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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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hinauswollen.«
    Lady Annabel sah sie mit gespielter Bestürzung an. »Wirklich, Madison, wo haben Sie denn Ihr Leben verbracht? Der Geheimdienst, Kind, der Geheimdienst.«
    Madi sah sie verständnislos an.
    »Allmächtiger, muss ich es Ihnen buchstabieren … die C-I-A . Haben Sie es jetzt begriffen?«
    Einen Moment lang war Madi sprachlos. »Woher wissen Sie das?« Sie flüsterte fast, als könnte ein Spion hinter den Vorhängen versteckt sein.
    »Tja, so was weiß man eben. Man muss zwei und zwei zusammenzählen und fünf erhalten, um dahinter zu kommen, wie die CIA in Ländern wie diesem operiert. Aber, meine liebe Madison, ich würde die London Bridge darauf verwetten, dass ich Recht habe. Er hat seine Finger und Augen überall, tut ständig allen möglichen Leuten einen Gefallen und beruft sich dann darauf, wenn er es zu seinem Vorteil nutzen kann.« Sie nahm einen Schluck Kaffee. »Aber jetzt erzählen Sie mir von Ihrem Trip in die Rupununi, Madi. Mit Ottern zu schwimmen scheint der letzte Schrei zu sein, wie ich höre.«
     
    Madi konnte kaum erwarten, dass Connor zum Essen heimkam. Sie stand auf der Veranda, hatte die Drinks bereit und fügte rasch das Eis hinzu, als sie seinen Wagen in der Auffahrt hörte.
    Ihr Willkommenskuss war leidenschaftlicher als gewöhnlich, was Connor veranlasste, den Kopf auf die Seite zu legen und zu fragen: »Womit habe ich denn das verdient?«
    »Ein kleines Dankeschön dafür, dass du bei der IFO so prompt eine Eingabe wegen des pharmazeutischen Pflanzenprojekts gemacht hast. Ich habe Pieter heute getroffen, und er sagte mir, dass du ihn angerufen hast.« Sie gab ihm einen weiteren Kuss auf die Wange. »Aber rate mal, was ich gehört habe?« Er schüttelte den Kopf. »Antonio Destra arbeitet für die CIA .«
    Connors Unterkiefer sackte leicht herunter. »Wer hat dir das erzählt?«
    »Lady Annabel.«
    »Kann sie es beweisen? Ich meine, es steht ja nicht gerade auf seiner Visitenkarte.«
    »Sie kann es nicht beweisen«, erwiderte Madi, ein bisschen verstimmt über Connors Zweifel. »Es ist ihre Schlussfolgerung, und sie basiert darauf, dass er stets am richtigen Ort mit den richtigen Leuten zusammen ist.«
    Connor nahm sich Zeit, seinen Drink zu probieren, setzte sich dann auf einen Korbstuhl und spielte nachdenklich mit seinem Glas. »Wenn sie Recht hat, worauf will er dann hinaus? Er hat Geld dafür gegeben, eine nationale Expertenkommission zu sponsern, die sich in zwei Wochen in
New Spirit
treffen wird.«
    Neugierig fragte Madi: »Worüber sollen die Experten denn beraten? Wer ist alles dabei?«
    »Ich habe heute eine Einladung bekommen, die IFO zu vertreten. Pieter und Xavier werden dort sein. Ich bin überrascht, dass sie es dir gegenüber nicht erwähnt haben.«
    »Sie sagten, sie würden mein Ökotourismuspapier bei einer Konferenz vorlegen, aber ich habe nicht so genau darauf geachtet. Von wem geht die Einladung aus?«
    »Oberst Olivera. Er wird die Konferenz leiten. Als eine Art neutraler Vorsitzender. Repräsentanten aller großen Unternehmen, Regierungsvertreter und Führer wichtiger ethnischer Gruppen in Guyana werden anwesend sein. Richtungsanweisungen und Empfehlungen für die Regierung sollen ausgearbeitet werden, wie man die momentane Vertrauenskrise im Land in den Griff bekommen kann. Man wird sich auf Kompromisse einigen, neue Projekte auf den Weg bringen und, wie üblich in Guyana, ein paar Deals hinter verschlossenen Türen aushandeln.«
    Madi war wie betäubt. Plötzlich gewann das Bild an Klarheit und sie begriff, was ihr Xavier bei ihrem Treffen hatte vermitteln wollen. Sie konnte es nicht fassen. Xavier war bereit, Kompromisse einzugehen, und vielleicht sogar mit den gleichen Leuten zusammenzuarbeiten, die Guyana jetzt in den Ruin trieben.
    »Welche Art von Empfehlungen werden deiner Meinung nach dabei herauskommen?«
    »Es ist die Rede von der Einrichtung eines riesigen Nationalparks, der unter Naturschutz gestellt wird und an dem die Indios beteiligt werden sollen. Im Gegenzug werden vermutlich mehr Lizenzen zum Holzabbau erteilt. Es wird Erklärungen zur verstärkten Umweltkontrolle bei Holzabbau und Bergbau geben – die internationalen Banker mit ihrer neuen Umweltpolitik werden darauf bestehen, genau wie Xaviers Gruppe. Außerdem ist die Rede von verstärkter Berücksichtigung der Belange von Minderheiten.«
    Madi war wütend. »Das ist ein Ausverkauf, ein verdammter Ausverkauf«, sagte sie gepresst und merkte, wie die Wut in ihr hochstieg.

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