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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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dachte er darüber nach, wie Stiller das gemeint haben konnte. War es sein Ernst oder versuchte er die Gefahr, dass ein hellerer Stern den seinen überstrahlen könnte, zu überspielen?
    Raimondi entschied sich, seiner Linie der Zweideutigkeit treu zu bleiben. »Mit Ihnen wird es mir ein Vergnügen sein, den
Don Giovanni
auf die Bühne zu bringen.«
    »Leider werde nicht ich, sondern mein zweiter Kapellmeister die Premiere dirigieren«, antwortete Stiller.
    »Unter Ihrer musikalischen Aufsicht, wie ich doch annehme«, erwiderte Raimondi.
    »Selbstverständlich.« Er wandte sich zu seinem zweiten Kapellmeister. »Wie ich sehe, hat es ein paar Veränderungen gegeben?«
    In dieser Feststellung lag ein anklagender Ton.
    Kilian kannte diese Art, Fragen zu stellen. Er fand sie zumeist bei Menschen, die sich auf die Schwächen anderer konzentrieren, um die eigene Macht zu unterstreichen.
    Pohlmann suchte nach einer Antwort. Er wusste nicht, wie er seinen Chef die Änderungen in der Besetzung schonend beibringen konnte.
    Raimondi kam ihm zuvor. »Wir haben die Figur des
Don Giovanni
optimiert. Sie wird von einem sehr talentierten Mitglied des Chors gesungen. Ich bin mir sicher, dass er das Publikum begeistern wird. Sein Vorgänger zeigte massive Defizite in der Textsicherheit.«
    Stiller hielt stumm Rücksprache mit seinem Stellvertreter. Jener nickte.
    »Wo ist die Donna Elvira, die ich für die Rolle vorgesehen habe?«, wollte Stiller wissen.
    Die Frage stellte er Pohlmann, er schaute Raimondi nicht an. Doch auch hier antwortete Raimondi für ihn.
    »Die Donna Elvira ist Opfer der Disposition geworden. Sie ist irrtümlicherweise im Urlaub.«
    Stillers Miene verfinsterte sich. »Hat das denn niemand bemerkt?«
    Der Vorwurf war an Pohlmann gerichtet. Der wusste keine Antwort.
    »Durch den tragischen Tod von Herrn Sandner waren alle etwas abgelenkt. Solche Fehler passieren nun einmal. Aber ich denke, wir haben einen passenden Ersatz gefunden. Debbie Reynolds konnte kurzfristig einspringen«, er deutete nach hinten, wo sie ihnen zulächelte, »und sie hat die Donna Elvira bereits in New York, Boston und San Francisco gesungen. Sie erinnern sich vielleicht, die Kritiken haben ihr damals sehr geschmeichelt.«
    »Ja, ich hörte davon«, antwortete Stiller knapp. Er blickte sich um, prüfte, ob sich noch etwas seit seiner Abreise verändert hatte. Er sah Kilian, ignorierte ihn aber zugunsten von Franziska Bartholomä. Er fragte sie direkt: »Sollten Sie nicht in Ihrem Kasten sitzen?«
    Ein unerwartet aggressiver Ton lag in seiner Stimme. Es schien, als wären die beiden sich nicht grün. Noch bevor erneut Raimondi die Lage klären konnte, antwortete sie: »Die Regieassistentin ist ausgefallen. Ich bin für sie eingesprungen.«
    »Und wer hat Ihnen das erlaubt?«, fragte Stiller ungehalten.
    »Ich war es. Es geschah auf meine Anweisung hin«, antwortete Raimondi, immer noch die Gelassenheit in Person.
    »Damit überschreiten Sie Ihre Befugnisse. Wer aus meiner Mannschaft wo und wie eingesetzt wird, bleibt allein mir vorbehalten.«
    Raimondi machte auf Verständnis. »Dessen war ich mir von Anfang an bewusst. Es geschah aus reiner Verlegenheit. Die Regieassistentin zeigte sich wenig geeignet für die Aufgabe, die sie erfüllen sollte. Ich denke, wir haben mit Franziska die beste Besetzung aus Ihrer Mannschaft gefunden.«
    Stillers Blick ging wieder zu seinem Stellvertreter Pohlmann. Da er seit Beginn der Proben mit dabei war, kannte er die Geschichte mit Marianne. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem zuzustimmen.
    Was auch immer den GMD getrieben hatte, seinem Ärger über die nicht abgesprochenen Änderungen Luft zu machen, so war er jetzt, zumindest rhetorisch, von Raimondi in die Schranken verwiesen worden. Nicht nur er spürte das.
    »Wir werden das intern klären«, sagte er, bevor er ging und Pohlmann anwies, ihm zu folgen.
    Raimondi lächelte ihnen hinterher. Wieder genoss er den Triumph einer gewonnenen Auseinandersetzung.
    Kilian fragte sich, was für ein Mensch Raimondi war. Bei jeder Gelegenheit suchte er den Widerspruch, den Kampf, um sich zu beweisen. Die Aussicht auf den Sieg bestimmte sein ganzes Wesen.
    Raimondi klatschte in die Hände und rief damit die Darsteller zur Konzentration. »Machen wir weiter«, sagte er.
    »Takahashi, das war für den Anfang nicht schlecht, doch ich glaube, wir müssen an deinen tänzerischen Fähigkeiten noch etwas feilen.«
    Er drehte sich dabei zu Franziska um. Sie schien den

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