Der Gesang der Maori
fragte sie
schlieÃlich, als Matiu sie endlich in einen flachen Wellblechbau, der als
Kantine diente, gebracht hatte.
»Das ist unterschiedlich. Ein Teil wird in den Fiordlands gemacht,
dort sorgen die steilen Wände für eine ganz eigene Stimmung. Und die âºBerge der
Verzweiflungâ¹, die findest du im Tongariro-Nationalpark, beim Ruapehu. Da ist
es immer kahl, Dämpfe steigen vom Boden auf, und selbst ohne irgendwelche
Filmtricks kann man dort auch hin und wieder Geister sehen â¦Â«
»Da will ich hin!«, erklärte Katharina spontan. »Ist das weit?«
»Weit? Nein. Aber es ist noch nichts zu sehen von den Dreharbeiten.
Auf dem Ruapehu hat die Natur die kompletten Drehorte geschaffen â wir müssen
nur noch die Landschaft mit ein paar Elben, Hobbits und Zwergen darin
aufnehmen.«
»Aber gerade das ist doch groÃartig für meine Reportage. Oder denkst
du, dass ich nicht fit genug für so eine Tour bin?« Katharina war jetzt völlig
begeistert von ihrer Idee.
»Okay, dann klettern wir da am Wochenende eben hoch. Wenn es dir so
wichtig ist â¦Â« Matiu gab sich geschlagen. »Hast du wenigstens feste Schuhe
mitgebracht?«
»Klar, ich wollte für alle Fälle gewappnet sein, keine Sorge!«,
versuchte Katharina ihn zu beruhigen. Dann biss sie sich auf die Lippen. Mit
einem Schlag war ihr klar geworden, dass sie die Wanderstiefel im Haus von Sina
und Brandon gelassen hatte. »Mist. Ich habe sie vergessen. Aber ich kaufe mir
welche, bis zum Wochenende habe ich alles, was ich brauche.«
»Das geht doch nicht!«, rief Matiu aus. »Ordentliche Wanderstiefel
muss man einlaufen, sonst scheuern die ganz schrecklich. Und eine Wanderung mit
Blasen an den FüÃen ist das Letzte, was du dir wünschst!«
»Das mit dem Einlaufen ist mir schon klar. Ich wandere wirklich
viel, kannst du mir glauben. Vor ein paar Jahren habe ich Sina auf jeden Treck,
den es gibt, gejagt. Ich glaube, sie hat mich dafür gehasst! Ich habe nur nicht
daran gedacht, dass ich für diese Reportage auch meine Wanderstiefel brauchen
würde.« Fragend hielt Katharina ihm einen Fuà entgegen, während sie auf dem
anderen balancierte. »Und du glaubst wirklich nicht, dass ich mit diesen
Sneakers da hochkomme? Immerhin wollen bald auch die Schauspieler da hoch!«
»Ja. Mit Hubschraubern«, knurrte Matiu. »Wir würden doch nie das
Risiko eingehen, dass die sich ein Bein brechen oder Schlimmeres.« Er zuckte
mit den Achseln. »Meinetwegen kannst du mit deinen Turnschuhen nach oben
rennen. Das tun schlieÃlich jedes Jahr Hunderte von Touristen, ohne dass ihnen
etwas passiert. Aber ich für meinen Teil ziehe lieber ordentliche Stiefel an!«
»Dann kannst du mich ja retten, wenn ich in Bergnot gerate«, grinste
Katharina. »Wann holst du mich morgen ab? Um sechs Uhr?«
»Gleich morgen?« Matiu schien über seinen eigenen Elan etwas
erschrocken zu sein.
»Na ja â morgen ist Samstag«, erklärte Katharina. »Hast du da nicht
frei? Und hast du nicht etwas von Wochenende gesagt?«
»Ja«, nickte Matiu. Und murmelte gleichzeitig, halb für sich selbst:
»Ich muss komplett wahnsinnig geworden sein! Ich stehe mitten in der Nacht für
eine Bergwanderung auf â¦Â« Heimlich musste er sich allerdings eingestehen, dass
er sich auf den Tag mit der deutschen Reporterin freute.
Als Katharina am nächsten Morgen in sein Auto kletterte, lagen zwei
sorgfältig gepackte Lunchpakete auf der Rückbank â und daneben sogar eine Flasche
Rotwein. »Damit können wir dann am Abend feiern, dass wir die Wanderung
geschafft haben!«, erklärte Matiu, als er ihren etwas verblüfften Blick sah.
Und damit wendete er und gab Gas.
Eine Zeit lang schwiegen die beiden wie altvertraute Freunde.
Katharina genoss die Ruhe. Viel zu oft plapperten die Menschen in ihrem Gewerbe
ohne Sinn und Verstand vor sich hin. »Wortinkontinenz« hatte Tom das immer
genannt. Einer seiner besseren Witze. Und sie hasste das Geplapper aus tiefstem
Herzen.
So dauerte es fast eine halbe Stunde, bis Matiu das Schweigen brach.
»Glaubst du wirklich, dass du unsere Wanderung heute in deine Reportage einbauen
kannst?«
»Warum nicht? Wenn du mir sagst, was genau ihr da oben plant, dann
kann das doch ziemlich spannend sein. Aber ich gebe zu, dass ich es wirklich
liebe zu wandern. Den Treck über den Tongariro
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