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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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viel los?«, fragte Matthew, der plötzlich am liebsten angehalten und sich unter das geschäftige Treiben des Marktes gemischt hätte.
    »Ja, immer. Aber es gibt hier eine Menge Tiebs.«
    »Tiebs? Sie meinen wohl Diebe«, sagte Matthew.
    Der Fahrer und Prashad tauschten ein Grinsen aus. »Ein Ausdruck, den wir hier haben. Klingt nicht so schlimm, wenn wir ›Tiebs‹ sagen«, erklärte Prashad.
    Zehn Minuten später bogen sie auf einen umzäunten, mit Gras überwachsenen Platz ein. Ziegen grasten in der Mitte, und ein Rudel kleiner Hunde patrouillierte auf der Straße. Es gab keine Gehwege oder Randstreifen, und einige Anwohner hatten schmale Bretter über das sumpfige Gras vor ihren Eingangstoren gelegt.
    Die modernen Betonhäuser besaßen zwei Stockwerke und steinerne Veranden mit Glaslamellen. Aus den Schlafzimmerwänden ragten die metallenen, kastenförmigen Rückseiten der Klimaanlagen heraus. Die meisten Häuser waren mit kunstvollen, schmiedeeisernen Toren versehen, alle waren eingezäunt und ein oder zwei waren zu grandiosen, neureichen Monstrositäten umgebaut worden. Matthew fragte sich, welchen Geschäften seine Nachbarn wohl nachgingen, offenbar verhalfen sie ihnen zu beträchtlichen finanziellen Erfolgen. Zweifellos würde er es mit der Zeit erfahren.
    »Das ist das Haus, das Sie und Mr. Kevin Blanchard bewohnen werden«, sagte Prashad, als sie vor einem vergleichsweise bescheidenen Bungalow hielten. »Vier Schlafzimmer, zwei Badezimmer, großer Wohnbereich, kleiner Balkon, großer Garten«, zählte er auf, während er das unverschlossene Tor aufschob.
    Beim Kratzen des Metalls über die Betonauffahrt erschien eine verschlafene Gestalt. Ein kräftiger, dunkelhäutiger Mann mit einem welligen, weißen Haarschopf, bekleidet mit einem Unterhemd und voluminösen alten Khakishorts, eilte barfuß auf sie zu. Prashad beachtete ihn nicht, ging zum Haus und schloss die Vordertür auf. Eine gebohnerte Holztreppe führte nach oben in den Wohnbereich, und Matthew folgte Prashad hinauf. Alles war hell und luftig, an der Vorderseite gab es einen Balkon. Ein zweiter, kleinerer lag nach hinten hinaus vor den Schlafzimmern und war mit schmiedeeisernem Gitterwerk eingefasst. Von hier aus konnte man in einen großen Garten mit Bananenstauden und Obstbäumen, tropischen Büschen und Blumen sehen. Ein palmgedeckter Pavillon stand ein bisschen schief in einer Ecke an einem von Seerosen bewachsenen Teich. Mehrere Hängematten waren auf der Veranda aufgespannt.
    Prashad fuhr fort: »Es gibt ein Hausmädchen namens Hyacinth, wir würden Ihnen empfehlen, sie einzustellen. Sie wohnt unten. Sie wird für Sie kochen, waschen und saubermachen. Sie müssen ebenfalls einen Wachmann und einen Gärtner einstellen.«
    »Wer war der Alte da unten?«
    »Er war hier, als ich gestern Mr. Blanchard herbrachte, während Sie im Ministerium waren. Ich weiß nicht, wer er ist. Wir haben das Haus gerade erst gemietet.«
    »Ich seh mich nur noch schnell im Garten um«, sagte Matthew.
     
    Obwohl Prashad und die anderen Angestellten der Mine noch nichts davon wussten, hatte AusGeo den Zuschlag für den Minenvertrag bekommen, sobald die Australier das Land betreten hatten. Matthew konnte kaum erwarten, Kevin zu erzählen, wie es dazu gekommen war. Und dieses Haus würde sich bestens für einen längeren Aufenthalt eignen.
    Matthew hielt sich nicht damit auf, die Dienstbotenquartiere zu überprüfen, denn das war Sache des Hausmädchens. Er würde seine Zeit zwischen Georgetown und der Mine aufteilen. Kevin würde es genauso machen, obwohl sie wahrscheinlich zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten würden. Matthew blieb stehen und sah zu dem kleinen Pavillon hinüber. Ja, er konnte sich vorstellen, hier draußen abends mit einem Glas Rum zu sitzen. Als er sich umdrehte, kam der alte Mann wieder unter dem Haus hervor, wo das Zimmer des Dienstmädchens und die Waschküche untergebracht waren. Er trug jetzt ein kurzärmeliges Hemd und lächelte Matthew an. »Wohnen oder arbeiten Sie hier?«, fragte Matthew.
    Der Mann richtete sich auf und verkündete: »Ich bin Singh. Ich gehör zum Haus.«
    »Ach ja? Ich bin Matthew Wright.« Matthew schüttelte die ausgestreckte Hand. »Ich ziehe morgen hier ein. Was sind Ihre Aufgaben, Singh?«
    »Ich bin Wächter und mach den Garten, Boss.«
    »Sehr gut, Singh. Wenn Sie das sagen.«
    »Sind Sie Engländer, Mr. Wright?«
    »Nein, Australier.«
    »Ah, Australier. Sehr gut. Sehr willkommen in Guyana,

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