Der gestohlene Traum
sprechen.«
»Kann ich daraus schließen, dass mein Telefon abgehört wird?«
»Ja. Weiter. Morgen früh rufst du Gordejew an und teilst ihm mit, dass deine Version geplatzt ist, dass dir zu dem Fall nichts mehr einfällt und dass man das Verfahren einstellen kann, nicht nur zum Schein, sondern de facto. Du rufst von hier aus an, damit sie es kontrollieren können. Dann rufst du Olschanskij an und sagst ihm dasselbe. Ebenso verfährst du mit Tschernyschew und Morozow. Sollte jemand versuchen, mit dem Kosmos-Verlag Verbindung aufzunehmen, wird das sofort bekannt werden und Folgen für Nadja haben. Sie ist in ihren Händen, und beim geringsten Alarmsignal. . . Versuche nicht, deine Wohnung zu verlassen. Sie würden es sofort erfahren. Ist dir alles klar?«
»Nein, noch nicht alles. Erstens wüsste ich gern, wie es dir gestern gelungen ist, sie über dein Gespräch mit Olschanskij zu informieren. Hast du eine Telefonnummer? Oder rufen sie selbst dich täglich an?«
»Nein, ich habe keine Telefonnummer. Es gibt ein vereinbartes Zeichen, über das ich sie wissen lasse, dass ich Kontakt mit ihnen aufnehmen möchte.«
»Was für ein vereinbartes Zeichen?«
»Nastja, mach bitte keinen Idioten aus mir. Ich möchte nur eines: dass meine Tochter wieder in Sicherheit ist. Und deshalb muss ich dafür sorgen, dass ihre Forderungen erfüllt werden. Wenn ich dir sage, wie man mit ihnen Kontakt aufnehmen kann, wirst du sofort irgendetwas aushecken. Ich denke im Moment nur an Nadja und nicht an die Interessen der Kripo. Und du versuchst, mich auszutricksen.«
»Du sagst es mir also nicht?«
»Nein.«
»Gut. Noch eine Frage: Warum verlangst du nur von mir Garantien? Befürchten sie nicht, dass Tschernyschew und Morozow die Ermittlungen fortsetzen werden?«
»Nein, das befürchten sie nicht. Du bist in diesem Fall der Boss, und wenn du den beiden sagst, dass die Ermittlungen abgeschlossen sind, werden sie nichts mehr unternehmen. Sie haben ja noch genug anderes zu tun.«
»Und wenn ich ihnen etwas anderes sage?«
»Dein Telefon wird abgehört, vergiss das nicht. Ein falsches Wort und Nadja . . .«
»Ist schon gut, ich habe verstanden«, fiel Nastja Larzew gereizt ins Wort. »Hast du nie daran gedacht, sie irgendwo zu verstecken, sie an einen anderen Ort zu bringen? Oder eine Leibwache für sie zu organisieren, zum Beispiel über Knüppelchen?«
»Mein Gott, du verstehst die einfachsten Dinge nicht«, erwiderte Larzew verzweifelt. »Nadja war von Anfang an ihre potenzielle Geisel. Hätte ich etwas dagegen unternommen, hätten sie mich einfach beseitigt, und Nadja wäre eine Waise geworden. Vielleicht bin ich ein Idiot, ein Schwächling oder ein Schurke, aber ich möchte, dass mein Tochter gesund bleibt und möglichst glücklich wird. Ist das nach deiner Ansicht ein Verbrechen? Habe ich nicht das Recht, das zu wollen?«
»Beruhige dich, Wolodja«, sagte Nastja mit einem Seufzer. »Ich werde tun, was du verlangst. Aber du musst wissen, dass Knüppelchen alles über dich weiß. Er wird die Sache durchschauen. Er wird mir nicht glauben und das tun, was er für richtig hält.«
»Woher weiß er es? Hast du es ihm gesagt?«
»Nein, er weiß es längst. Deshalb hat er dafür gesorgt, dass du von den Ermittlungen ausgeschlossen wurdest. Aber warte, bring mich nicht aus dem Konzept. Ich wollte dich noch etwas fragen. . .«
Nastja runzelte die Stirn und presste ihre Hände an die Wangen.
»Jetzt weiß ich es wieder. Du hast gesagt, dass ich der Boss bin und dass Tschernyschew und Morozow deshalb tun werden, was ich ihnen sage. Richtig?«
»Richtig.«
»Ist das deine persönliche Meinung, oder hat dir das jemand gesagt?«
»Beides. Ich kenne dich schon eine Weile, ebenso Morozow, und mit Andrej habe ich schon oft zusammengearbeitet. Es ist nicht schwer zu erkennen, wie die Rollen bei euch verteilt sind.«
»Wer hat es dir gesagt?«
»Sie natürlich, wer sonst.«
»Man merkt, dass sie dich gut auf das Gespräch mit mir vorbereitet und dir sogar die Argumente geliefert haben. Ich frage mich nur, woher sie wissen, dass ich die Ermittlungen leite. Hast du es ihnen gesagt, Larzew?«
»Nein, Ehrenwort, ich habe nichts gesagt. Es hat mich selbst gewundert, dass sie es wissen.«
»Nun gut.« Sie erhob sich mühsam vom Sofa. »Ich gehe einen Kaffee kochen, mein Kopf ist schon völlig wirr.«
Larzew sprang sofort auf und machte einen Schritt zur Tür.
»Ich komme mit.«
»Wozu? Ich ziehe Tschistjakow nicht in meine
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