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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Typ? Genoss er die Überlegenheit, aalte er sich in der Ehrfurcht, die ihm seine Mitarbeiter entgegenbrachten? Und dann diese seltsame Spannung, die zwischen ihm und Franziska Bartholomä lag. Die beiden konnten sich nicht ausstehen, das war in dem kurzen Moment des Aufeinandertreffens unübersehbar gewesen. Was steckte dahinter? Franziska konnte ihm wohl kaum gefährlich werden. Also musste es einen anderen Grund geben, wieso Stiller eine solche Antipathie gegen sie hegte.
    »Hörst du mir überhaupt zu?«, fragte Pia mürrisch. Sie konnte erkennen, dass Kilian mit seinen Gedanken ganz woanders war.
    »Ich bin ganz Ohr«, antwortete Kilian beiläufig.
    Und wie schnell sich Franziska in ihre neue Aufgabe als Regieassistentin eingelebt hatte! Es machte den Anschein, als täte sie den Job nicht zum ersten Mal, so reibungslos funktionierte die Zusammenarbeit mit ihr und Raimondi im weiteren Verlauf der Probe. In dieser jungen Frau steckte weit mehr, als man auf den ersten Blick erkennen konnte.
    »Jo, verdammt!«
    »Was ist?«
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Tu’s doch einfach.«
    »Dann hör mir endlich zu.«
    »Ich höre.«
    »Ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll …
    aber da ist etwas, das du wissen solltest.«
    »Ja …?«
    »Du kennst meine Gefühle für dich?«
    »Sicher.«
    »Jetzt mach nicht so auf überheblich!«
    »Okay.«
    »Also, es ist so … ich …«
    Kilians Aufmerksamkeit wurde in diesem Moment auf jemanden gelenkt, der soeben auf einem Fahrrad an ihnen vorbeifuhr. Pias Worte verklangen ungehört. Vladimir radelte auf die Ampel an der Kreuzung Theaterstraße zu.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte Kilian.
    »Aber es ist so«, erklärte Pia. »Ich war mir am Anfang auch nicht sicher, doch dann …«
    »Entschuldigung, Schatz«, sagte Kilian, während er von seinem Stuhl aufsprang, »wir reden später weiter. Okay?«
    »Nein, verdammt! Du bleibst jetzt hier. Es ist wichtig!« Ein Kuss auf die Wange, und Kilian rannte los.
    Pia schaute ihm verlassen nach. Sie schien nicht traurig, stattdessen spiegelte sich eine Gewissheit in ihrem Gesicht, dass sie den falschen Mann in ihr Leben gelassen hatte. Das war nun eindeutig.
    Vor Kilian überquerten Fußgänger die Ampel. Mit ihnen Vladimir auf seinem Rad. Er merkte nichts davon, dass er verfolgt wurde. Dennoch war er schnell genug, um seinen Verfolger bereits auf dem Paradeplatz abzuhängen.
    Kilian blieb stehen, keuchte sich die Lunge aus dem Hals. Die verdammten Zigarillos. Sie kosteten ihn nicht nur seine Gesundheit, sondern auch den erfolgreichen Zugriff auf einen Tatverdächtigen.

16
    Im Grunde genommen war es allen schon längst klar. Doch niemand wollte es wahrhaben. Es gab kein Morgen mehr. Hier und heute würde die Wahrheit ausgesprochen. Das Haus war am Ende, und niemand würde es aufhalten können. Niemand außer mir.
    Denn keiner rechnete damit, dass ich mein Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft hatte. Da war weit mehr, als irgendjemand ahnen konnte. Mein Plan war bisher in jeder Hinsicht aufgegangen. Ich hatte Sandner sich selbst aus dem Theaterbetrieb entfernen lassen, hatte Raimondi in den Sattel gehoben und die Presse mit Tod und Skandal gefüttert. Die Maschine lief rund, und ich schmierte sie mit allem, was dazu nötig war. Und das würde auch die nächsten Tage so weitergehen.
    Heute war der Tag, an dem Öl in mein Feuer geschüttet wurde. Jedem musste klar sein, dass es keinen anderen Weg zum Überleben gab. Es war die letzte Chance, die wir hatten. Doch während ich handelte, verfielen sie in Klagen und Schuldzuweisungen. Sind sie wirklich alle so blind und sehen nicht, dass man erst dann tot ist, wenn das Licht ganz erlischt?
    So weit war es noch lange nicht. Ich war noch am Leben, mehr denn je. Aus der Rache zu Beginn meines Plans ist nun kühle Berechnung geworden.
    Ich werde sie mir zunutze machen, zum Wohl von uns allen.
    *
    Die Oberbürgermeisterin war stinksauer, schwor, den Singvogel ausfindig zu machen.
    Denn das, was sie als oberste Dienstherrin des städtischen Mainfrankentheaters an diesem Tag zur Betriebsversammlung verkünden wollte, konnte sie in groben Zügen bereits in der Ausgabe der Lokalzeitung lesen. Jemand aus dem Stadtrat musste geplaudert haben. Nach einem Zwanzig-Millionen-Defizit im Stadtsäckel waren umfangreiche Entlassungen und massive Kürzungen im Etat nicht mehr zu vermeiden. Rund zwei Millionen Euro sollten im Spielbetrieb eingespart werden.
    Wen es treffen würde, wusste noch keiner.

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