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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus
Autoren: Richard Stark
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»Mir scheint, wir kriegen beide, was wir wollen.«

ELF
    Das Restaurant war in einer Seitenstraße der Madison Avenue, drei Blocks von Madame Irinas Salon entfernt. Es war voll, die Tische standen zu dicht beieinander, und an dem langen Tresen entlang der rechten Wand saß man Ellbogen an Ellbogen. Vor dem Restaurant waren nur zwei der Tische innerhalb der schmiedeeisernen Abtrennung auf dem Bürgersteig besetzt, und an einem davon saßen Parker und Claire. Es war kühl, und auf der Avenue dröhnte unablässig der Verkehr, aber hier konnten sie ungestört reden.
    Erst als sie bestellt hatten und das Essen serviert war, sagte Parker: »Manchmal taucht etwas Altes, das eigentlich längst erledigt ist, wieder auf und man muss sich noch einmal damit befassen. Das hier ist so ein Fall.«
    »Erzähl mir davon.«
    »Vor ein paar Jahren«, sagte er, »war ich mit einem Job beschäftigt, und du bist nach New Orleans gefahren, um ein paar Leute zu besuchen.«
    »Richtig«, sagte sie, »Lorraine und Jim.«
    »Ich hab dich angerufen und dir gesagt, du sollst mir telegraphisch Geld schicken.«
    »Das weiß ich noch«, sagte sie. »Du hast zweimal angerufen. Das erstemal wolltest du fünfhundert Dollar, das zweitemal dreitausend.«
    »Der Job ging schief«, sagte Parker, »und ich bin mit leeren Händen zurückgekommen.«
    »Aber du bist zurückgekommen.«
    Er zuckte die Schultern. »Wir waren zu viert«, fuhr er fort. »Einer von denen – ich kannte ihn nicht – hieß George Uhl, und es stellte sich raus, dass er verrückt war. Er versuchte, uns drei umzubringen, um das Geld für sich allein zu behalten. Er erwischte die anderen beiden, und darum musste ich ihn kriegen. Das war der Zeitpunkt, als ich dich angerufen habe.«
    »George Uhl«, sagte sie. »Das ist aber nicht einer der Namen, die du Madame Irina gezeigt hast.«
    »Nein. Uhl ist inzwischen tot«, sagte Parker. »Aber er hatte einen Freund, diesen Matt Rosenstein, und der tauchte plötzlich auf und wollte das Geld haben, einfach weil er wusste, dass es da war. Brock war sein Partner, sein Strohmann. Ich musste mit ihnen reden, weil sie vielleicht wussten, wo Uhl war. Aber dann wollten sie selbst das Geld haben.«
    »Und die beiden leben noch«, sagte sie.
    »Als ich sie zuletzt gesehen habe«, sagte Parker, »waren beide verwundet. Keiner bewegte sich, und sie waren in einem Haus, wo sie eine Familie gefangengehalten hatten. Die Frau, die dort war, hatte keinen Grund, irgend etwas anderes zu tun, als die Polizei zu rufen, nachdem ich gegangen war. Eigentlich müssten die beiden, sofern sie es überlebt haben, für den Rest ihres Lebens im Knast sitzen. Aber irgendwie haben sie’s geschafft, draußen zu bleiben und mir jemand auf den Hals zu hetzen. Aus Rache, nehme ich an. Sie haben noch jemand anders, der das Haus im Auge behält. Ich bin gerade an einer anderen Sache dran, die nichts mit Brock und Rosenstein zu tun hat, und habe keine Zeit für so was. Diese andere Sache steigt bald, und danach kümmere ich mich um die beiden.«
    »Aber bis dahin«, sagte sie, »kann ich nicht nach Hause.«
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte er. »Ich weiß, wie gern du dort bist.«
    »Macht nichts«, sagte sie. »Ich bleibe in der Stadt, bis der Mantel geändert ist, und trage ihn dann für eine Weile in Paris spazieren.«

ZWÖLF
    »Gut«, sagte Elkins. Er klang, als sei er in Eile. »Ich hatte gehofft, dass du dich bald melden würdest.«
    »Ich hatte noch was zu erledigen«, sagte Parker. Rings um das Münztelefon am Flughafen LaGuardia standen andere Leute, die jemanden anriefen und jeweils eigene Probleme hatten, und die Nummer, die er gewählt hatte, gehörte zu einem Münztelefon an einer Tankstelle in Great Barrington, Massachusetts. Zehn Minuten zuvor hatte er Elkins’ Motelzimmer in derselben Stadt angerufen und es einmal läuten lassen. Jetzt fragte er, als er den besorgten Unterton in Elkins’ Stimme hörte: »Was ist los?«
    »Larry hatte offenbar ein kleines Sicherheitsproblem.«
    »Was? Haben ihn die Bullen kassiert?«
    »Nein, nicht die Art von Problem. Es betrifft uns , dich und mich und Ralph. Komm her, dann reden wir darüber.«
     
    Der Wagen, den er sich auf dem Langzeitparkplatz des Flughafens aussuchte, war ein grauer Volvo. Der Parkschein war unter der Sonnenblende und trug das Datum von vorgestern, der Tank war beinahe voll. Dreieinhalb Stunden später stellte er ihn auf dem Parkplatz des Rathauses von Great Barrington ab und ging zu Fuß zum Motel,
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