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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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und Sydney schien auf einem anderen Planeten zu liegen. Sie griff in ihrer Tasche nach dem kleinen, geschnitzten Frosch, fuhr mit dem Finger über das glatte Holz und fühlte sich vollkommen zufrieden. Sie glaubte daran, dass ihr kleiner Frosch – ihre Nachbildung der Goldfrösche vom Kaieteur – ihr Glücksbringer war, ihr Schicksalswächter.
    Holzrauch stieg ihr in die Nase, und als sie das Lager erreichte, sah sie, dass Lester die alte Zinkbadewanne mit heißem Wasser gefüllt hatte. Er begrüßte sie mit einem Grinsen.
    »Das is Ihre Belohnung fürn ersten Tag! Mann, Sie ham ganz schön gerackert. Hätt nich gedacht, dass Sie durchhalten würden. Viel Spaß beim Baden. Ich geh die Fallen nachsehn, vielleicht ham wir was Schmackhaftes gefangen, 'n Marudi oder 'n Talegallahuhn, eh?«
    Madi beäugte das Bad. »O Lester! Was für ein Genuss! Danke. Sie sind wirklich ein Gentleman.« Er verbeugte sich und lächelte breit, griff dann nach seiner Flinte und einem leeren Proviantbeutel und marschierte in Richtung Dschungel.
    Das heiße Wasser lockerte ihre steifen Muskeln, und sie kicherte bei dem Gedanken, welches Bild sie abgeben musste, in einer Badewanne im Freien hockend, neben einem Zelt und einem Lagerfeuer mitten im Dschungel. »He, Gwen, das ist ein Leben, was?«, sagte sie laut und rief den Geist dieser anderen Australierin an, die in den Zauberbann der Diamanten, des Flusses und des Dschungels von Guyana gefallen war.
     
    Die Tage waren ausgefüllt mit körperlicher Arbeit, die Madis Muskeln stärkte und ihren Rücken kräftigte. Die Arbeit wurde von Momenten voller Schönheit und Friedlichkeit unterbrochen wie auch von Augenblicken größter Erregung und Dramatik. Es war eine Welt, die Madi so in Anspruch nahm, dass sie kaum einen Gedanken an irgendjemand oder irgendetwas verschwendete, das nicht zu dieser unmittelbaren Umgebung gehörte.
    Lester war voller Bewunderung für die Hartnäckigkeit, mit der sie weitermachte, auch wenn sie müde war oder wenn sie tagelang nichts gefunden hatten. Sie war ein Arbeitstier, aber er erkannte, dass ihre Begeisterung und ihre Freude am Dschungel und an dem, was sie taten, echt waren. Seine Besorgnis wegen der rauen Bedingungen und seine Zweifel, ob sie damit fertig würde, waren längst verflogen, und ihm ging auf, dass er ihre Gesellschaft und ihre äußerst fähige Mitarbeit vermissen würde.
    Nach und nach gewöhnten sie sich an, nach dem Essen am Feuer zu sitzen, ein Gläschen Rum zu trinken und sich zu unterhalten. Am liebsten hörte sie zu, wenn Lester von Guyana erzählte. Er sprach aus der Perspektive eines Mannes, der seine geringe Schulbildung durch das Lesen einer breitgefächerten Palette von Büchern wettgemacht hatte. Er war bereit, die Fehler und Verirrungen in der Vergangenheit seines Landes anzuerkennen, und glaubte voller Optimismus daran, dass Guyana eine bessere Zukunft vor sich hatte.
    Manchmal malten sich Lester und Madi auch einfach nur aus, wie sie das viele Geld ausgeben würden, falls sie Glück hätten und einen großen Diamantenfund machten.
    »Mann, ich würd's für meinen Jungen Denzil ausgeben. Ihn in 'ne gute Schule tun, von hier wegbringen … nach Amerika.«
    »Was ist mit seiner Mutter passiert? Wo ist sie?«
    Lester zuckte die Schultern. »Is mit 'nem Kanadier abgehaun. 'nem Minenarbeiter. Schreibt nie. Wir ham nur zusammengelebt, und sie hat nix für das Baby übrig gehabt. Gut aussehende Frau mit Bildung, und sie hat sich in den Kerl verguckt, in dem Minenbüro, wo sie gearbeitet hat. Meine Mama hat den Jungen genommen, wie sie abgehaun is. Mann, ich leb für diesen kleinen Jungen.«
    Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Rum und zündete sich eine Zigarette an. »Was is mit Ihnen, Madi? … Warn verheirat, aber keine Babys. Sind Sie 'ne Karrierefrau?«
    Madi antwortete nicht sofort, beugte sich vor und stocherte mit einem Stock im Feuer. »Ich nehme an, dass ich irgendwann Babys haben werde, aber meine Ehe hat nicht funktioniert. Wir bewegten uns in der Doppelverdiener-ohne-Kinder-Schicht, und unser Leben drehte sich hauptsächlich darum, es zu genießen. Mein Mann betrachtete mich nie als jemanden, der Erfolg haben könnte. Ich hatte einen Job und war gut in dem, was ich tat, wollte mehr erreichen, aber er hat mir ständig Dämpfer versetzt, sagte, es gäbe keine große Zukunft für eine Frau im Hotelmanagement. Aber ich bin auch nicht bereit, nur zu Hause zu bleiben, Mutter zu sein und die Socken eines Mannes zu

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