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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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sinnlose Frage. »Weil er seinen Text nicht draufhatte. Ganz einfach.«
    »Hat er Ihnen gedroht?«
    »Wieso sollte er?«
    »Nun, er schwor, dass er seine Entlassung nicht ohne weiteres hinnehmen wollte.«
    »Davon weiß ich nichts. Und es ist mir auch egal. Kann ich jetzt gehen?«
    Sie ließen ihn ziehen, wenngleich sie noch nicht fertig mit ihm waren. Er hatte bei weitem nicht alles preisgegeben, dessen waren sie sich sicher.
    Heinlein trat an Kilian heran, nicht ganz zufrieden mit dessen Informationsvorsprung, was die Begegnung der Garibaldi mit Raimondi betraf. »Was war da mit wem auf dem Gang gewesen?«
    Kilian kam nicht zur Antwort, Heinleins Handy unterbrach. Es wurde schnell klar, um wen es sich beim Anrufer handelte. Heinlein fragte nichts, sondern nickte nur. Er reichte Kilian schließlich das Handy.
    »Kilian hier.«
    Es war, wie vermutet, der Polizeipräsident. Die Nachricht vom Anschlag auf Raimondi und den Zeitungsmann hatten ihn aus einer Besprechung mit dem Regierungsdirektor geholt. Das stimmte nicht ganz, nicht der Anlass ließ ihn anrufen, sondern die Bitte der Oberbürgermeisterin.
    »Ich habe sie noch in der Leitung«, sprach er. »Hören Sie sich an, was sie zu sagen hat. Und … Kilian, wenn sie etwas von Ihnen will, dann stimmen Sie zu. Es ist alles mit mir abgestimmt.«
    Es war seltsam, wie sich die Befehlsstrukturen änderten, wenn man zum einen beurlaubt war und zum anderen in das Hoheitsgebiet eines anderen eintrat.
    »Kilian, ja bitte.«
    »Herr Kriminalhauptkommissar …«, drang es an sein Ohr.
    »Im Urlaub …«, unterbrach Kilian. »Der Leitende Beamte ist Kriminalhauptkommissar Heinlein. Möchten Sie nicht lieber mit ihm sprechen?«
    »Später«, antwortete sie. »Zuvor möchte ich Sie um etwas bitten. Wie Sie wissen, feiert die Stadt ihr dreizehnhundertjähriges Jubiläum …«
    Kilian ließ sie reden, hörte sich an, was er entweder bereits wusste oder was man sich an den Fingern abzählen konnte. Dennoch, sie hielt sich kurz, kam schnell auf den Punkt.
    »… und daher möchte ich Sie bitten, für die Dauer von zwei Wochen Ihren Urlaub zu unterbrechen, um den Premierentermin des
Don Giovanni
sicherzustellen.«
    »Was erwarten Sie von mir?«
    »Es ist mit Ihrem Chef und dem Intendanten abgesprochen: Wir möchten, dass Sie Herrn Raimondi bis zum Premierentermin vor weiteren Zwischenfällen schützen.«
    »Sie meinen Personenschutz?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Mir wäre der Ausdruck Sicherheitsbeauftragter für die Stadt angenehmer. Und dazu gehört an erster Stelle die Sicherheit eines Weltstars. So viele haben wir nicht, um seelenruhig dabei zuzusehen, dass sie in unserer Stadt ihres Lebens nicht mehr sicher sind.«
    Mit allem hatte Kilian gerechnet, damit aber dann doch nicht. Ihm fehlten die Worte. »Frau Oberbürgermeisterin, ich weiß nicht …«
    »Herr Kilian, es soll Ihr Schaden nicht sein, wenn Sie mir diesen Gefallen tun.«
    Er wurde hellhörig. »Was kann ich mir darunter vorstellen?«
    »Darüber sprechen wir, wenn Sie Ihren Auftrag erfolgreich abgeschlossen haben. Sie haben mein Wort. Ich pflege gute Kontakte in die Landeshauptstadt.«
    Sie traf das Zauberwort. Kilian überlegte kurz, fragte stumm Heinlein, der über alles aus dem Munde des Polizeipräsidenten unterrichtet zu sein schien. Er nickte nicht ganz freiwillig.
    Zwei Wochen waren vierzehn Tage. An jedem einzelnen würde Kilian das Meer vermissen. Nun, es würde auf ihn warten.
    »Gut, ich mache es.«
    »Ich danke Ihnen«, sprach sie. »Sie halten mich bitte auf dem Laufenden. Wenn es Probleme gibt, ein kurzer Anruf genügt. Danke.«
    Sie beendete das Gespräch.
    Heinlein kam ihm zuvor. »Ich habe nichts davon gewusst. Ehrlich.«
    »Nun gut, wie teilen wir uns auf?«
    »Ich leite die Ermittlungen offiziell. Du bist an Raimondi dran. Das ist alles.«
    Heinlein drehte sich abrupt weg. Kilian stutzte. »Is was?«
    »Was soll sein?«, antwortete Heinlein.
    *
    Kilian stand am Handlauf im dritten Stock. An der Stelle, von der aus der Täter das tödliche Geschoss hatte fallen lassen. Es ging rund dreißig Meter in die Tiefe, über insgesamt fünf Stockwerke hinweg. Der Täter musste ein gutes Auge haben, um den Anschlag zielsicher auszuführen, sagte er sich. Oder er hatte geübt. Kilian ging in die Hocke, suchte nach einem Anhaltspunkt. Neben den vielen Schrammen, die die Holzverschalung aufwies, war der gesuchte Hinweis schwer auszumachen. Überall Striemen von Schuhen, Dellen vom Transport und das

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