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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Aufregung. Dieses winzige Nugget, nicht größer als zwei Stecknadelköpfe, war ihr Belohnung genug für die stundenlange zermürbende Arbeit in der Hitze. Sie dachte sich, dass die Kopfschmerzen vom allzu intensiven Starren in das Metallsieb kamen, weil sie Angst hatte, auch nur den kleinsten Edelstein zu übersehen.
    Lester stieß einen begeisterten Rebellenschrei aus, als Madi ihm zurief: »Gold, Lester! Ein Nugget. Ein echtes Nugget. Ehrlich. Schauen Sie.« Sie stolperte durch das felsige Bachbett zu der Stelle, wo er grub.
    Lester lehnte sich auf seine Schaufel und lächelte die schweißüberströmte Frau an, die ihm mit weit aufgerissenen Augen und beinahe sprachlos ihre Pfanne zur Inspektion hinhielt.
    Vorsichtig stieß er das kleine Nugget mit der Fingerspitze an. »Glückwunsch, Miss Madi«, sagte er und nickte in Anerkennung ihres Fundes. »Tja, wie ich schon gesagt hab, 's fing an, gut auszusehn. Schätze, das is 'ne gute Zeit, Pause zu machen, was zu essen und 'n bisschen zu feiern, eh? Die Tombox is fast leer, das is gut.«
    Der Lunch bestand aus gepökeltem Schweinefleisch mit kaltem Reis und klein geschnittenen Yamswurzeln. Madi war hungrig, und es war ihr egal, was sie aßen, solange es ihr den Magen füllte und ihr neue Kraft gab. Sie staunte darüber, dass ein so einfaches Essen derart gut schmecken konnte. Erinnerungen an Grillfeste und Picknicks machten ihr wieder bewusst, dass es im Freien oder am Lagerfeuer am besten schmeckte. Sobald sie ihren Becher Tee ausgetrunken hatte, setzte sie den alten Krickethut wieder auf und erhob sich. »Okay, ich bin fertig.«
    Lester blieb ruhig sitzen. »Jetzt is Siestazeit. Besser, wir ruhn uns aus und tun dann wieder arbeiten.«
    Es war unglaublich heiß, also folgte sie Lesters Beispiel und legte sich im Schatten der Bäume in ihre Hängematte. In wenigen Minuten war sie eingedöst.
     
    Als sie langsam wach wurde, lief ihr der Schweiß herunter, und sie dachte schläfrig, es müsse so heiß sein, dass die Steine schmolzen. Plötzlich schien sich die Szenerie in das Bild eines surrealistischen Malers zu verwandeln – weiche, zerfließende Berge, die miteinander verschmolzen, Lava, die mit zischenden, dampfenden Blasen in den Fluss strömte. Seltsam verformte Bäume, die sich trunken auf gummiartigen Stämmen bogen. Ein Fluss, der aufwärts floss und sich über die Stromschnellen zurückrollte wie der Deckel einer Sardinenbüchse. Blumen, die sich wie im Zeitraffer öffneten und schlossen.
    Träumerisch erinnerte sie sich an Gwens Beschreibung riesiger, tassenförmiger Lilien, gefüllt mit schwammigem, smaragdgrünem Moos, aus dem kleinere Blumen in erstaunlicher Farbenpracht und Vielfalt hervorsprossen … Blumen, die aus Baumstämmen wuchsen … Frösche und Eidechsen und Schmetterlinge in leuchtenden Farben wie funkelndes Geschmeide – strahlend rot und grün, silber und schwarz, türkis und gelb. Sie stellte sich eine riesige Menge von Goldfröschen vor, die wie tropisches Konfetti glitzerten.
    Madi fühlte sich wie Alice in einem märchenhaften Wunderland und schüttelte den Kopf, um diese seltsame Vision loszuwerden. Der Anblick des Lagers trat wieder in den Vordergrund – der langsam fließende Strom, die kantigen Felsen und die beruhigende Gestalt von Lester, der über den Spülkasten gebeugt stand. Während Madi ihn betrachtete, wurde sie von einer Welle der Zuneigung zu ihrem guyanischen Freund überströmt. Sie hatten nur wenig Persönliches vor diesem Trip ausgetauscht, aber es bestand eine Bindung zwischen ihnen, die sie nur schwer beschreiben konnte. Es war nichts Romantisches oder Körperliches, weder brüderlich noch das, was Freundinnen verbindet. Zum ersten Mal wurde ihr klar, dass sie einen guten Freund hatte, ohne dass es da irgendwelche Komplikationen gab. Jeder von ihnen führte ein vollkommen anderes Leben, und ihre Herkunft war so verschieden, doch was sie verband, war dieses Land. Sie konnte sich wirklich glücklich schätzen, ihn kennen gelernt zu haben. Lester hatte ihr die Schlüssel zur Tür von Guyana gegeben.
     
    Sie ging zu ihm hinunter, froh, durch den kühlen Bach waten zu können. »Hier, tun Sie sich durch'n Sand graben, bis Sie auf Kies stoßen. Tun Sie den Kies in die Pfanne, waschen ihn, und dann sehn wir, ob er gut aussieht.«
    In den ersten paar Pfannen fanden sie winzige Goldkrümel, und Lester beschloss, tiefer zu graben, schüttete aber erst eine Ladung Kies in Madis Pfanne.
    Plötzlich stieß Madi einen

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