Der gewagte Antrag
Entscheidung nennen könne, und nahm sich vor, Chad diese Erklärung mitzuteilen. “Er will fort, weil er herausbekommen möchte, wer er ist”, schwindelte sie und war froh, nicht rot geworden zu sein.
“Nun, das ergibt einen gewissen Sinn”, meinte John. “Hoffentlich nimmt er das Vagabundendasein nicht wieder auf. Aber wir sollten uns bemühen, ihn zum Bleiben zu bewegen. Es wäre schade, wenn Campions auch auf ihn verzichten müsste, nachdem bereits Mr. Payne ausgefallen ist.”
Der halbgelähmte frühere Sekretär war bettlägerig und würde nie mehr imstande sein, sein Zimmer zu verlassen. Wie viele andere altgediente Domestiken würde auch er, wohlversorgt von der Herrschaft, in seiner Kammer den letzten Atemzug tun.
Elinor machte den ersten Brief auf, las ihn und reichte ihn dem an Newcomes Bureau sitzenden Verwalter. Dann öffnete sie das nächste Couvert und nahm den Inhalt zur Kenntnis.
John sah, dass das ihm ausgehändigte Schreiben von Lord Halsteads Bevollmächtigtem in Glen Ruadh kam, der in Beantwortung der Anfrage aus Campions mitteilte, er könne sich nicht zu dem Gewehr äußern, da Seine Lordschaft nicht in Schottland weile und man keine Nachricht von ihm erhalten habe. Mr. MacDougal empfahl, sich an Lord Halstead unter dessen Londoner Adresse zu wenden.
“Wieder eine Sackgasse”, sagte John enttäuscht und gab der Countess of Malplaquet den Brief zurück. “Wo, zum Teufel, mag der Viscount sein? Außerdem wird es Zeit, dass der Konstabler uns wieder über die Ergebnisse seiner letzten Nachforschungen informiert.”
“Er hat mir brieflich mitgeteilt, dass er wahrscheinlich morgen zu uns kommt. Er habe zwar wenig Neues zu berichten, möchte jedoch mit uns sprechen.”
“Heute ist kein sehr zufriedenstellender Tag, wie mir scheint”, brummte John. “Erst kündigt Newcome; dann erfahren wir, dass Lord Halstead verschwunden ist, und Jackson weiß offenbar wieder einmal nicht weiter.”
Ungeachtet ihres Kummers erwiderte Elinor heiter: “Die Welt geht vor die Hunde. So war es stets, und so wird es immer sein.” Wenn diese Bemerkung dem Verwalter kein Trost war, warum sollte sie selbst sich davon getröstet fühlen?
Wie angedeutet, traf der Konstabler am nächsten Nachmittag in Campions ein und wurde von der Countess of Malplaquet, ihren drei Beratern und dem Sekretär im Arbeitszimmer empfangen.
“Ich habe keine neuen Erkenntnisse”, gestand er. “Indes bin ich mir anhand meiner bisherigen Untersuchungen sicher, dass Ihr Vetter, Mylady, der Anstifter des Mordanschlages ist. Leider habe ich für diese Behauptung nicht den geringsten Beweis. Ich werde jedoch bald nach Bradford fahren, wo einer von Langtons Kumpanen gehängt werden soll. Angesichts des bevorstehenden Todes wird er mir hoffentlich etwas mehr über den Anführer der Bande erzählen und Licht in die Sache bringen, wie das Gewehr in Langtons Hände gelangt ist. Außerdem werde ich in Bradford meine Nachforschungen fortsetzen. Ich habe einen Ring von Spitzeln in der Gegend, die mir in Zukunft von Nutzen sein werden, falls sie nicht bereits schon jetzt Informationen für mich bereithalten.”
“Und mehr gedenken Sie nicht zu unternehmen?”, fragte John ungehalten. Der Angriff auf Lady Malplaquet hatte sein Weltbild ins Wanken gebracht, weil er ein überaus zivilisierter, ordnungsliebender Mensch war.
Cully Jackson ging nicht auf den Einwurf ein. Er war solche Reaktionen gewohnt. “Von Bradford werde ich erneut nach London reisen”, fuhr er gleichmütig fort, “und mich bemühen, eine zu Lord Halstead führende Spur zu entdecken. Er muss sich wenigstens einmal in der Umgebung aufgehalten haben, ist aber offensichtlich wieder abgereist. Vielleicht ist inzwischen in Clermont House bekannt, wo er sich im Moment befindet. Und sollte auch dieser Besuch mir nicht weiterhelfen, bin ich mit meinem Latein zu Ende.”
“Heute Nacht sind Sie mein Gast”, sagte Elinor entschlossen. “Ich bestehe darauf und werde der Haushälterin die entsprechenden Anweisungen geben.”
“Danke, Madam”, erwiderte Cully und verneigte sich. “Wenn Sie gestatten, würde ich gern noch einmal mit Mr. Newcome reden.”
Alle Anwesenden starrten ihn verblüfft an.
“Oh, ich habe Mr. Newcome nicht in Verdacht”, erklärte er rasch. “Ich meine indes, dass er möglicherweise mehr weiß, als er selbst glaubt. Er ist der einzige, der den Überfall miterlebt hat, und Zeugen fällt manchmal erst sehr viel später noch die eine oder andere
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