Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
Vom Netzwerk:
fortzubewegen.
    Parker war sicher, dass sich die zweite Tür nicht würde öffnen lassen, wenn er die erste daran hinderte, ins Schloss zu fallen, was er jedoch nicht tat. Madame Irina bat sie herein, die zweite Tür schloss sich hinter ihnen, und damit waren sie drinnen.
    Parker war nicht beruflich hier, aber er reagierte ganz automatisch. Er sah, dass man zwei Männer und eine Frau brauchen würde, und dachte, dass Noelle Kay Braselle sehr gut geeignet wäre. Natürlich konnte er selbst nun, da er mit Claire hiergewesen war, keiner der beiden Männer sein. Es war einfach ein instinktiver Gedanke.
    »Madame Irina, das ist mein Mann Charles.«
    »Herzlich willkommen, Mr. Charles.« Ihr Akzent hatte etwas Singendes und klang eher französisch als russisch. Sie war auch nicht die Russin, die er erwartet hatte. Ihre Art hatte etwas kühl Vornehmes, als wäre die ganze bolschewistische Ära nichts weiter gewesen als ein irgendwie lästiger Wochenendbesuch, der ein wenig zu lange geblieben war. Das Russland, aus dem sie stammte, wurde noch von Zaren regiert.
    Zwischen den beiden Frauen entspann sich eine kleine Diskussion über die drei Mäntel, die Claire in die engere Wahl genommen hatte. Madame Irina ging an ihren würfelförmigen grauen Schreibtisch aus Kunststoff und murmelte etwas ins Telefon. Dann legte sie den grauen Hörer auf und sagte: »Die Mäntel werden gleich gebracht. Und Mr. Charles hat ein paar Namen, die ich mir einmal ansehen soll?«
    »Ja. Zeig sie ihr, Charles.«
    Die dazugehörige Geschichte war, dass Charles Willis, ein Schuhhersteller, der einen großen Teil seiner Produktion exportierte, auf indirektem Wege von einigen Amerikanern erfahren hatte, die ihm möglicherweise behilflich sein konnten,mit seinem Geschäft in die westlichen Regionen der ehemaligen Sowjetunion zu expandieren. Leider war der Mann, der ihm diesen Tip gegeben hatte, ein Russe, der nur Russisch sprach und Kyrillisch schrieb, so dass Charles Willis die Namen nicht lesen und daher nicht wissen konnte, ob es sich dabei um Leute handelte, die er bereits kannte, und ob es sich lohnen würde, mit ihnen zu sprechen. Glücklicherweise liefen seine Geschäfte so gut, dass er es sich leisten konnte, seiner Frau einen Pelzmantel von Madame Irina zu kaufen, die ihrerseits bei der Entzifferung dieser beiden Namen behilflich sein würde.
    All das hatte Claire ihr bei ihrem vorigen Besuch erzählt, so dass Parker jetzt nur noch den Zettel mit den Namen hervorholen und Madame Irina übergeben musste, genau in dem Augenblick, als sich die beinahe unsichtbare Tür an der Rückseite des Raums öffnete und drei Models eintraten, jedes angetan mit einem Mantel.
    Nun war es an Parker, sich von Madame Irina abzuwenden und mit Interesse die Mäntel zu mustern, während die Models vor Claire auf und ab gingen, sie mit leerem Blick anlächelten und die Anwesenheit ihres Ehemanns nicht eine Sekunde lang zur Kenntnis nahmen.
    »Der ist zu dunkel«, entschied sie.
    »Wenn du meinst.«
    »Charles? Findest du den hier zu lang?«
    »Probier ihn doch an.«
    »Du hast recht.«
    Das Model legte mit einer fließenden Bewegung den Mantel ab, stand in einem schlichten schwarzen Trägerkleid da, half Claire hinein und wies auf den hohen Spiegel an der Wand, während Madame Irina sagte: »Ja, Mr. Charles, das sind Amerikaner.«
    Er wandte sich ihr mit derselben Aufmerksamkeit zu, die Claire dem Mantel widmete. »Amerikaner?«
    Sie hielt ihm den Zettel hin.
     
    П. Брок
    М. Розенштеин
     
    »Der erste«, sagte sie und tippte mit dem Finger auf den Namen, »hat einen Vornamen, der mit P anfängt. Der Nachname ist B-R-O-K. Aber ich glaube, in Amerika würde man ihn B-R-O-C-K schreiben.«
    Brock. Paul Brock. Parker hatte geglaubt, er werde von Paul Brock nie mehr etwas hören. Bei ihrer letzten Begegnung hatte er auf ihn geschossen; der Mann war die Kellertreppe hinuntergefallen, hatte bewegungsunfähig dagelegen und stöhnend nach einem Krankenwagen verlangt.
    Er zeigte auf den anderen Namen. »Heißt das dann vielleicht Rosenstein? Matt Rosenstein?«
    »Rosenstein, ja«, sagte sie lächelnd, zufrieden mit ihnen beiden. »Und der Vorname beginnt mit einem M. Dann kennen Sie diese Leute?«
    »Ja, die kenne ich«, sagte Parker. »Und der Russe hatte recht: Sie werden mir sehr nützlich sein.«
    »Ich glaube, der hier«, sagte Claire. Sie drehte sich für ihn und den Spiegel um sich selbst. Als sie sein Gesicht im Spiegel sah, lächelte sie und sagte:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher