Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Geschmack von Sommerregen (German Edition)

Der Geschmack von Sommerregen (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Sommerregen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
Vom Netzwerk:
zurück.«
    Moment mal, wabert es durch mein benebeltes Gehirn. Als wir zusammen waren, hat Noah mich behandelt wie ein Stück Dreck, und jetzt will er mich zurück, weil ich enge Tops trage?! Hat der sie noch alle?
    Gerade will ich meine schwere Zunge dazu zwingen, den Blödmann barsch in seine Schranken zu verweisen, als mir die Worte vor Schreck im Halse stecken bleiben. Denn Noah drückt sich in voller Länge von hinten an meinen Körper.
    Um Himmels willen, passiert das gerade wirklich?
    Oder ist das vielleicht ein Horrortrip?
    Kriegt man den nicht nur von Drogen?
    Immer noch ist mir schrecklich schwindelig, immer noch stütze ich mich hilflos mit den Händen an der Wand ab, doch jetzt liegen Noahs Hände neben meinen, sein Bauch drängt sich gegen meinen Rücken und weiter unten … drängt etwas Hartes gegen meinen Hintern, etwas, das mir feurig-orangen Widerwillen und eine Welle schmutzig-grauer Panik beschert.
    Ich will herumwirbeln, will Noah ins Gesicht schlagen, ihn wegstoßen, fliehen. Aber als ich den Versuch mache, ohne die Hilfe des Mauerwerks zu stehen, knicken meine Beine unter mir weg.
    Noah fängt mich auf und dreht mich zu sich um. Er drängt mich an die Wand, knetet meinen Busen, die Welt dreht sich, ich kann mich nicht befreien, und ich frage mich verzweifelt, ob ich das alles nicht nur träume.
    »Deine Titten fand ich schon immer geil«, sagt Noah heiser. »Verrat’s mir, Sophie: Wie hat dir der Film gefallen? Sag’s mir, komm schon, das macht mich an. Wie oft hast du ihn angeschaut? Welches war deine Lieblingsszene?«
    Durch das Entsetzen, das Noahs grobe Hände, seine perverse Gier, sein Raunen in mir auslösen, rollt die Erinnerung heran. Und alles, was ich verdrängt habe, alles, woran ich nie wieder denken wollte, ist auf einen Schlag wieder da.
    »Sorry, das war’s dann wohl mit uns beiden. Es war eine Wette, weißt du? Ich habe drei Kästen Bier gewonnen.«
    »B-b-bier? Aber … du hast nur mit mir geschlafen, um … Bier?!«
    Noah zwinkert mir zu. »Du wirst einen anderen finden, Baby. Und in der Zwischenzeit schaust du dir das hier mal an. Damit du dich beim nächsten Fick nicht mehr ganz so blöd anstellst, hm?«
    Er überreicht mir ein in Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen.
    Wie betäubt schaue ich ihm nach.
    Und als ich das Päckchen zu Hause auspacke, heulend und krank vor Liebeskummer, halte ich einen Porno in den Händen. Einen Porno der miesesten Art. Einen, bei dem mir schon der Titel und das Coverfoto Übelkeit bescheren.
    »Damit du dich beim nächsten Fick nicht mehr ganz so blöd anstellst.« Oh mein Gott.
    Ich werfe den Porno in den Abfalleimer, knote die Mülltüte zu und bringe sie raus. In der großen, grauen Tonne vor dem Carport versenke ich die DVD , das Symbol meiner Schmach. Meines Versagens. Meiner für immer verlorenen Jungfräulichkeit, die ich an den Falschen verschwendet habe.
    Doch obwohl der Porno fort ist, tobt weiter der Schmerz in mir, senfgelb und scharf. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, Noah in der Schule in die Augen zu blicken.
    Und noch weniger weiß ich, ob ich jemals wieder mit einem Mann schlafen kann, ohne an Noahs niederschmetterndes Urteil über mich zu denken.
    Die Erinnerung wütet in einem Rausch aus fiesem Orange und Stachelpink in meiner Seele, und plötzlich ist es mir egal, ob ich im nächsten Augenblick umkippe. Ob ich einen Kreislaufkollaps erleide, während ich mich gegen Noah wehre. Ob ich mich übergebe. Ob man mich morgen früh als Alkoholleiche hinter dem Jugendhaus finden wird. Alles ist mir egal.
    Alles außer dem übermächtigen Drang, Noah meinen glühenden, maßlosen Zorn spüren zu lassen. Ich will unmissverständlich klarstellen, dass ich mich nie wieder benutzen oder erniedrigen lasse, auf keinerlei Weise, und schon gar nicht von ihm.
    Ein letztes Mal atme ich tief ein, sammle durch Schwindel und Übelkeit hindurch meine Kraft. Dann ramme ich mit voller Wucht mein Knie hoch.
    Noah brüllt auf, lässt mich los und klappt zusammen wie ein Taschenmesser. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hält er sich die Hände vor den Schritt. »Scheiße, Sophie, willst du mich kastrieren?«, schreit er.
    »Keine schlechte Idee«, sage ich tough, obwohl ich in Wirklichkeit schwer darum kämpfe, nicht allzu sehr zu zittern.
    Und in diesem Moment sehe ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Höre ein Kichern. Etwas Glitzerndes, Schwarzhaariges ist Noah und mir gefolgt, drückt sich an der Wand herum und hält ein Handy in der

Weitere Kostenlose Bücher