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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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ihren Leichtsinn mit den Wanderschuhen: Immer wieder
verlor sie in dem lockeren Geröll den Halt und knickte leicht um. Zum Glück
lief sie hinter Matiu her, er konnte sie in ihrer Not nicht sehen. Nur wenige
Hundert Meter später verließ er den markierten Pfad und deutete auf einen Grat,
der sich über ihnen entlangzog. »Da oben werden wir hauptsächlich drehen. Das
sollten wir uns ansehen!«
    Katharina nickte nur. Ihr Atem ging inzwischen zu schwer, als dass
sie noch ausführlich antworten konnte. Auf dieser kurzen Strecke gab es keine befestigten
Wege mehr, die scharfkantigen Steine gaben jetzt beim Auftreten nach. Es fühlte
sich an, als ob sie bei jedem Schritt einen halben Meter zurückrutschte. Der
Schweiß rann ihr in Strömen den Rücken herunter, ihre Haare klebten ihr feucht
im Nacken. Sie verfluchte sich insgeheim, dass sie auf diese dämliche Wanderung
bestanden hatte. Was konnte sie hier schon sehen, das sie nicht auch in einem
Reiseführer hätte anschauen können? Und heimlich nahm sie sich vor, dass sie in
Deutschland wieder etwas für ihre Fitness tun würde. Zweimal die Woche joggen
oder Fahrrad fahren – das war das Mindeste. Sie durfte es nicht zulassen, dass
sie plötzlich zu einer dieser Bürofrauen wurde, die ihrer einstigen
Sportlichkeit nachjammerten.
    Matiu drehte sich um und musterte seine Begleiterin belustigt. Auf
ihren Wangen zeichneten sich hektische rote Flecken ab, auf ihrer Oberlippe
hatte sich der Schweiß zu kleinen Tröpfchen gesammelt. Ihr T-Shirt war nassgeschwitzt und auf ihrer Stirn zeigte sich
eine steile Falte. Wahrscheinlich würde sie nie zugeben, dass sie eine kleine
Pause benötigte … Er beschloss, dass er sie am Grat, der nur noch wenige
Höhenmeter entfernt lag, endlich erlösen wollte. Entschlossen drehte er ihr
wieder den Rücken zu und kämpfte sich weiter über den steilen Hang, als er mit
einem Mal hinter sich einen Fluch und das polternde Geräusch von Steinen hörte.
Matiu fuhr herum und sah, wie Katharina, die ausgerutscht und gestürzt war, ein
Stück den Hang hinunterrutschte.
    Â»Alles in Ordnung?«, brüllte er ihr zu, während er sich auf den Weg
zu ihr machte.
    Â»Sind nur ein paar Schrammen«, rief sie zurück und rappelte sich
langsam wieder auf. Ihr schweißnasses Gesicht war jetzt mit dem feinen Staub
der Steine bedeckt. Auf der hellen Hose zeigten sich Dreckspuren. Sie
versuchte, den Staub abzuklopfen, und hörte fluchend auf, als sie merkte, dass
sie es eher schlimmer als besser machte. Als Matiu sie erreichte, gab er ihr
die Hand. »Diese Hänge sind wirklich schwierig, vor allem abseits der Wege. Von
unten ist nur schwer zu sehen, wie steil das hier wirklich ist!«, erklärte er.
    Katharina versuchte ein Lächeln, das ihr allerdings kläglich
misslang. »Ich gebe zu, ich habe mich völlig verschätzt, was meine Kondition
betrifft. War immer der Meinung, mich kann nichts umwerfen«, sagte sie und
versuchte immer noch, ihren keuchenden Atem unter Kontrolle zu bekommen. Ohne
Widerrede griff sie nach Matius Hand und ließ sich von ihm helfen. Es schien
ihr wie eine Ewigkeit, bis sie den Kraterrand erreichten – und hier war sie für
einen winzigen Augenblick wirklich sprachlos. Von diesem Punkt aus konnte man
weit in die Ebene sehen, sie bildete sich sogar ein, in der Ferne den Pazifik
zu sehen.
    Matiu hatte sich auf den Boden gesetzt und lehnte gelassen an einem
der großen Felsbrocken, die wie das Spielzeug eines Riesen herumlagen. Er
klopfte einladend mit der Hand auf die Steine neben sich. »Komm, setz dich
doch. Du siehst ganz so aus, als ob du eine Pause nötig hättest.«
    Dankbar ließ Katharina sich neben ihm fallen – und wäre fast sofort
wieder aufgesprungen. Der Boden unter ihr war so warm wie eine lebendige Hand!
»Das ist ja merkwürdig!«, rief sie aus. »Spürst du das auch?«
    Â»Aber natürlich«, nickte Matiu. »Das hier ist ein aktiver Vulkan, da
ist der Boden natürlich warm. Es ist nur so, dass das jeder vergisst, der hier
nur herumläuft.« Er griff in seinen Rucksack, holte eine Trinkflasche heraus
und hielt sie Katharina einladend entgegen. »So wie du aussiehst, solltest du
jetzt dringend etwas trinken! Bedien dich!«
    Katharina hing an der Flasche wie eine Verdurstende. Über ihrem
Sturz und dem Ärger mit diesem Geröll hatte sie ganz vergessen,

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