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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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gelegentlich eine Möwe.
    »Es kommt mir ein bisschen wie Fremdgehen vor«, sagte Ellie. Er sah sie an, und sein Magen zog sich zusammen. Sie hatte nie von einem Freund erzählt, andererseits hatten sie das Thema auch nie so richtig angeschnitten, und jetzt fiel ihm auf, dass er überhaupt nicht daran gedacht hatte zu fragen. Er überlegte noch, wie er die Frage formulieren könnte, als sie die Eiswaffel hochhielt.
    »Ach so.« Er begriff, wie sie es meinte. Seine Schultern entspannten sich. »Ich bin sicher, das Sprinkles wird dir verzeihen.«
    »Vor allem, weil es ja aus einem so edlen Grund geschieht.«
    »Edel, aber gescheitert.«
    »Das ist egal.«
    »Ich glaube, man muss einfach fester daran glauben, damit es funktionieren kann«, sagte er und wischte sich Eiscreme aus dem Gesicht. »Wie willst du etwas finden, wenn du nicht mal glaubst, dass es überhaupt existiert?«
    »Na ja, wenn ich mich recht erinnere, dann hat Ahab Moby Dick wenigstens ein paar Mal zu Gesicht gekriegt, und Dorothy wusste ganz genau, dass sie in Kansas zu Hause war«, antwortete sie grinsend. »Deine Whoopie Pie ist augenblicklich nichts weiter als ein Mythos.«
    Auch Graham lächelte, und als ihre Blicke sich trafen, sahen sie einander mehrere Sekunden lang an, ein eigenartiger Wettstreit, bis Ellie wegschaute.
    »Okay«, sagte sie und warf den letzten Rest ihrer Eiswaffel einer in der Nähe kreisenden Möwe zu. »Zeit, deine Schulden zu bezahlen.«
    Sie suchte einen Bleistift aus ihrer Tasche, nahm eine Speisekarte von dem Stapel, der von einem Stein beschwert mitten auf dem Tisch lag, drehte sie um und schob sie Graham hin. Er wischte sich die Hände an den Shorts ab und runzelte die Stirn.
    »Ich habe nie behauptet, dass ich gut bin«, sagte er und nahm den Stift. »Nur dass ich es gern mache.«
    »Das ist viel wichtiger.«
    »Irgendwelche besonderen Wünsche?«
    »Eine von deinen Städten«, sagte sie, und er beugte sich übers Papier. Er spürte, dass sie ihn beim Zeichnen beobachtete, und er malte eine Reihe von Kästen hin. Er hatte nicht gelogen, er war wirklich nicht besonders gut. Es war eher Geometrie als Kunst, was er da trieb, doch er spürte, wie er sich der Bewegung hingab, den geraden Linien und den sauber gezeichneten Ecken und Kanten. Es hatte etwas Rituelles, fast Kathartisches; wenn er zeichnete, versank der Rest der Welt.
    Er hatte schon fast das halbe Blatt voll gezeichnet, bis sie wieder den Mund aufmachte, und ihre Worte erschreckten ihn so, dass er mit der Bleistiftspitze ein kleines Loch ins Papier bohrte. Er rieb darüber, versuchte es wieder zu glätten, hob dann den Blick.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Was?«
    »Die Frau eben hat dich erkannt.«
    Er hielt den Stift ganz still, seine Muskeln spannten sich an. »Ja.«
    »Das muss doch …«
    Er wartete darauf, dass sie sagte, was alle immer sagten: Das muss doch cool sein. Das muss doch komisch sein. Das muss doch beunruhigend sein. Das muss doch ein Traum sein. Das muss doch interessant oder schrecklich, verrückt oder abgefahren sein.
    Stattdessen schüttelte sie den Kopf und fing den Satz neu an. »Das muss furchtbar sein.«
    Er sah hoch, sagte aber nichts.
    »Für mich jedenfalls wäre es furchtbar. Dass einen alle Leute erkennen. All diese Kameras, all diese Augen.« Sie zog die Schultern hoch. »Das muss echt richtig furchtbar sein.«
    »Ist es«, sagte er, weil es stimmte. Weil es so war, als kehrte man das Innere nach außen, als sei man zart und rosa, schrecklich nackt und empfindlich.
    Doch im Augenblick sah ihn niemand außer Ellie an, und das war etwas anderes. Über den Rest wollte er nicht nachdenken.
    »Man gewöhnt sich dran«, sagte er, obwohl das nicht ganz stimmte. Das sagte man bloß so, wenn die Wahrheit zu schwer zu erklären war.
    Sie nickte, und er wandte sich wieder seiner Zeichnung zu, stellte die letzten Gebäude fertig, setzte Fenster und Türen ein, Treppen und Bürgersteige, hier und dort einen Blumentopf oder eine Feuerleiter. Auf dem Blatt gab es eine ganze Welt zu erschaffen, und Graham sah erst wieder hoch, als er fertig war.
    »Ta-taa«, sagte er schließlich und schob das Bild über das raue Holz des Picknicktisches. Ellie stützte ihre Ellbogen rechts und links daneben, und er konnte nur ihre roten Haare sehen, während sie die Zeichnung eine gefühlte Ewigkeit lang betrachtete.
    Schließlich sah sie ihn wieder an. »Sieht aus, als könnte man dort ganz nett leben.«
    »Wahrscheinlich nicht so nett wie in Maine«, sagte

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