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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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wäre, hier oben ein Haus zu haben; nichts Großartiges, bloß eine kleine Hütte, ein Stückchen weg vom Wasser, wo er hinfahren konnte, wenn er von der Plastiklandschaft in Los Angeles genug hatte. So könnte er diesen Teil der Welt bei sich behalten, auch wenn er wieder wegmusste.
    »Hey«, er drehte sich zu ihr um und zeigte zum Festland, »weißt du, wie dieser Ort heißt?«
    Ellie sah hin und schüttelte den Kopf. »Wieso?«
    »Sieht bloß nett aus, weiter nichts.«
    »Guck doch nach«, schlug sie vor, und er tastete in der Hosentasche nach seinem Handy, ehe ihm wieder einfiel, dass er es im Hotel liegenlassen hatte. Das war keine Absicht gewesen, er hatte es erst gemerkt, als sie aus dem Hafen glitten, aber heute war kein schlechter Tag, die Verbindung zur Welt zu kappen. Im Augenblick wollte er sowieso von niemandem hören, weder von Harry noch von Rachel oder Mick oder sonst wem. Er hatte gedacht, ohne Telefon würde er nervös, aber in Wirklichkeit fühlte er sich frei.
    »Ich habe meins nicht dabei, schon vergessen?«, sagte er. »Kann ich mal deins leihen?«
    Das lag vor ihr auf dem Armaturenbrett, und sie schob es in seine Richtung. Er rief die Kartenseite auf und wartete, dass sie sich aufbaute – ein langsamer Pixeltanz auf dem Display. Der Wind wehte ihm die Haare aus der Stirn, er blinzelte zum Kirchturm, der aus den Bäumen ragte, und die Vorstellung eines eigenen Häuschens hier verfestigte sich.
    Gerade wollte er Ellie davon erzählen, als sie das Kielwasser eines anderen Bootes kreuzten und die Go Fish wie ein flach geworfener Stein hüpfte – das Telefon flog ihm in Zeitlupe aus der Hand, wirbelte durch die Luft und landete lautlos im Wasser. Die aufgewühlte Oberfläche verschluckte es ungerührt, sekundenschnell hatten sie es hinter sich gelassen, und der kleine Metallblock war sicher schon halb auf den sandigen Grund gesunken.
    »Oh«, sagte er, noch mit dem Rücken zu Ellie.
    »Was?«, fragte sie.
    »Dein Telefon …«
    »Sag bloß nicht …«
    »Ich fürchte, es ist bei den Fischen.« Er schaute ausreichend schuldbewusst, hoffte er. »Tut mir ehrlich leid. Ist mir eben aus der Hand gerutscht.«
    Sie stöhnte auf.
    »Ich kaufe dir ein neues.«
    »Das hilft uns im Augenblick auch nicht weiter«, sagte sie. »Ich habe damit navigiert.«
    Über den Bug sah er in der Ferne ein paar Segelboote und ein Motorboot, das einen Wasserskifahrer zog; weiter links, Richtung Küste, waren die Häfen mit Bojen gesprenkelt, auf jeder saß eine Möwe. Das Städtchen, in das er eben noch unbedingt ziehen wollte, war schon hinter ihnen verschwunden, verloren gegangen.
    »Aber wir werden es doch von hier aus sehen können, oder?«
    Ellie zuckte die Achseln. »Ist ja nicht wie ein Bahnhof«, sagte sie. »Die Städte sind nicht beschriftet. Ich weiß nicht, wie wir es erkennen sollen.«
    »Es wird sicher ein paar große Villen geben.«
    »Glaube ich auch«, stimmte sie zu, aber sie kniff die Lippen zusammen, und Sorge lag in ihrem Blick.
    »Wir können schließlich auch fragen.«
    »Und wie?«, fragte sie. »Mit Rauchzeichen?«
    »Wir winken jemanden ran.«
    Seufzend schaute sie auf die Uhr. »Es ist erst elf. Wird sowieso noch eine Weile dauern.«
    »Okay«, sagte er. »Dann halten wir einfach die Augen offen.«
    »Okay«, echote sie, und über ihren Köpfen schrie lange eine Möwe. Graham legte den Kopf in den Nacken und fragte sich, wie die Boote wohl von oben aussahen – Dutzende von ihnen, aufgefächert auf den Wellen, ein Spiegelbild der Vogelschar am Himmel. Und mittendrin die Go Fish , die sich beharrlich an einer Reihe fast identischer Orte vorbei die Küste hinaufschob, hinter sich eine Spur aus schäumendem Kielwasser, wie die Brotkrumen, die sie wieder nach Hause führen sollten.

  
    –  Kennst du gute Seefahrerwitze?
    –  Bloß einen über Möwen.
    –  Okay.
    –  Wieso fliegen Möwen übers Meer?
    –  Na, wieso?
    –  Wenn sie übers L and flögen, wären sie L öwen.

einundzwanzig
    Die Sonne folgte ihnen wie ein Scheinwerfer und ließ alles glänzen. Ellie spürte die Wärme auf den Schultern und im Nacken, auf der Nasenspitze und der blassen Scheitellinie, die durch ihr rotes Haar schimmerte. Sie waren jetzt zwei Stunden unterwegs und immer noch nicht am Ziel.
    Graham kratzte sich an der Stirn, die allmählich brannte. Er hatte vergessen, Sonnencreme mitzunehmen, und ihr Wasser war inzwischen auch alle. Hin und wieder schalteten sie einen Gang runter und drosselten das

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