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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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Wort verstand er anfangs als »Snickers«, und er konnte nicht begreifen, was dies mit den süßen Riegeln zu tun hatte, die sich die Leute im Essenszelt zu Gemüte führten. Als ihm dann ein Licht aufging, war er wegen dieser Kleinkariertheit gekränkt. Schließlich tröstete er sich: »Man schleppt nicht ungestraft überflüssige vier Kilo den Berg hinauf. Die Energie, die ich mit diesen leichten Schuhen spare, kommt mir in einer Höhe über 8000 Meter zugute, und dann wird niemand mehr Witze reißen.«
    Boukreev, der sich eisern an sein Programm hielt, besaß die Disziplin eines olympiareifen Atlethen und die konzentrierte Aufmerksamkeit eines Testpiloten. Er überwachte das Schaltpult seines Körpers, ohne die Vorgänge außerhalb des Cockpits außer acht zu lassen. Ständig dachte er an das, was in seinen Augen wichtig war und was später lebensrettend sein konnte. Wenn er anderen in sich gekehrt und geistesabwesend erschien, war dies ein Zeichen, daß er sich in seine Himalaja-Kommandozentrale zurückgezogen hatte – nach Ansicht Lene Gammelgaards seine ureigene Welt. »Ich wäre auf einer Expedition zu gern mit lauter Anatolis zusammengewesen, aber es gibt leider nur einen Anatoli auf der ganzen Welt, und daneben diese vielen Scotts.«
     
    Als ich in Lager I eintraf, sah ich, daß sich viele unserer Kunden sonnten und von ihrer Durchsteigung des Eisbruchs erholten. Für das geplante Lager III mußte noch einiges an Vorräten von Lager I nach Lager II befördert werden. Dazu fehlten uns die Leute, da einige Sherpas, die den Kranken ins Tal schaffen mußten, ausfielen. Ich steckte daher einige Expeditionsschlafsäcke in meinen Rucksack und machte mich unverzüglich auf den Weg zum Lager II. Unterwegs überholte ich vier unserer Sherpas, die ebenfalls beladen waren. So wie ich wollten sie im Lager II die Nacht verbringen und am nächsten Tag alles Nötige für die Kunden hinauf ins Lager III schaffen.
     
    Bei seinem Aufstieg an diesem klaren, windstillen Tag war Boukreev froh über die warme Temperatur. In größerer Höhe, wo die Kälte durch Mark und Bein dringt, würden Vliesjacken nicht mehr genügen.
     
    Ich traf ein, als die Sherpas für die Gruppe, die nach mir kommen würde, ein Mittagessen vorbereiteten, und aß rasch etwas, ehe ich in mein Zelt ging. Ermüdet vom Lastenschleppen und eingelullt von der Hitze und Stille, schlief ich fast sofort ein.
    In Lager II teilte Boukreev sein Zelt mit Martin Adams, dessen wachsende Unzufriedenheit mit einer Expeditionsleitung, die mehr Wert auf das Sammeln von Kilometern als auf Logistik zu legen schien, immer spürbarer wurde. Er wollte unbedingt auf den Gipfel und würde bei diesem Tempo nie hinaufkommen. Als besonders ärgerlich empfand er, daß er seine laut Plan vorgesehene Übernachtung in Lager III ausfallen lassen mußte, weil die Zelte noch nicht standen.
     
    Martin schlief wie ich vor dem Abendessen ein paar Stunden, und als es dunkelte, warf er sich in seinen »Krokodil-Anzug«, und ich zog meinen Daunenanzug an. Im Essenszelt entbrannte dann eine lebhafte Diskussion darüber, wie es weitergehen sollte. Da Lager III noch nicht stand, entwickelten wir einen Alternativplan. Die Kunden sollten an den Fixseilen bis zu einer Höhe von 7000 Metern aufsteigen, zu einer Stelle, die ich kannte, da ich die Seile bis dorthin angebracht hatte. Dann sollten Scott und ich bis auf 7300 Meter gehen. Dort würden wir den Standort für Lager III bestimmen und die Arbeit am Gelände sowie die Aufstellung der Zelte überwachen.
     
    In der Nacht kam ein Unwetter auf mit dicken Wolken und etwas Schnee, doch war der Wind zum Glück nicht so stark, wie ihn Fischer vor einigen Nächten erlebt hatte. Noch vor Tagesanbruch machte sich eine Gruppe Sherpas mit Vorräten und Ausrüstung für Lager III auf den Weg und trat eine Spur, der die Kunden, die um sechs Uhr aufstanden, bis zu den Fixseilen folgen konnten. Nach dem Frühstück entschloß sich Fischer, mit Tim Madsen ins Basislager zurückzukehren, da dieser nach der Rettung Ngawang Topches dringend eine Erholungspause brauchte. Weil aber Lager III unbedingt aufgebaut werden mußte, wies Fischer Boukreev an, die Sherpas, die frühmorgens aufgebrochen waren, einzuholen und wie geplant auf 7300 Meter zu gehen, während die Kunden nach eigenem Gutdünken an den Fixseilen bis 7000 Meter aufsteigen und dann rechtzeitig zum Mittagessen zurückkommen sollten.
     
    Ich ging langsam los, mit Bekleidung und einem Höhenzelt im

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