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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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»Verstanden.«
    Zu Anfang spazierte er so entspannt, wie er konnte, doch kaum hatte er die Absperrung hinter sich gelassen, fing er an zu laufen. Er spürte die vielen Augenpaare, die auf seinen Rücken gerichtet waren, als er über den Rasenplatz in der Ortsmitte joggte, aber sie waren ihm schlicht egal.
    Sie ging jetzt schnell und blickte absichtlich nach vorn. Sie trug einen ähnlichen Jeansrock wie Olivia, nur länger, dazu ein schlichtes schwarzes Tanktop, und die roten Haare hatte sie zu einem losen Pferdeschwanz gebunden. Beim Näherkommen sah er die verstreuten Sommersprossen auf ihren Armen und Beinen, und die Haut dazwischen wirkte bleich im morgendlichen Licht.
    »Ellie«, rief er aus ein, zwei Metern Entfernung. Er blieb stehen, um durchzuatmen, und sie wandte sich um, anscheinend kein bisschen überrascht von seinem Anblick. Ihr Blick zuckte zum Filmset etwa hundert Meter hinter ihm, und sie trat ein paar Schritte nach links, in den Schutz eines Laubengangs. Graham zögerte nur eine Sekunde und folgte ihr dann.
    »Hi«, sagte er mit immer noch rasendem Herzen. »Wie geht’s dir?«
    Sie lächelte. »Warst du schwimmen?«
    Er schüttelte verwirrt den Kopf, ehe er merkte, dass er nichts als eine Badehose trug. »Nein«, sagte er, plötzlich verlegen. »Ich bin im Kostüm. Wir drehen dahinten gerade eine Szene.«
    Ellie nickte. »Und was machst du dann hier?«
    »Ich wollte Hallo sagen.«
    Sie lächelte. »Guten Morgen.«
    »Howdy«, erwiderte er grinsend. Ihre Augen waren sehr grün, und er wurde plötzlich ungewöhnlich nervös, als sie ihn anblickten. »Bist du auf dem Weg zur Arbeit?«
    Sie nickte.
    »Und was machst du später?«
    »Wieso, willst du mich zum Essen im Lobster Pot einladen?«
    Graham setzte zu einer Antwort an und merkte dann erst, dass sie sich über ihn lustig machte. »Ich hatte bloß gehofft, dass wir uns vielleicht über den Weg laufen würden.«
    Sie lächelte. »Das ist ja das Schöne an einer Kleinstadt.«
    Graham wollte gerade etwas entgegnen, als sie sich umdrehte und blitzschnell wegging. Darüber war er so verblüfft, dass er ihr bloß nachschauen konnte und hoffte, sie würde sich noch einmal umdrehen. Tat sie aber nicht, und erst als sie zur Tür eines blauen Ladens kam, wurde Graham klar, wieso sie so überstürzt abgehauen war. Hinter ihm kam eine Horde Fotografen angerauscht und stolperte dabei fast über den holprigen Rasen, denn jeder wollte als Erster bei ihm sein.
    Als sie schließlich bei Graham ankamen, ließ einer keuchend die Kameratasche ins Gras fallen und fragte: »Wer war das?«
    Graham zuckte bloß die Achseln, während der Mann ein paar halbherzige Bilder von ihm schoss, wie er allein auf der Wiese stand.
    Als er später wieder zum Set kam, sah Mick von seinem Notizbuch auf und drückte mit hochgezogenen Augenbrauen seine Zigarette aus.
    »Na?«, fragte er. »Sind wir jetzt inspirierter?«
    Graham lächelte. »Ja«, sagte er. »Sind wir.«

  
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Von:            [email protected]
Gesendet:   Montag, 10. Juni 2013 10:22
An:              [email protected]
Betreff:       heute Nachmittag
Ellie!
(Jetzt, wo ich deinen Namen weiß, kann ich dich endlich richtig auf Russisch begrüßen.)
Ich habe heute um 16 Uhr Drehschluss. Wollen wir uns auf die Suche nach einer echten »Whoopie Pie« machen?
Dein Graham!

sieben
    Es kam nur vereinzelt Kundschaft in den Laden, so konnte Ellie den Vormittag über zwischen der Kasse und dem uralten Computer hinter dem Verkaufstresen hin und her wechseln. Zum Glück war ihre Mutter noch nicht da und stellte neugierige Fragen. Gestern Abend hatte Ellie ihr Grahams Besuch damit erklärt, dass er Quinn gesucht habe, und heute Morgen ging sie Mom ganz aus dem Weg, indem sie sich extra früh zum Laden aufmachte.
    Ellie wusste einfach nicht, was sie sagen oder überhaupt von der Sache halten sollte. Doch als sie sich heute Vormittag zum sechsten Mal vor den Computer setzte, wollte sie unbedingt, dass die vertraute Mailadresse auf dem Schirm auftauchte.
    Es spielte keine Rolle, dass sie ihn gerade erst draußen gesehen hatte, dass sie jetzt wusste, wer er war, sogar, dass er ausgerechnet Graham Larkin war. Seit mehr als drei Monaten freute sie sich jeden Tag genau darauf am meisten – auf den atemlosen Augenblick, wenn sich das Mailprogramm aufbaute und damit das Versprechen einer neuen Botschaft von ihm brachte Allein die kurze Folge von Buchstaben und Zahlen – [email protected] –

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