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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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Ausnahme war Martin Adams.
     
    An einem unserer Ruhetage führten Martin und ich vor dem Abendessen ein Gespräch, und er fragte mich, ob er meiner Meinung nach Erfolgschancen hätte. »Letztes Mal, als wir am Makalu waren, hatte ich keine Probleme mit der Höhe, doch nach der Nacht auf dem Makalu-La-Pass und dem Abstieg ins Basislager war ich mit meiner Kraft am Ende. Auch nach dem Ausruhen fühlte ich mich ausgepumpt und hatte keine Lust, einen Gipfelvorstoß zu versuchen.«
     
    Boukreev, der sich an Adams’ Zustand auf dem Makalu erinnerte, gab ihm zu bedenken, daß er damals in rascher Folge mehrere Akklimatisationstouren gemachte hatte, ohne sich dazwischen ausreichend Ruhe zu gönnen.
     
    »Du mußt dich mit möglichst wenig Hochlager-Nächten akklimatisieren. In der Pause vor unserem Gipfelvorstoß mußt du ausruhen, anständig essen und dich total entspannen. Noch viel besser wäre es, wenn du vom Basislager bis zur Waldgrenze absteigst, in sauerstoffreichere Luft. Der Regenerationsprozeß verläuft viel rascher und effektiver, wenn die Luft nicht so dünn ist. Ein langer Marsch fördert auch die Muskelspannkraft. Eine Aktiverholung ist besser als das Herumhocken im Basislager.«
     
    Martin Adams blieb dieser Rat in Erinnerung, und er wußte auch noch, daß er dachte: »Ich wollte eigentlich nicht, weil es ein Gewaltmarsch war, das Tal’runter und wieder’rauf.«
    Falls jemand noch an den Gefahren der Höhenkrankheit Zweifel gehabt hatte, wurden diese durch eine Tragödie endgültig beseitigt. Am 22. April forderte die Höhe das erste Opfer. Eine Gruppe Sherpas stieg mit Vorräten von Lager I nach Lager II auf, darunter Ngawang Topche, der Onkel Lopsang Jangbus. Beim Abstieg von Lager II, wo er den starken Sturm überstanden und die Zelte wieder aufgebaut hatte, traf Fischer auf Ngawang Topche, der ein wenig verwirrt und angeschlagen schien. Fischer, bekannt dafür, daß ihm das Wohlbefinden der Sherpas sehr am Herzen lag, riet ihm, er solle sofort absteigen, und nahm als selbstverständlich an, daß der Mann seinen Rat befolgen würde. Er selbst stieg weiter ab, da er sich nach seiner Plackerei in Lager II eine Ruhepause gönnen wollte, aber Ngawang Topche folgte ihm nicht. Aus irgendeinem Grund – sei es aus Stolz, sei es, daß er Fischers Rat mißverstanden hatte oder daß er durch seinen Zustand bereits nicht mehr Herr seiner Entscheidungen war – ging er statt dessen bergauf.
    Per Funk setzte Lager II das Basislager von dem Problem in Kenntnis. Wie ein betrunkener Seemann auf sein Schiff war der Sherpa irgendwie ins Lager gelangt und wurde total benommen und blutigen Schleim hustend aufgefunden. Angesichts der Symptome war die Diagnose klar: Höhenlungenödem. Während die medikamentöse Therapie noch umstritten ist, gilt es als sichere, lebensrettende Maßnahme, daß der Erkrankte unverzüglich um 610 bis 1220 Meter absteigen muß. Lager II lag aber nur 400 Meter höher als Lager I, so daß man den Sherpa über den Khumbu-Eisbruch ins Basislager befördern mußte, um ihn auf eine Höhe zu bringen, auf der seine Symptome abklingen konnten.
    Da sich in Lager II keine Bergführer befanden, wurde die Rettungsaktion von Klev Schoening und Tim Madsen organisiert, die sich dort zur Akklimatisation aufhielten. Fischer war am Morgen abgestiegen, und Boukreev und Beidleman ruhten sich im Basislager von ihrem letzten Akklimatisationsanstieg aus. Boukreev, der wußte, daß es bei einer Rettungsaktion vor allem auf Eile ankam, riet ihnen: »Schafft ihn ganz rasch herunter. Gebt ihm Sauerstoff.« 21
    Mich wunderte in dieser Situation sehr, daß die Sherpas aus dem Basislager nicht unverzüglich aufstiegen, nachdem sie von Ngawang Topches Erkrankung erfahren hatten. Ich hatte es eigentlich erwartet, da er wie Lopsang Jangbu und viele andere unserer Träger aus dem Rolwaling-Tal stammt. Sie stiegen erst später auf. Aus welchem Grund, weiß ich nicht, doch ihr Verhalten weckte Zweifel in mir, was wir in einem Notfall von den Sherpas wohl erwarten konnten. Die Leistungsfähigkeit dieser Einheimischen in extremer Höhe ist sehr groß, doch darf man deshalb nicht von vornherein annehmen, daß sie sich in einer kritischen Situation so verhalten, wie man dies erwartet. Nicht, weil sie dazu nicht imstande wären, doch scheuen sie das Risiko, wenn man ihnen etwas zumutet, das nicht in den Aufgabenbereich und in die Verantwortung fällt, für die sie bezahlt werden.
     
    Da die Behandlung bei Ngawang Topche keine

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