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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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er den ganzen Rest von Matt ebenfalls gehabt hatte. Aber jetzt war die Gemeinheit alles, was noch da war.
    Parkers Tod würde Matt nicht wieder zum Gebrauch seiner Beine verhelfen, das wusste Brock natürlich, aber in seinen Träumen brachte er den alten Matt zurück. Und nun hatte dieser Plan statt dessen die Gefahr heraufbeschworen, dass Parker zu ihnen ins Haus kam.
    Den größten Teil seines Einkommens verdiente Brock im Augenblick damit, Informationen für das Syndikat zu beschaffen. Er besaß ein Computergeschäft, das einen kleinen Gewinn abwarf, er prüfte Leitungen und Räumlichkeiten auf Wanzen und erledigte andere technische Aufträge für Cosmopolitan und andere Firmen, aber in erster Linie war er ihr Computergenie, das verschlüsselte Dateien öffnete und alles Wissenswerte fand, von Insiderinformationen über irgendwelche Aktiengeschäfte bis hin zu den Abhörbändern des FBI. Man bezahlte ihn gut oder hatte es jedenfalls bis jetzt getan, denn seit Parkers Auftauchen hatte man die Verbindung zu ihm gekappt. Das allein war Grund genug, Parker persönlich zu erledigen, wenn er konnte. Nicht ausRache, jetzt nicht mehr, sondern vielmehr, um sein Einkommen zu sichern.
    Als erstes musste Pam aus dem Haus, bis alles vorüber war. Matt hasste Pam, und sie ihrerseits verachtete ihn. Gewöhnlich ignorierte Brock das, weil Pam den Haushalt versorgte und Matts Leben gerettet und ihn selbst davor bewahrt hatte, ins Gefängnis zu gehen. Doch jetzt, da er nach Parker Ausschau halten und auf der Hut sein musste, konnte er keine Ablenkung gebrauchen. Matt musste bleiben, es ging nicht anders, denn die beiden konnten sich unmöglich gemeinsam irgendwo verstecken, aber Pam musste verschwinden.
    »Fahr irgendwohin in den Süden«, sagte er zu ihr. »Fahr irgendwohin, wo es schön warm ist, und ruf mich an, wenn du da bist. Gib mir eine Telefonnummer, unter der ich dich erreichen kann, wenn hier alles wieder normal ist.«
    »Was wird hier passieren, Paul?« fragte sie. Er wusste, sie war nicht um sich selbst und schon gar nicht um Matt besorgt, sondern um ihn.
    Er sagte: »Der Mann, der auf Matt und mich geschossen hat und den du auf der Straße gesehen hast, will zu Ende bringen, was er damals angefangen hat. Ich werde versuchen, ihn daran zu hindern. Wenn ich es schaffe, rufe ich dich an. Wenn nicht …« Er zuckte die Schultern. Über die Alternative wollte er lieber nicht nachdenken.
    Sie tätschelte seinen Arm. »Du kriegst das schon hin«, sagte sie.
    Keiner erwähnte Matt.
     
    Zuerst musste er den Treppenlift ausschalten, den Matt in letzter Zeit kaum noch benutzte und der es ihm theoretisch ermöglichte, ins Erdgeschoss zu fahren, wo neben der Eingangstürder andere, motorisierte Rollstuhl stand. Matt war rebellisch, weil die Bedrohung durch Parker Wirklichkeit geworden war – er war rebellisch, wütend und unberechenbar, und vermutlich hatte er Angst. Brock wollte nicht, dass er sich plötzlich in den Kopf setzte, das Haus zu verlassen, eine Pistole aufzutreiben, nach alten Freunden zu suchen, die ihm vielleicht helfen würden, nach der Erleichterung, die schon die bloße Bewegung ihm verschaffte.
    Das Seltsame, das Traurige war Brocks Erkenntnis, dass es keine alten Freunde gab. Für Freundschaften war Matt immer zu grob gewesen, und seine Bekannten hatten nach seiner Verletzung nie mehr von sich hören lassen. Brock hatte viele Freunde – Barfreunde, Computerfreunde und Musikfreunde aus der Zeit, als er noch ein Plattengeschäft gehabt hatte –, doch nun sah er, wie oberflächlich diese Freundschaften in Wirklichkeit waren. Es gab niemanden, der ihm jetzt helfen würde. Er war auf sich allein gestellt.
    Dann musste er darüber nachdenken, wie Parker ins Haus gelangen konnte. Da war die Eingangstür. Der Rest des Erdgeschosses wurde von einem Touristenladen eingenommen, der T-Shirts, Postkarten und dergleichen verkaufte; er hatte einen separaten Eingang und eine separate Heizung in einem abgeteilten Kellerraum, so dass der Zugang von dort unmöglich war. Hinter dem Haus befand sich eine schmale, zur Straße hin abgeschlossene und mit Schieferplatten gepflasterte Gasse, die zwischen den alten Backsteinhäusern auf dieser Seite und der Rückseite des großen neuen Apartmenthauses an der Parallelstraße verlief.
    Und dann war da das Dach. Der größte Teil dieses Blocks bestand aus Reihenhäusern, allesamt erbaut im 19. Jahrhundert und mit dem gleichen Flachdach versehen. Ursprünglich waren es Einfamilienhäuser

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