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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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leere Straße, den rissigen Asphalt und die schwankenden Bäume.
    »Nur, wenn du weiter so viele Fragen stellst«, sagte sie, und sie gingen im Kies des Straßenrandes weiter.
    »Aber im Ernst, wo gehen wir hin?«
    Ellie warf ihm einen Seitenblick zu. »Ich dachte, wir sind auf der Suche«, sagte sie, als läge das auf der Hand.
    »Auf der Suche«, wiederholte er. »Ja, klar.«
    »So wie Dorothy, die versucht, wieder nach Hause zu finden.«
    »Oder Ahab, der den weißen Wal jagt.«
    »Genau«, sagte sie. »Nur dass wir Whoopie Pies jagen.«
    »Aha!« Graham sah zufrieden aus. »Du hast dich also bekehren lassen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin immer noch skeptisch. Aber wenn sie die Dinger irgendwo haben, dann hier.«
    Er wollte gerade fragen, wovon sie redete, als die Straße sich teilte, auf einmal belebter wurde und er eine Reihe Gebäude vor sich sah – einen Bau- und Gartenmarkt, eine Immobilienagentur, einen Gebrauchtwagenhandel und mittendrin das womöglich rosaroteste Bauwerk, das er je gesehen hatte. Auf der Terrasse davor standen lauter Picknicktische, jeder von einem leuchtend grünen Sonnenschirm beschattet, und auf dem Dach war eine riesige Waffel Vanilleeis mit Sonnenbrille befestigt.
    »Das Ice Cream and Candy Emporium .« Ellie schwenkte den Arm mit großer Geste.
    »Ist das nicht eure Konkurrenz?«
    »Es ist Sommer in Maine«, sagte Ellie. »Glaub mir, die Kundschaft reicht für alle.«
    »Ich werde langsam ein bisschen nervös«, scherzte Graham, als sie über den Parkplatz gingen. »Und wenn sie nun keine haben?«
    »Damit rechne ich fest«, sagte sie. »Ich sage doch schon die ganze Zeit, ich glaube, es gibt sie gar nicht.«
    »Es gibt sie wohl«, widersprach er. »Sie sind die offizielle Süßigkeit von Maine.«
    »Das sagst du schon die ganze Zeit.«
    Graham blieb vor dem Eingang stehen. »Sollen wir wetten?«, fragte er, doch als ihre Miene sich veränderte, das Lächeln verschwand, merkte er, dass er etwas Falsches gesagt hatte. »Nicht um Geld«, korrigierte er sich rasch. »Einfach so wetten.«
    Zu Grahams großer Erleichterung entspannten sich ihre Züge wieder. Er erinnerte sich an eine Mail, die sie ihm vor Monaten geschickt hatte, dass sie in irgendeinen Lyrik-Sommerkurs aufgenommen wäre und unbedingt mitmachen wollte.
    Und warum machst du’s dann nicht? , hatte er zurückgeschrieben. Doch kaum hatte er die Mail abgeschickt, war ihm klar, wie die Antwort lautete, und sein Gesicht brannte vor Scham, als er da in seinem Riesenhaus saß, und er wünschte, er könnte die Frage zurücknehmen.
    Es dauerte nicht lange, bis ihre Antwort kam.
    Ich kann es mir nicht leisten , hatte sie geschrieben. Ist das nicht der schlimmste Grund, den es geben kann? Ich muss irgendeinen Weg finden, es doch noch hinzukriegen, ich würde mir schreckliche Vorwürfe machen, wenn ich den Kurs wegen so was Bescheuertem wie Geld verpasse.
    Sie hatte angenommen, er werde sie verstehen; schließlich war er siebzehn, und welcher Siebzehnjährige war nicht knapp bei Kasse? Er konnte sich nicht mehr genau erinnern, was er darauf geantwortet hatte, und er fragte sich, wie es wohl gelaufen war, ob sie das Geld aufgetrieben hatte. Er hoffte es.
    Es war eigenartig, diese schwerelosen Unterhaltungen mit dem Mädchen in Verbindung zu bringen, das jetzt vor ihm stand, all die vielen Kleinigkeiten, die sich aufreihten wie die Knöpfe an einem Hemd.
    Ellie sah ihn immer noch fragend an. »Worum willst du wetten?«, fragte sie, und Graham überlegte.
    »Wenn es da drin Whoopie Pies gibt, dann musst du heute Abend mit mir essen gehen.«
    »Das ist kein großer Einsatz«, sagte sie. »Das hatte ich sowieso schon beschlossen.«
    Graham musste grinsen. Im Geist ging er die Mädchen durch, mit denen er in den letzten Jahren ausgegangen war, die neben ihren Telefonen saßen und auf seinen Anruf warteten, die schmollten, wenn er sich nicht meldete. Selbst die Mädchen, die zuerst ganz normal gewirkt hatten, wenn er sie beim Sport oder beim Einkaufen kennenlernte, trugen schließlich doch, wenn sie dann miteinander ausgingen, viel zu viel Make-up oder unmöglich hohe Absätze; sie stimmten allem zu, was er sagte, lachten, auch wenn er nicht witzig war, und keine von ihnen – nicht eine Einzige – hätte etwas so Selbstbewusstes gesagt wie Ellie gerade eben.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er wieder das Gefühl, er selbst zu sein.
    »Okay.« Er sah sie streng an. »Dann sollten wir uns jetzt schon mal ein Restaurant

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