenen Fred Sandner, in der Hand ein Taschentuch mit Spitze, das sie hin und wieder an ihre Nase führte. Heinlein kam es vor, als wolle sie kein Sekret damit auffangen, sondern sich vor jeder Antwort auf seine Fragen für einen Moment dahinter verstecken.
    »Sie fanden also keine Anzeichen dafür, dass sich Herr Sandner das Leben nehmen wollte?«, fragte er. Zuerst das Taschentuch an die Nase, dann ein kleiner Seufzer, bevor sie antwortete. Ihre Augen wurden durch Haar bedeckt, das ihr ins Gesicht fiel. Dann hob sie den Kopf, atmete tief ein, als sei jede Frage eine Last.
    »Nein, beim besten Willen nicht.«
    »Können Sie sich erklären, woher er die Waffe hatte?«
    Wieder dieselbe Prozedur. »Nein, ich habe so etwas nie bei ihm gesehen. Er verabscheute Gewalt.«
    »Der Revolver ist nicht groß. Er könnte ihn ganz leicht in einer Schublade aufbewahrt oder in der Jackentasche mitgeführt haben.«
    »Ja, mag sein. Aber trotzdem, Waffen und Freddie, das passt einfach nicht zusammen. Man geht nicht bewaffnet zu

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