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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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zwar nicht, was diese kryptischen Sprüche zu bedeuten hatten, aber es überkam ihn plötzlich ein ungutes Gefühl. Er beendete schnell das Gespräch und lief zur Eingangstür des Großen Saals.
    Die Beleuchtung war heruntergedreht, sodass er sich für einen Moment erst an das knappe Licht gewöhnen musste. Er erkannte die Bühne, während er auf sie zulief und nach seinem Schützling Ausschau hielt.
    Raimondi stand mit dem Rücken zum Zuschauerraum.
    Er war allein auf der Bühne und sprach mit jemandem. Nicht mit dem Leporello, sondern mit einer Frau, die sich hinter den Kulissen aufhielt. Er konnte sie nicht sehen, hörte aber, wie sie Raimondi antwortete und wütende Kommandos an jemanden gab. Als er am Orchestergraben angekommen war und die kleine Treppe zur Bühne hinaufhastete, drehte sich Raimondi zu ihm um.
    »Kilian«, sagte er vertraut, als sei er einer seiner Schauspieler, »was haben Sie es so eilig?«
    Etwas aus der Puste geraten, verschaffte er sich mit ein paar Blicken rundum Klarheit, ob Raimondi außer Gefahr war. So war es, und er atmete erleichtert durch.
    »Tut mir Leid«, sagte Kilian, »ich habe diese seltsame Durchsage gehört und dachte gleich wieder an das Schlimmste.«
    Raimondi grinste. Es schien ihm zu gefallen, dass er im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit stand.
    »Wenn ich den Kerl erwische«, drohte Jeanne an ihrem Inspizientenpult. »Ich habe die Faxen dicke.«
    »Haben Sie etwa die Durchsage auch gehört?«, fragte Kilian überflüssigerweise.
    »Natürlich!«, fauchte sie ihn an. »Was glauben Sie, was ich hier mache?«
    Sie fuhrwerkte an diversen Schaltern und Knöpfen herum, suchte die Ursache der unerwarteten Fehlfunktion, revidierte die Ansage um der Hölle Rache und die Todesschmerzen, indem sie für alle im Haus hörbar eine Entschuldigung für die Panne ins Mikro sprach.
    Raimondi konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen. »Die Technik. Mit ihr ist es ein Fluch, und ohne sie bleibt die Bühne dunkel.«
    Jeanne murmelte etwas in sich hinein, was wenig Begeisterung für derartige Sprüche vermuten ließ.
    »Der Hölle Rache«, fragte Kilian, »was soll das bedeuten?«
    »Das ist eine Arie aus der Zauberflöte von Mozart«, antwortete Raimondi. »Die Königin der Nacht beauftragt damit ihre Tochter, den verhassten Sarastro zu töten. In der Fassung, die wir gehört haben, ist aus dem Sarastro jedoch ein Maestro geworden und aus der Königin eine Ich-Erzählerin. Fragt sich, wer wohl damit gemeint ist?«
    Für Kilian war es keine Frage, nachdem Raimondi im Treppenhaus nur knapp dem Tod entkommen war.
    Er blickte sich nochmals um, nach allen Seiten, um sicherzugehen, dass Raimondi keine direkte Gefahr drohte. Nachdem er sich vergewissert hatte, fragte er Jeanne, ob sie sich einen Reim auf das Zustandekommen dieser mysteriösen Durchsagen machen könne.
    Sie verneinte stumm, drückte wieder Knöpfe und betätigte Hebel. »Ich weiß es einfach nicht«, sagte sie und gab auf.
    »Nun, dann wollen wir die Zeit nutzen und die Bühne einrichten«, schlug Raimondi vor.
    Kilian wusste zwar nicht, was das zu bedeuten hatte, aber er wurde von Jeanne wieder von der Bühne verwiesen. Dann gab sie ins Mikro ein Kommando, woraufhin sich die Bühne einmal um die eigene Achse drehte. Raimondi blieb auf ihr stehen und fuhr wie auf einem Karussell. Jeannes zweites Kommando zwang ihn, die Bühne zu verlassen. Er trat an den Rand und wartete. Wie von Geisterhand bewegt, senkte sich die gesamte Drehbühne ab, bis sie nach einem langen Surren in die Verankerung einrastete.
    Kilian stieg auf den Bühnenrand und blickte ins Loch hinunter. Er schätzte die Tiefe auf rund vier Meter, wenn nicht mehr. Wer unvorsichtig war, konnte sich leicht den Hals brechen.
    »Gehen Sie bitte zurück! Herrgott nochmal, wie oft soll ich Ihnen das noch sagen«, raunzte Jeanne ihn an.
    Dann ins Mikro: »Bühnenumbau.«
    Kilian gehorchte, trat zwei Schritte zurück in den schützenden Orchestergraben.
    Über ihm im Schnürboden, an den Seiten und auf der Nebenbühne, die durch hohe, schwarze Stoffbahnen von der Hauptbühne abgetrennt war, kam Bewegung. Bühnenarbeiter machten sich an die Arbeit. Von oben wurden Metallstangen herabgelassen, an denen ein Teil des Bühnenbildes festgemacht war. Von der Nebenbühne wurde ein weiterer Teil auf Rollen hereingeschoben. Über allem thronte ein großer Bildschirm, auf dem Bildsequenzen abgespielt werden sollten.
    Raimondi bewegte sich zwischen den Arbeitern und den

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