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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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sich sowohl für sie als auch für Ellie interessierte. Und so, wie Graham sie gestern geküsst hatte, war sie ganz sicher, er interessierte sich nur für sie.
    Sie dachte an den Kuss gestern Abend und lief den Hügel hinunter. Eigentlich müsste sie jetzt schon im Laden ihrer Mutter sein; ihre Schicht fing gerade an, und sie hatte jede Menge zu tun. Doch als das Boot sich dem Anleger näherte, steuerte Ellie unwillkürlich aufs Wasser zu, wie von einem Magneten angezogen.
    Sie wusste immer noch nicht, was sie tun sollte. Tief im Inneren war ihr klar, dass ihre Mutter Recht hatte. Nicht nur was die Fotografen anging, sondern insgesamt. Immer die gleichen Gedanken purzelten in ihrem Kopf herum wie Wäsche, die zu lange im Trockner geblieben ist. Er war ein zu großer Star. Sein Leben war zu anders. Er würde bald abhauen. Er würde ihr wehtun.
    Aber im Augenblick war das alles egal.
    Sie wollte ihm nur näher sein.
    Als sie bis zum Anglerladen gekommen war, der am äußersten Rand des Jachthafens stand, hatte das Boot gerade angelegt, und sie konnte den am Heck aufgemalten Namen lesen: Go Fish . Graham stieg über Bord auf die grauen Planken des Stegs. Er trug Anzug und Krawatte, was Ellie ein seltsamer Aufzug für eine Bootsfahrt zu sein schien, doch dann fiel ihr ein, dass die Szene direkt nach der Beerdigung seines Filmvaters spielte, wenn Jasper aus der Kirche flieht, um allein mit dem Boot rauszufahren, wobei ihm Zoe allerdings folgt.
    Eine Bö fuhr übers Wasser, und Olivia hielt mit einer Hand den Saum ihres Kleides nieder; die andere reichte sie einem Mann, der ihr vom Boot half. Als sie festen Boden unter den Füßen hatte, ging sie mit Graham den langen Steg entlang, flankiert vom Regisseur und von einigen Assistenten, alle mit Kopfhörern, Klemmbrettern und grimmigen Mienen. Zwei Mitglieder des Filmteams blieben zurück, um die Ausrüstung zu sichern; Graham hatte gestern erwähnt, dass sie bis zum späten Nachmittag beschäftigt sein würden, doch Ellie vermutete, dass sie des Wetters wegen früher abbrechen mussten.
    Schaulustige hatten sich an der Hafenmauer versammelt, Erregung und Geschrei erreichten den Siedepunkt, als die beiden Stars näher kamen. Ein paar hünenhafte Sicherheitsleute patrouillierten am Rand des Geschehens, doch das hinderte die Touristen nicht daran, alles mit ihren Handys aufzunehmen, und die zwölfjährigen Mädchen nicht daran, sich mit begeistert aufgerissenen Augen über die Brüstung zu lehnen, als Graham im Anzug auf sie zukam. Olivia blieb stehen und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ehe sie ein paar Autogramme gab, und wie aus dem Nichts tauchten die übrigen Paparazzi auf, um den Augenblick mit ihren gewichtigen Kameras festzuhalten.
    Ellie war beim Büro des Hafenmeisters stehen geblieben, immer noch in sicherem Abstand zur Menschenmenge, doch als Graham zu den Wohnwagen abbog, schaute er zu ihr hinüber. Sein Blick traf sie, so als hätte er gewusst, dass sie da war. Sie lächelte ihn an, doch ehe sie ihm noch ein anderes Zeichen geben konnte – ein Kopfschütteln oder Ähnliches –, änderte er die Richtung und ging direkt auf sie zu, anscheinend ohne zu bemerken, dass die Aufmerksamkeit des gesamten Hafens auf ihn gerichtet war.
    Ellie wurden die Knie weich, ihre Beine zitterten, und einen kurzen, angsterfüllten Augenblick lang blieb sie reglos stehen, wusste nicht, was sie tun sollte. Graham bemerkte nichts von alledem, winkte ihr zu, lächelte breiter. Hinter ihm hatten die Fotografen sich von Olivias Autogrammstunde abgewandt und folgten Graham mit ihren Linsen. Die Worte, die Mom heute Morgen gesagt hatte, rasten Ellie durch den Kopf – wenn so was erst mal ins Rollen gekommen ist, ist es nicht mehr aufzuhalten  –, und sie merkte, wie sie zurückwich.
    Ich kann nicht , dachte sie und hoffte, er würde es verstehen.
    Aber natürlich verstand er es nicht. Nur einen Moment lang sah sie ihm in die Augen, lange genug, um seine Verwirrung zu bemerken, und Schuldgefühl durchzuckte sie. Aber es war zu spät. Schon schlich sie an der Seite des Anglerladens entlang, nahm die Abkürzung hinunter zum Strand. Und dann ließ sie sich wie ein erstklassiger Zauberer selbst verschwinden. Und der ganze Riesenzirkus blieb hinter ihr zurück.

  
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Von:            [email protected]
Gesendet:   Dienstag, 11. Juni 2013 12:18
An:              [email protected]
Betreff:       Wetterbericht
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