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Der gestohlene Traum

Der gestohlene Traum

Titel: Der gestohlene Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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anderen, gut bezahlten Tätigkeit zuwenden, die zudem viel ruhiger war. Gradow bestand darauf, dass Nikolaj alle Verbindungen zur kriminellen Szene abbrach. Er machte Karriere in der Politik und brauchte Sicherheitspersonal, das auf Massenveranstaltungen seiner Partei für Ordnung sorgte und verschiedene vertrauliche Aufgaben übernahm. Nikolaj hatte nur sehr vage Vorstellungen von der Art seiner zukünftigen Tätigkeit, aber er wollte Gradow mit Herz und Seele dienen.
    Seitdem waren zwei Jahre vergangen, und jetzt schien zum ersten Mal Gefahr im Verzug zu sein. Diese Gefahr ging nicht von der Miliz aus, die Nikolaj eine durchaus ansehnliche Rechnung hätte präsentieren können, die Gefahr kam von Arsenn. Onkel Kolja hatte ihn vom ersten Augenblick an nicht gemocht. Was wollte sein Boss von diesem glatzköpfigen Fiesling?
    Onkel Kolja hatte alles erledigt, was Gradow ihm befohlen hatte: Er hatte das Haus gemietet, das Gradow nicht zum ersten Mal für seine Zwecke nutzte, seine Jungs hatten das Mädchen gefunden und alles richtig gemacht. Sie hatten sich Vika gegenüber als Freunde von Bondarenko ausgegeben und ihr gesagt, Bondarenko hätte keine Zeit, sie am Montag zu Smeljakow zu begleiten, deshalb hätte er sie, seine Freunde, gebeten, das an seiner Stelle zu tun. Die Jungs brachten sie in das abgelegene Haus und pressten alles aus ihr heraus, was sie wusste. Es war nicht allzu viel, aber immerhin hatte Vika ihnen den Hinweis auf irgendeinen Kosarj gegeben. Die Jungs brachten beide um, Vika und diesen Kosarj, und löschten in Kartaschows Wohnung Bondarenkos Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Damit war alles erledigt. Wozu brauchte Gradow Arsenn? Er kritisierte Nikolaj ständig, misstraute seinen Leuten und wollte Gradow Stattdessen seine eigenen Mitarbeiter aufschwatzen. Der Boss hatte freilich nichts auf Nikolaj kommen lassen und Arsenn erklärt, er sei sehr zufrieden mit Fistin und seinen Leuten, sie würden beste Arbeit leisten. Doch Arsenn hörte trotzdem nicht auf, ihn bei jeder Gelegenheit zu beleidigen, zu demütigen und Unverständliches daherzureden.
    Onkel Kolja machte es schwer zu schaffen, dass sein Boss mit Arsenn irgendeine ihm unverständliche Sprache sprach, dass er auf die Forderungen und Befehle dieses alten Tatterichs einging, während er, Nikolaj, etwas Wesentliches nicht erfassen konnte, sosehr er sich auch darum bemühte. Er hatte Angst, sein Boss könnte merken, dass er nicht richtig mithalten konnte, und ihn, Nikolaj, schließlich durch Arsenn, diese Laus im Pelz, ersetzen. Er tröstete sich zwar mit dem Gedanken, dass Gradow ihn nicht einfach an die Luft setzen konnte, dazu verbanden die beiden zu viele unschöne und sogar blutige Geheimnisse. Aber der Trost war schwach, denn Onkel Kolja wollte nicht, dass Gradow ihn als Schwächling ansah und nur aus Angst behielt. Fistin war sehr ehrgeizig und hätte sich mit so etwas nie abfinden können. Während der Unterredungen mit Arsenn versuchte er angestrengt, dem Gespräch zu folgen, er verbarg seine wachsende Angst und lächelte sein seltsames Lächeln. Ein Lächeln, das dem Zähnefletschen eines in die Enge getriebenen Schakals glich, der mit letzter Kraft versuchte, seinen Gegner in die Flucht zu schlagen, obwohl er wusste, dass er der Unterlegene war und dass das Ende nahte . . .
    An diesem 30. Dezember begriff Nikolaj Fistin, dass der entscheidende Moment gekommen war. Arsenn hatte den Vertrag mit seinem Boss aufgelöst und wollte nicht mehr für ihn arbeiten, obwohl er seinen Auftrag noch nicht erfüllt hatte. Kaum hatte Onkel Kolja aufgeatmet, kam der nächste Schlag. Arsenn verlangte von ihm, dass er sofort Sascha Djakow ausfindig machen sollte. Warum? Wozu brauchte er Djakow, wenn er nicht mehr für Gradow arbeitete? Zudem hatte Arsenn ihn selbst beauftragt, die Sache mit Djakow zu regeln. Und Onkel Kolja hatte sie geregelt. Er hatte Sascha befohlen, in eine andere Stadt zu fahren und sich dort drei, vier Monate lang zu verstecken. Zu Hause hatte er sagen sollen, dass er in geschäftlichen Angelegenheiten verreisen müsse und erst im Frühjahr zurückkommen würde. Onkel Kolja hatte alle Maßnahmen getroffen, damit Djakow in der anderen Stadt entsprechend »empfangen« wurde. Bis zum April würde ihn niemand suchen, und dann, wenn der Schnee weggetaut war, musste man seine Leiche erst noch entdecken und identifizieren. . . Was wollte dieser alte Esel von Arsenn jetzt eigentlich noch?
    »Die Kamenskaja will, dass Djakow bei ihr

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