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Der Geschmack von Sommerregen (German Edition)

Der Geschmack von Sommerregen (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Sommerregen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Mattis.
    Wir drängen uns durch die Menge zum Eingang. Um uns herum summen Stimmen und Gelächter, die anbrechende Nacht riecht nach Spaß, Geschäker und Parfum. Zugegeben, nach verschüttetem Bier riecht es auch. Offensichtlich feiern die meisten hier schon länger, obwohl es erst halb zehn ist, und da Alkohol im Jugendhaus zwar verboten ist, vor dem Jugendhaus aber nicht, glühen alle, die mehr als Orangensaft trinken wollen, im Freien vor.
    »Hey, Sophie, warte doch!«
    Jemand packt mich am Oberarm. Lena kriegt nichts davon mit, wühlt sich weiter Richtung Eingang und verschwindet in der Menge. Ich wende den Kopf und schaue in kornblumenblaue Augen.
    Och nööö! Muss ich von allen Menschen auf der Welt ausgerechnet an Noah geraten, noch bevor der Abend richtig angefangen hat?
    »Lass mich los«, sage ich unwirsch und schüttele seine Hand ab. »Was willst du von mir?«
    »Bloß mal Hallo sagen.«
    Noah schenkt mir ein strahlendes Lächeln mit sehr weißen Zähnen. Er fährt sich durch das blonde Haar und wirkt dabei attraktiv und charmant – jedenfalls wenn man nicht weiß, wie er in Wirklichkeit ist. Ich weiß es.
    »Hallo, Noah«, sage ich mit übertriebener Betonung. »So, das wäre erledigt. Dann geh ich jetzt mal rein.«
    Er hebt in einer beschwichtigenden Geste die Hände. »Langsam, langsam. Renn nicht gleich weg, okay? Ich will Frieden mit dir schließen! Können wir nicht einfach vergessen, dass die Sache mit uns damals, äh, irgendwie blöd gelaufen ist?«
    Irgendwie blöd gelaufen?! Orange Feuerbälle formen sich auf meinem inneren Monitor, als ich daran denke, wie blöd es gelaufen ist. Dieser Kerl macht es sich so leicht! Als könnte ich die Demütigung, die Scham, die böse Erinnerung ausradieren wie einen Rechtschreibfehler.
    Unwillkürlich balle ich die Fäuste. »Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe? Kümmere dich um Mädchen, die dein Zahnpasta-Lächeln zu schätzen wissen.«
    Noah schüttelt den Kopf und schafft es, reuevoll auszusehen. »Hör zu, es tut mir leid, ehrlich. Das mit der Wette und so.«
    »Und das mit der DVD «, sage ich beißend. »Die hast du noch vergessen.«
    Er grinst, der pseudo-reuevolle Ausdruck ist dahin. »Ach komm, die war doch ganz hilfreich, oder? Mattis sollte mir dankbar sein, der profitiert ja jetzt davon. Jedenfalls, wenn du den Film schön aufmerksam geguckt hast. Hast du, Sophie?«
    »Du bist so was von widerlich.« Angeekelt drehe ich mich um und lasse ihn stehen.
    Meine Euphorie ist sofort dahin, meine Laune rapide gesunken. Als ich auf Lena stoße, die am Eingang steht und nach mir Ausschau hält, brumme ich: »Manche Jungs sollten ein lebenslanges Sprechverbot bekommen.«
    »Verstehe, du hast Noah getroffen.« Lena drückt mir eine Dose in die Hand. »Vergiss den Kerl, der ist es doch gar nicht wert. Guck mal, ich hab uns was Besseres als Bier besorgt, während ich auf dich gewartet habe.«
    Ich lasse mich bereitwillig ablenken, schaue auf die Dose in meiner Hand: irgendein Rum-Mix.
    »Schmeckt wie Limo, macht aber lustiger«, sagt Lena und öffnet ihre Dose. »Cheers!«
    »Cheers«, murmele ich und komme mir dabei vor wie ein Kind, das zum ersten Mal am Likör nippen darf. Lena trinkt zwar auch nicht viel, doch im Gegensatz zu mir weiß sie wenigstens, wie das Zeug schmeckt.
    »Gar nicht schlecht«, stelle ich nach dem ersten Schluck anerkennend fest und nehme gleich noch einen hinterher.
    Und in diesem Moment beschließe ich, mir von Deppen wie Noah nicht den schönen Abend verderben zu lassen. Lena hat recht, er ist es gar nicht wert. Mit dem festen Vorsatz, von nun an nur noch Spaß zu haben, kippe ich die halbe Dose Rum-Limo runter.
    Und freue mich, dass meine Eltern am Ammersee sind.
    Zwei Stunden später hüpfe ich wild und euphorisch auf der Tanzfläche herum.
    Ich tanze völlig anspruchslos zu allem, was gespielt wird, ein Song ist mir so lieb wie der andere. Ins Blut gehen die hämmernden Beats alle, ebenso wie die hochprozentige Limo. Bei einer Dose ist es nämlich nicht geblieben. Und da mein Körper Alkohol null gewöhnt ist, habe ich mittlerweile ganz schön einen sitzen.
    Was auch sein Gutes hat, sage ich mir, während ich im grün und rot zuckenden Discolicht die Hände in die Luft werfe. Denn so, wie ich mich gerade fühle, ist mir nicht nur Noah egal, der im Laufe des Abends immer wieder meine Nähe gesucht hat, sondern auch Vivian, die heute ausnahmsweise mal keine Privatparty schmeißt, sondern mitsamt Börny im Jugendhaus

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