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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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rechnen.
    Graham wartete am Boot und sah erschreckend gut aus in seinen zerknitterten Klamotten von gestern. Sie suchte in seiner Miene nach Hinweisen, ob er in der Zwischenzeit bei Harry nachgefragt hatte, ob es irgendwas Neues gab, doch sie sah bloß sein übliches Lächeln, das nur für sie reserviert schien.
    »Ahoi«, sagte er und hob die Hand. »Bereit zum Auslaufen?«
    »War das in Ordnung, dass du es ausleihst?«, fragte sie, als er ihr ins Boot half. Sie sprang über die Lücke zwischen Anleger und Steuerbordwand und landete etwas unsicher auf den Deckplanken. Das Boot war viel größer, als es von weitem aussah, und auch älter – nicht bloß auf alt gemacht, wie sie vermutet hatte, sondern richtig alt. Sie hatte insgeheim so ein nachgebautes Filmrequisit erwartet und keinen funktionstüchtigen Hummerkutter, doch abgesehen von ein paar Metallösen an der Bordwand, um die Kameras festzuzurren, hatte das Filmteam keine Spuren hinterlassen.
    »Vollkommen in Ordnung«, sagte Graham leichthin, als er ihr folgte.
    Das Wasser wirkte ruhig, doch Ellie spürte das Deck schon unter ihren Füßen schwanken, und als sie ihren Rucksack auf eine Holzbank fallen ließ, hielt sie sich an Grahams Schulter fest. Vorn war eine kleine Steuerkabine mit gläserner Windschutzscheibe und einem altmodischen Steuerrad. Im Heck stießen mehrere leere Hummerfallen aneinander, und ein paar rote Bojen rollten mit dem leichten Seegang hin und her.
    Ellie stieg über eins der Taue, die hier und dort ordentlich aufgerollt an Bord lagen. Vom Hügel oben wehten die Klänge der Kapelle herüber. Sie spielte den ganzen Tag, und wenn sie später am Nachmittag dort vorbeischaute, würde sie noch mit der gleichen Energie ihre kraftvollen patriotischen Stücke blasen – jetzt war es der perfekte Abschiedsgruß, um in See zu stechen.
    »Abfahrbereit?«, fragte sie Graham, der die verschiedenen Anzeigen hinter dem Steuer betrachtete. An der Schlüsselkette in seiner Hand baumelte ein orangefarbener Schwimmer aus Schaumstoff, falls er über Bord fiel.
    »Klar«, sagte er und hielt ihr den Schlüssel hin.
    Ellie starrte nur darauf. »Ich dachte, du fährst.«
    »Was?«
    Sie deutete auf die Schlüsselkette, die zwischen ihnen baumelte. »Ich dachte, du fährst«, wiederholte sie. »Es war doch deine Idee.«
    Graham schüttelte den Kopf. »Das ist ein Hummerkutter«, sagte er, und als sie nicht antwortete, sah er sie bedeutungsvoll an, als läge die Schlussfolgerung auf der Hand. »Du bist aus Maine.«
    »Und deshalb nimmst du einfach mal an, dass ich einen Hummerkutter steuern kann?«
    »Ja, schon«, sagte er. »Kannst du das etwa nicht?«
    »Sehe ich aus wie ein Hummerfischer?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn. »Ich dachte, du kannst das. Ich habe dich doch neulich erst das Ding fahren sehen.«
    Er sah sie verständnislos an. »Wann?«
    »Beim Drehen.«
    »Das ist ein Film«, stöhnte er. »Ich spiele das nur.«
    Ellie seufzte. »Und wieso leihen die dir ein Boot, wenn du es nicht fahren kannst?«
    »Ich habe nie gesagt, dass sie es mir geliehen haben.«
    Es dauerte einen Moment, bis sie das begriffen hatte. Dann boxte sie ihn gegen die Schulter. »Willst du mich auf den Arm nehmen? Du hast die Schlüssel geklaut?«
    »Das wird ganz sicher in Ordnung sein.« Er rieb sich die Stelle, wo sie ihn getroffen hatte.
    Ellie klappte den Mund auf und wieder zu. Sie drehte sich um, ging zum Heck, schaute zum Ort hinauf und überlegte, ob es wohl zu spät war, das Auto ihrer Mutter zu nehmen.
    Graham tauchte neben ihr auf.
    »Es wird schon gehen«, sagte er. »Ich verstehe genug davon.«
    »Und woher das?« Sie sah ihn nicht an.
    »Vor dem Drehen hab ich ein paar Stunden bekommen. Das reicht, um uns hin und wieder zurück zu bringen. Ich hatte bloß gedacht, du wärst eine richtige Expertin.«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Weil ich aus Maine bin.«
    »Weil du aus Maine bist.«
    »Na ja, ich bin jahrelang mit Quinns Wasserskiboot gefahren«, sagte sie. »Aber das hier sieht ziemlich anders aus.«
    »Dann finden wir es eben heraus«, sagte er. »Wir beide zusammen.«
    »Wir beide zusammen?«, sagte sie, und er lächelte verlegen.
    »Vor allem du.«
    Sie hielt die Hand auf, und er legte den Schlüssel hinein. »Dann hast du aber ziemlich gut gespielt neulich«, sagte sie. »Du hast nämlich ausgesehen wie ein richtiger Kapitän.«
    »Dann brauchst du dir ja keine Sorgen zu machen.« Er führte sie zurück zum Bug. »Wenn du meine anderen Filme gesehen

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