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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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gab ihm dessen Nummer, und Kilian rief dort an.
    »Jaitner«, drang es barsch an sein Ohr.
    Kilian stellte sich vor, sagte ihm, was er wolle. Sein Gegenüber zögerte, fragte, wieso er an so einer alten Geschichte interessiert sei. Kilian erzählte ihm in groben Zügen von den Vorkommnissen in Würzburg.
    Schließlich begann Jaitner: »Es ranken sich die wildesten Gerüchte um etwas, was im Nachhinein eigentlich als dummer Lausbubenstreich durchgehen würde. Damals jedoch gab es deswegen einen großen Aufruhr …«
    Er erzählte Kilian die Geschichte von Raimondi, damals als Figaro am Hause engagiert. Es hatte einen Giftanschlag auf ihn gegeben, er war umgekippt, nachdem er aus seiner Wasserflasche getrunken hatte. Im Krankenhaus war ihm dann der Magen ausgepumpt worden, aber außer einer schwachen Verdünnung wurde nichts gefunden. Gut verdaulich sei sie nicht gewesen, doch in keinem Falle lebensgefährlich. Raimondi habe daraus einen Staatsakt gemacht, die Medien eingebunden, zu denen er bereits damals guten Kontakt hatte. Die Schlagzeile Weltstar Opfer eines Anschlages sei durch alle Zeitungen gegangen und habe der Produktion eine unerwartete Aufmerksamkeit bereitet. Fast, so fügte er hinzu, gottgegeben, da man durch Versäumnisse in der Öffentlichkeitsarbeit schlechte Zuschauerzahlen befürchtete. »Die Produktion lief dann zehn Wochen vor vollem Haus«, fügte er hinzu. »Gott sei Dank, sonst hätten wir ernste Probleme mit der Finanzierung bekommen.«
    Kilian überlegte laut. »Gab es denn einen Verdächtigen, soweit man davon sprechen kann.«
    »Seltsam, dass Sie danach fragen. Ja, erwischt hatte es den Tenor, der den Basilio gesungen hat. Raimondi hatte sich während der Proben mit ihm gestritten und setzte alles daran, dass er ausgetauscht wurde.«
    »Und, wurde er?«
    »Es war eine Bedingung Raimondis, ohne die er nach dem Krankenhausaufenthalt nicht wieder ans Haus zurückgekehrt wäre.«
    »Was passierte mit ihm?«
    »Wohl oder übel musste ich ihn bitten zu gehen. Er beteuerte zwar seine Unschuld, immer und immer wieder, doch ich musste eine Entscheidung treffen. Im Nachhinein leider die falsche, wie ich zugeben muss.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Heute würde ich wegen eines sensationswütigen Weltstars eine Produktion nicht mehr derart in Unruhe versetzen, selbst wenn es mich den Job kosten würde. Raimondi sang, füllte das Haus, aber die ganze Produktion hasste ihn und mich deswegen. Es dauerte Monate, bis sich der Krawall endlich gelegt hatte. Und ich verlor einen talentierten Tenor und ein gehöriges Maß an Respekt bei meinen Leuten.«
    Kilian ließ die Worte auf sich wirken. Raimondi, ein hinterhältiger Fallensteller, ein Lügner und Betrüger, eine selbstverliebte Diva, die Konkurrenz neben sich nicht duldete? Es fiel ihm schwer, diesen Eindruck zu bestätigen, nachdem er ihn erlebt hatte. Auf ihn wirkte er eher abgebrüht, selbstsicher, professionell, ja auch dickköpfig, direkt und beleidigend. Konnte man sich innerhalb weniger Jahre so ändern?
    Während Kilian sich seinem Gesprächspartner wieder widmete, ging die Tür zum Großen Saal auf. Franziska kam heraus, die Thermosflasche, das Pausenbrot und ihre Unterlagen in der Hand. Sie lächelte ihn kurz an und verschwand aus seinem Blickfeld zur Tür hinaus.
    »Wurde dieser Tenor von den Kollegen in Dresden überführt?«, fragte Kilian.
    »Nein«, lautete die Antwort. »Die Beweislage war zu dünn. Aber dennoch war sein Ruf beschädigt und seine Engagements für die nächsten zwei Jahre beendet. Der Mann lebte dann von Gelegenheitsjobs und Sozialhilfe, bevor er in …«, er überlegte, »ja, genau, am Mainfrankentheater in Würzburg ein festes Engagement fand.«
    Kilian spitzte die Ohren. »Können Sie sich noch an seinen Namen erinnern?«
    »Sicher, den werde ich so schnell nicht vergessen. Er hieß Steven Vanderbuilt. Ein Amerikaner.«
    Vanderbuilt. Kilian notierte sich den Namen, als ihn eine seltsam bekannte Durchsage aufhorchen ließ.
    Über die Lautsprecher im Foyer hörte er diese geschlechtslose, verzerrte Stimme, die er im Treppenhaus erstmals vernommen hatte.
    »Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen, Tod und Verzweiflung, flammet um mich her!
     
    Fühlt nicht durch mich der Maestro Todesschmerzen, So will ich nicht sein, auf nimmermehr.
     
    Verstoßen sei auf ewig und verlassen, Zertrümmert alle Banden der Natur, Wenn nicht durch mich der Maestro wird erblassen! Hört, Rachegötter! Hört meinen Schwur.«
     
    Kilian wusste

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