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Der Geschmack der Gewalt

Der Geschmack der Gewalt

Titel: Der Geschmack der Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Bill
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mit Nummer. Wiesen dich und deinen Trainer an, in den Pferdeställen neben Bellmont McGills Scheune zu schlafen, von wo aus man den Ring überblickte. Getrennt von den Zuschauern, die hundert Mäuse zahlten, um zuschauen, wetten, campieren und das ganze Wochenende über Essen, Schnaps oder Drogen verkaufen zu dürfen.
    Niemand ging, bevor die Kämpfe vorbei waren. Das war Mr. McGills Regel. Ihn zu verärgern bedeutete, Teil der hunderttausend Quadratmeter wilden, unerschlossenen Landes zu werden, das ihm gehörte. Als Saatgut in der Erde zu verschwinden. Unter die Stiefel der nächsten Horde Männer zu geraten, die im kommenden Jahr ihr Glück beim Donnybrook versuchen würden.
    Nachdem er die Kampfgebühr bezahlt hatte, bekam Ned seine Nummer. Liz würde Zuschauerin sein. Sie parkten auf dem Feld, das von Pick-ups und Autos aller möglichen Marken und Modelle übersät war. Sahen Männer und Frauen vor ihren Lagern, die Schnapsflaschen in die Luft recken. Die Zelte waren aufgebaut. Feuer loderten, und Grills schwelten. Stimmen summten wie ein Schwarm Bienen. Liz saß da, ordnete sich die Kleidung und lästerte: »Ich hab mir noch nie von jemanden so an die Wäsche gehen lassen, wie von diesen Pissern.«
    Ned fuhr sich mit der Zunge über einen laubfarbenen Zahn, lachte. »Die Jungfrau Maria bist du auch nicht gerade. Aber das hab ich sie vorher auch noch nie machen sehen.«
    »Jetzt hör gut zu, Festus. Was Überraschungen angeht, haben mir die Inzest-Brüder bereits dicke gereicht. Du hast mir nicht gesagt, dass wir diesen Hurensöhnen hier tausend Dollar fürs Kämpfen abdrücken müssen, zuzüglich der fünfzig, damit ich zugucken und mit dir in einem Pferdestall übernachten kann.«
    Ned lief rot an. »Jetzt riskier hier keine Lippe, Schlampe«, sagte er. »Ich hab das hier schon paar Mal gemacht. Außerdem, wenn ich das Ding hier gewinne, spielt’s eh keine Rolle. Also schwing einfach deinen wohlgeformten Arsch, wackle mit den Titten und verkauf unser Meth.«
    Liz biss sich auf die Zunge. Schmeckte Blut. Aber die Schmerzgrenze war eh überschritten. Sie hatte die Schnauze voll, sich als Hure beschimpfen zu lassen, sich anhören zu müssen, es sei ihr gemeinsames Meth. Die Schnauze voll, nur Zuschauer zu sein. »Wie zur Hölle kriegt so ein hinterhältiger Tropfpimmel wie du von so was hier Wind?«, versetzte sie seinem Hinterwäldler-Ego einen Seitenhieb.
    »Jeder Mann mit zwei Fäusten und dem Wunsch, etwas zu beweisen, kennt Bellmont McGills Donnybrook«, sagte Ned angefressen. »Aber den Topf gewinnen nur echte Faustkampf-Champions, keine Möchtegerns.«
    Ned öffnete die Tür, um aus dem Pick-up zu steigen. Liz fragte sich, warum Angus nie bei einem dieser Donnybrooks dabeigewesen war. Dann wurde es ihr klar – er hätte niemals tausend Mäuse bezahlt, nur um bei einem Kampf dabei zu sein. Jetzt war es eh zu spät. Sarkasmus nährte ihr Lachen. »Und, bist du ein Möchtegern oder ein Faustkampf-Champion mit Gummilatte?«, fragte sie.
    Die Tür des Pick-ups schlug kommentarlos zu. Fick dich doch, dachte Liz. Öffnete den Rucksack mit dem Meth. Holte von ganz unten Angus’ Revolver hervor. Steckte ihn hinten in den Bund ihrer Hüftjeans. Hievte den Rucksack hoch. Öffnete die Tür. Stieg aus und war mittendrin in den Gerüchen von gegrilltem Essen und dem Rauch der Feuerstellen. Ned kam um den Pick-up herum, packte sie am Arm. Sabber köchelte in seinen Mundwinkeln. »Pass auf, du bist nichts weiter als eine Nutte, die ihre Qualitäten zusammen mit einer Prise guten Cranks verkauft. Wir bringen das hier zu Ende, teilen uns den Erlös, gehen getrennte Wege. Aber bis dahin, halt dein verdammtes Ätzmaul.«
    Liz schaute ihm in das köterhafte, unebene Gesicht. Dachte daran, ihre Zähne in seiner mit öligen Mitessern übersäten Nase zu versenken. Sie abzubeißen. Ihm das Knie in die Weichteile zu rammen. Ihn umzuhauen. Ihm die zerkauten Teile ins Gesicht zurückzuspucken. Allen zu zeigen, was für ein Möchtegern und Eitersack er war. Sie zog ihr Knie zurück. Schüttelte Ned ab. Er verstärkte seinen Griff. »Nur zu, Schlampe, wirst schon sehen, wie schnell ich dir deine miesen Zicken abgewöhne«, fauchte er.
    Sie riss sich los. Ließ das linke Knie hochschnellen, eine Drohgebärde. Ned griff mit einer Hand nach unten, fing das Knie ab. Lehnte sich zurück, schüttelte den Kopf und zeigte sein Drei-Zähne-mit-Zahnfleisch-Lächeln. Liz griff mit der Hand nach hinten und drückte Ned Angus’ Revolver an die

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