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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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Angus Poe mit seinem Blick die Augen aus, sagte: »Wir sind keine Freunde. Aber du könntest mir einen Freundschaftsdienst erweisen.«
    Poe hielt dem toten Starren der Perle in Angus’ Gesicht stand. »Und wie käme ich dazu?«
    »Wir können das zivilisiert regeln. Oder ich kugel dir die Schulter aus. Zerdrück dir die Augen. Zieh deinen Hintern über die Theke. Versau dir so richtig die nächsten paar Jahre. Ich muss wissen, wo das Mädchen, meine Schwester, hin ist mit einem Typen namens Ned.«
    Poe, kadavergesichtig, ließ den Lärm der Stammgäste durch sich hindurchrauschen. Der Geruch von Rauch und Schnaps überzog ihn mit einer Lackschicht. Die Jukebox verstummte. Sein Herz raste. Ein neuer Song begann. Er warf einen Blick auf Angus’ Schulter mit der weißen Bandage. Stellte sich vor, mit der Gabel, die hinter der Theke lag, darin herumzuwühlen. »Glaub nicht, dass diese Wunde mich von irgendwas abhalten würde, egal was du versuchst«, unterbrach ihn Angus. »Spuck’s einfach aus. Dann hast du mich vom Sack. Kein Ding.«
    In der Jukebox begann »3 Dimes Down« von den Drive-By Truckers. Gitarren winselten. » It was a straight shot. All it took was luck to not get caught. I laid three dimes down and the machine wanted twenty-five cents. «
    Poe wusste, dass Ned und Liz in eine schlimme Sache verwickelt waren. Konnte gar nichts Gutes sein. Poe wusste, dass Ned immer alle Brücken hinter sich abbrach. Und Poe hatte von Angus gehört. Verlor nie einen Kampf. So munkelte man. Der Vollidiot an der Tür hatte davon offensichtlich nichts mitgekriegt. Wie auch immer, spielte keine Rolle. Wenn Poe Angus erzählte, was er wissen wollte, würde Ned am nächsten Morgen womöglich Blut pissen, wenn er das nicht ohnehin schon tat. Angus würde Ned nicht vor den anderen finden. Aber Lang und die anderen waren unter Umständen bereit, ihn an ihrem Hauptgewinn gegen Gebühr teilhaben zu lassen. Und dann wäre es eine Sache zwischen ihnen und Angus. Also genau wie er gesagt hatte, kein Ding.
    »Hast du schon mal von einer Kneipe namens Cur’s Watering Hole gehört?«, sagte Poe.
    Angus nickte.
    Poe grinste. »Und wie sieht’s mit dem Donnybrook aus?«
    *
    Fu saß hinter schwarz getönten Scheiben in einem eingestaubten dunkelblauen Tahoe. Beobachtete seit einiger Zeit die Tavern. Den Vordereingang. Den Ausgang an der Seite. Wartete bis nach Mitternacht. Wollte die Menge in Stimmung und ins Schwanken kommen lassen, bevor er sich nach dem Mann namens Poe umsah. Konnte nicht gebrauchen, dass ihm jeder Bruder, Cousin oder Vater dieser Waldmenschen krumm kam, falls er ihm eine blutige Nase verpassen musste.
    Fu sah einen Mann die Tavern so schnell verlassen, wie er sie betreten hatte. Sehnige Stacheldraht-Muskeln schauten aus einem ärmellosen T-Shirt. Tätowierungen in gotischer Schrift, und eine geflochtene Kordel Haare im Rücken. Jemand folgte ihm. Ungefähr im selben Alter. Blieb neben einem rostigen Wagen stehen. Wartete auf wackeligen Füßen. Kein Gleichgewicht. Verhielt sich vollkommen falsch. Ging auf den ärmellosen Mann los. Dessen linke Hand schnell war wie ein Lidschlag. Seitlich emporschnellte. Die Nacht zerteilte. Den Mann neben dem rostigen Wagen traf. Seine Nase sperrholzplatt machte. Ihm den Kopf weghaute. Seine Kiefer zusammennietete, die ebenso wie seine Zähne ein Knacken von sich gaben. Blut verschmierte die Luft. Aber es war nicht die linke Hand gewesen, die ihn nach hinten fliegen ließ. Die Linke hatte den rechten Aufwärtshaken verdeckt, der aus der Drehung und dem Einknicken der rechten Hüfte heraus kam. Der Mann, der bei dem Auto gewartet hatte, fiel auf den Schotterplatz. Der Mann, der ihn umgehauen hatte, half ihm auf die Füße. Eskortierte ihn zurück zum Eingang der Tavern.
    Fu schaute auf die Fotos, die auf dem Armaturenbrett lagen. Das war der Mann mit dem Puzzle-Gesicht. Er konnte kämpfen.Besaß eine gewisse Würde. Aber die Frau fehlte. Fu brauchte keine unnötige Aufmerksamkeit. Musste den Mann in aller Abgeschiedenheit befragen. An Mr. Zhongs Geld gelangen. Er öffnete das Handschuhfach. Zog ein paar Kabelbinder heraus. Ließ die Heckklappe aufspringen. Schaltete die Deckenbeleuchtung aus. Öffnete die Tür.
    Angus hörte das entfernte Quietschen einer Autotür. Schwaches Knirschen auf Schotter. Er spürte die Präsenz von jemandem im Nacken. Ließ den Türgriff seines Wagens los. Drehte sich, den Revolver aus dem Gürtel gezogen, um. Setzte zu spät an. Jemand traf einen Nerv in

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