Der Geschmack von Glück (German Edition)
Mann ließ das Megafon sinken. »Dieses Boot ist als vermisst gemeldet worden«, rief er. »Können Sie dazu was sagen?«
Graham hielt die Hände an den Mund und rief zurück: »Das ist meine Schuld, Sir. Ich habe es nur ausgeliehen.«
Der Polizist nahm die Sonnenbrille ab und blinzelte ihn an. »Sie sind doch dieser Typ«, sagte er verdattert. »Aus den Filmen.«
»Genau.« Graham nickte bestätigend. »Ich drehe hier gerade einen, und wir haben dieses Boot bei den Dreharbeiten benutzt – es hat bestimmt jemand von der Produktion angerufen, oder? Ich habe einfach vergessen, Bescheid zu sagen.«
Ellie staunte darüber, wie locker ihm diese Erklärung über die Lippen ging, wie lässig er die Sache als Missverständnis darstellte, und über die Reaktion des Polizisten, der alles nachdenklich schluckte. Ellie hätte unweigerlich gestottert, sich verhaspelt, wäre nervös geworden. Selbst wenn sie die Wahrheit sagte, würde sie es schaffen, irgendwie schuldig zu wirken.
»Nur eine Minute.« Der Polizist hob den Zeigefinger. »Ich muss das überprüfen.«
Er verschwand in der Kabine, und Ellie wandte sich an Graham. Doch bevor sie etwas sagen konnte, drückte er beruhigend ihre Schulter. »Es wird alles gut. Manchmal ist es auch ganz praktisch, wenn man erkannt wird.«
Trotzdem warteten sie in angespanntem Schweigen. Ein paar Jetskis rauschten vorbei, die gelben Rettungswesten ein krasser Kontrast zum Wasser, ein Flugzeug zog tief über sie hinweg. Ellie hatte keine Armbanduhr, und ihr Telefon lag auf dem Meeresgrund, sie hatte also keine Ahnung, wie spät es war, aber die Sonne hatte den Zenit schon überschritten, es musste also inzwischen deutlich nach zwölf Uhr sein.
Als der Mann von der Küstenwache zurückkehrte, nahm er die Sonnenbrille ab und rieb sich den Nacken. »Ich habe mit dem Typen gesprochen, der es gemeldet hat. Er wusste nicht, dass Sie es genommen haben. Er sagt, es ist überhaupt kein Problem, solange Sie es heil zurückbringen.«
Graham lächelte und hob dankend die Hand. »Vielen Dank, Sir. Tut mir leid, wenn ich Unannehmlichkeiten gemacht habe.«
Der Polizist nickte und wollte sich gerade wieder umdrehen, als Ellie ihm rasch zurief: »Uns ist übrigens das Benzin ausgegangen.« Er zog die Augenbrauen hoch und reagierte mit müdem Blick auf die Aussicht weiterer Probleme durch den Filmstar mit seinem geliehenen Boot. Er machte keine Vorschläge, sondern wartete bloß ab, also räusperte sie sich und fragte: »Was sollen wir tun?«
Eine Dreiviertelstunde später hatte die Küstenwache sie zu einer Schiffstankstelle in der Kleinstadt Hamilton geschleppt. Die beiden Polizisten waren ganz freundlich gewesen – auch wenn Ellie vermutete, dass sie hinter der professionell höflichen Fassade dachten: Was müssen das für Idioten sein, denen das Benzin ausgeht? –, und am Ende hatte Graham ihnen noch ein Autogramm für eine ihrer Töchter gegeben.
Sie brachten Ellie und Graham zu einem schnauzbärtigen Mann, der ihnen den Tank befüllte, und verabschiedeten sich mit zackigem Tippen an ihre Uniformmützen. Ellie sah sie hinausfahren und war froh, wieder an Land zu sein, denn ihr Magen wand sich hin und her wie ein gestrandeter Fisch.
»Wie weit ist es bis Kennebunkport?«, fragte Graham, als der wettergegerbte Tankwart zum Steuer kam und die Tankanzeige aus nächster Nähe betrachtete.
»Mit dem Bus zehn Minuten«, sagte er, ohne aufzublicken.
»Und wieso sollten wir den Bus nehmen?«
»Weil die Tankanzeige hin ist.« Der Mann richtete sich auf. »Ich hab den Tank grad vollgemacht: zeigt immer noch leer. Muss die Anzeige reparieren. Sollte nicht mehr als eine Stunde dauern.«
Graham reichte ihm seine Kreditkarte, und sie vereinbarten, das Boot später abzuholen. Ein Überlandbus verkehrte alle halbe Stunde und hielt in jedem Ort an der Küste, und der Tankwart zeigte mit gekrümmtem Finger in die grobe Richtung der Bushaltestelle, direkt vor der örtlichen Touristeninformation.
Nach so vielen Stunden auf dem Wasser hatten sie beide weiche Knie und gingen leicht schwankend über die Straße. Erleichtert sah Ellie, dass es nicht weit war – ein schmaler Holzbau, der mehr nach Baumhaus als nach Büro aussah –, und die Bushaltestelle lag direkt davor, nichts weiter als eine rote Plastikbank und ein unleserlicher Fahrplan, der an der Rückseite eines Stoppschilds hing.
Graham kniff die Augen zusammen: »Zwölf Minuten«, verkündete er und sah dann zur Touristeninformation. »Lass
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