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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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abgeholt hat. Ich hielt ihn für einen anständigen Kerl.«
    »Anständiger Kerl.« Connor stieß ein kurzes, schnaubendes Lachen aus. »Sie brauchen wohl nicht lange, um sich eine Meinung über die Menschen zu bilden.«
    »Der weibliche Instinkt ist ein mächtiges Instrument.«
    »Ah so? Und wie komme ich bisher dabei weg?«
    Sie weigerte sich, ihn anzusehen. »Dafür ist es noch zu früh.«
    Er lachte leise, aber dann stöhnte er plötzlich auf, während er den Wagen vorsichtig über den dunklen, vollgestopften Parkplatz lenkte. »O nein. Verdammt.«
    »Was ist los? Was sind das für blaue Lichter? Ein Unfall?«
    »Nein, das sind die beiden einzigen Polizeiautos von Georgetown, die den Konvoi der hohen Tiere von der Zollkonferenz begleiten. Übrigens, wenn Sie einen Unfall haben oder einen Polizisten brauchen, rufen Sie nicht die Polizei. Fahren Sie selbst zum Polizeirevier, holen Sie den benötigten Beamten ab und bringen ihn zum Tatort. Danach erwartet man von Ihnen, dass Sie ihn wieder zurückfahren.«
    »Sie machen Witze! Warum fährt die Polizei denn so langsam? Fahren hier alle Autos nur mit vierzig Stundenkilometern?«
    »Nein. Langsam zu fahren gibt ihnen den fürstlichen Status, der ihnen ihrer Meinung nach zustehen sollte. So sind die Guyaner nun mal«, lachte er, als würde das alles erklären.
    »Es ist dunkel, es gießt in Strömen, und es ist mitten in der Nacht. Erwarten sie, dass sich eine jubelnde Menge am Straßenrand einfindet?«
    »Sie haben bereits erfasst, wie es hier läuft. Es wird eine lange Fahrt werden. Erzählen Sie mir Ihre Lebensgeschichte.«
    »Ich glaube, ich würde lieber schlafen.«
    »Tun Sie das, aber klappen Sie besser den Sitz zurück«, erwiderte Connor freundlich und dachte, wie jung und unschuldig Matthews Schwester mit ihren blonden, zu einem Teenager-Pferdeschwanz hochgebunden Haaren in ihren Jeans und dem T-Shirt aussah. Er warf ihr erneut einen raschen Blick zu, während sie es sich bequem machte. Es wäre nett, zur Abwechslung mal für eine Weile eine attraktive, unbeschwerte Australierin um sich zu haben. Er überlegte bereits, wohin er sie zum Tanzen und zum Essen ausführen könnte.
    Madison brannten tausend Fragen auf der Seele, aber sie hatte das Gefühl, von diesem Mann, der ein wenig barsch schien und sehr überlegen tat, nur zynische Antworten zu bekommen. Er war ihr zu selbstbewusst, wie er sie da am Arm über den Parkplatz gesteuert hatte. Nicht gerade unhöflich, nur seiner selbst und dessen, was er tat, allzu sicher. Und sie hatte genug von arroganten, herrischen Männern. Andererseits sah er verdammt gut aus.
    Sie öffnete die Augen, als sie durch ein Schlagloch rumpelten, und sah im Regen flimmernde Neonlichter über einer nassen Markise blitzen und ein Schild, auf dem Disco stand. Direkt daneben befand sich das gewölbte Dach einer kleinen, gedrungenen Moschee, vor der Fahnen an Bambusstangen schlaff im Regen herabhingen. Madison schloss wieder die Augen.
    Das Geräusch der Autohupe weckte sie mit einem Ruck. Eisengitter schwangen zur Seite, und Connor parkte den Wagen unter einem weißen Schindelhaus. »Wir sind da.« Wieder berührte er ihren Arm, dann rief er: »Singh, wo bist du? Hol die Tasche vom Rücksitz.«
    Madison taumelte aus dem Wagen, immer noch halb im Schlaf. Connor nahm ihr das Handgepäck ab und öffnete die Haustür. Licht brannte über der Treppe. Das Haus war ruhig. Oben wandten sie sich nach rechts, und er öffnete eine Gittertür im Flur. »Den ganzen Fort-Knox-Kram erspare ich Ihnen erst mal. Die zweite Tür rechts.«
    Das Zimmer sah schlicht, aber gemütlich aus. Eine kleine Nachttischlampe brannte zwischen den beiden Betten, von denen eins aufgeschlagen und mit einem Moskitonetz versehen war. Connor drückte auf einen Schalter bei der Tür, und ein Deckenventilator begann sich langsam zu drehen. »Ich bringe Ihre Tasche nach oben. Das Badezimmer ist auf der anderen Seite des Flurs. Die Pumpe ist an. Hyacinth wird Ihnen morgen zeigen, wie alles funktioniert.«
    Madison ließ ihre Jeans und das T-Shirt auf das unbenutzte Bett fallen, nahm ein Handtuch von einem Stuhl, fand das Badezimmer und wusch sich das Gesicht, zu müde zum Zähneputzen oder sorgfältigen Abschminken. Es war halb zwei Uhr nachts. Connor hatte ihre Tasche neben der Tür abgestellt. Sie öffnete sie und tastete nach einem T-Shirt oder etwas anderem, was obenauf lag und als Nachthemd dienen konnte. Als sie gerade fertig angezogen war, klopfte es an der

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