Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
Vom Netzwerk:
aussuchen, denn es ist schlicht nicht möglich, dass sie hier keine Whoopie Pies haben. Es sei denn, wir sind gar nicht mehr in Maine. Würde mich nicht wundern, wenn du mich bis nach Kanada geschleppt hättest …«
    »Wir sind nur einen Ort weiter.« Sie verdrehte die Augen. »Und noch hast du nicht gewonnen.« Sie standen jetzt direkt vor der Ladentür, und süßer Schokoladenduft wehte durchs Fliegengitter. »Wenn es hier keine Whoopie Pies gibt …«
    »Wird es aber«, warf er ein.
    Sie schüttelte den Kopf und überlegte mit konzentriert zusammengekniffenen Lippen.
    »Wenn es keine gibt«, sagte sie schließlich, »musst du für mich zeichnen.«
    Er war vollkommen überrascht. Einen Moment hatte er das Gefühl, sie habe in seinen Kopf geschaut. Graham achtete sehr darauf, darüber nicht öffentlich zu sprechen, und obwohl seine Zeichnungen nichts Besonderes waren – im Grunde bloß Gekritzel, Skizzen von Stadtsilhouetten –, behielt er sie lieber für sich.
    Er hatte vergessen, dass er ihr davon erzählt hatte. Eine nächtliche Mail nach einer Premierenparty, als er allein in seinem Schlafzimmer im großen leeren Haus saß und diesem Mädchen am anderen Ende des Landes schrieb, wie sein Bleistift sich beinahe von allein bewegte. Dass das Zeichnen eine Art Flucht für ihn sei, die beste Art, sich auf und davon zu machen. Er hatte ihr gesagt, es mache ihn glücklich.
    Wie hatte er vergessen können, dass derselbe Mensch, dem er monatelang diese ganzen Sachen geschrieben hatte, jetzt vor ihm stand?
    Er brauchte noch einen Augenblick, um seine Stimme wiederzufinden. »Abgemacht«, sagte er, und sie lächelte.
    »Toll«, sagte sie. »Ich hoffe, du hast einen Bleistift dabei.«
    Das Ladeninnere war mindestens doppelt so groß wie das Sprinkles in Henley, und überall standen bunte Bonbonschalen und riesige Lutscher. Es gab Eimer voller Toffee, Tonnen von Weingummi und einen Glaskasten mit mehr als einem Dutzend verschiedener Karamellsorten. Graham betrachtete eine Auslage mit altmodisch verpacktem Konfekt, als ihm auffiel, dass Ellie ihn ansah. Er guckte fragend, sie deutete mit dem Kopf in Richtung Ladentheke, und er setzte sich folgsam in Bewegung.
    Er hatte seine Baseballcap vergessen – eine armselige Verkleidung, aber immerhin ein kleiner Schutzschild gegen das Erkanntwerden –, und als er an den Tresen trat, reagierte die Verkäuferin wie nach Drehbuch: gelangweiltes Aufblicken, Wegschauen, dann das plötzliche Erkennen. Alles dabei – ein zweiter Blick, die geweiteten Augen, der offene Mund. Ab hier gab es zwei mögliche Reaktionen: Einige schrien auf, hüpften herum, kreischten und zeigten mit dem Finger auf ihn, andere unterdrückten solche Impulse streng und machten mit wackliger Stimme und zitternden Händen weiter, als sei nichts geschehen, um dann, sobald er weg war, zum Telefon zu greifen und sämtliche Bekannten anzurufen.
    Graham war erleichtert, dass diese Frau offensichtlich zur zweiten Kategorie gehörte. Sie starrte nur einen Augenblick mit offenem Mund, ehe sie den Blick wieder senkte, als fürchte sie sich, ihn anzuschauen.
    »Haben Sie zufällig«, fing er an, während sie sich bemühte, die Fassung wiederzugewinnen, »Whoopie Pies in ihrem Laden?«
    »Whoopie Pies?«, fragte sie nach, und ihr Blick wirkte jetzt schon entschuldigend. »Ich fürchte nein.«
    Sie begann sich hektisch im Laden umzuschauen, als könnten die Pies plötzlich aus dem Nichts auftauchen, und Graham spürte fast, wie gern sie ihm den Gefallen tun wollte. Er wollte gerade abwinken und etwas anderes kaufen, als Ellie neben ihn trat.
    »Darf ich Sie noch etwas fragen?«, sagte sie. »Nur aus Forschungsinteresse.«
    Die Frau nickte und biss sich auf die Unterlippe.
    »Haben Sie überhaupt schon mal von Whoopie Pies gehört?«
    »Ich glaube n–«, fing sie an, doch dann sah sie, wie Graham fast unmerklich das Kinn hob und senkte. Ihr Blick schwenkte zu Ellie zurück. »Ehrlich gesagt, glaube ich schon. Ja.«
    Graham strahlte sie an, und Ellie stieß ihn leicht in die Rippen. Er lachte und machte einen überraschten Satz zur Seite.
    »Ist gut«, sagte er. »Du hast gewonnen.«
    Die Verkäuferin blinzelte ein paar Mal, und Ellie lächelte sie an. »Vielen Dank«, sagte sie. »Ich glaube, wir nehmen einfach ein Eis.«
    Sie nahmen ihre Eiswaffeln mit nach draußen und aßen sie rasch an einem der Picknicktische, damit sie ihnen nicht wegtropften. Sie waren die einzigen Gäste, allein bis auf vorbeifahrende Autos und

Weitere Kostenlose Bücher