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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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Bergerfahrung und Armeeangehörige, die keine Erfahrung im Gebirge hatten, dafür über fit und diszipliniert waren, würden das Anfangsteam bilden. Aus diesen vierunddreißig Mann sollten dann die besten für unsere Expedition ausgewählt werden. Auswahlkriterien sollten Gesundheit, Ausdauer, Tauglichkeit und mentale Einstellung sein. In dieser Zeit sollte das Team mit der technischen Handhabung von Seilen und Leitern vertraut gemacht werden und natürlich die grundlegenden Klettertechniken erlernen.
    Vergangenes Jahr war die Kommunikation eines der gravierendsten Probleme gewesen, eines, das mir erst bewußt wurde, als es zu spät war. Nicht nur die Sprachbarriere war eine ständige Quelle persönlicher Frustration, sondern auch unser unzulängliches Kommunikationssystem. Diesmal sollte jedes Teammitglied mit einem Funkgerät ausgestattet werden. Ich schlug vor, vom Basislager aus direkten Kontakt mit dem Nachschub in Kathmandu zu halten. Außerdem forderte ich, daß wir täglich Wetterberichte vom meteorologischen Dienst des Flughafens Kathmandu bekämen. In diesem Punkt erwies sich die militärische Verbindung als sehr vorteilhaft. Dank der Hilfe der nepalesischen Armee in Kathmandu wurde eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Unser Expeditionsoffizier Monty Sorongan, der ausgezeichnet englisch sprach, würde als Kontaktmann in Kathmandu die Verbindung zwischen Berg und Nachschubservice herstellen. Unsere Verkehrssprache sollte Englisch sein. Ich wollte keine Mißverständnisse innerhalb des Kletterstabs, kein Übergehen von Meinungen oder Eindrücken der Verantwortlichen, nur weil es keine gemeinsame Sprache gab.
    Als Bergführer brauchte ich einen zuverlässigen, technisch hervorragenden Trainingsstab mit großer Erfahrung bei Rettungseinsätzen in extremer Höhe, und ich benötigte medizinische Versorgung. Ich mußte mich auf Mitarbeiter verlassen können, die meine Ansichten teilten und in kritischen Situationen meine Anweisungen respektierten. Sie sollten mir mit ihrer Sachkenntnis zur Seite stehen und für meine etwas schwierige Persönlichkeit einen Ausgleich schaffen. Ich suchte Männer mit dem nötigen Erfahrungspotential, die auf dem Berg mit oder ohne Sauerstoff arbeiten konnten; Männer, auf deren Kraft und Flexibilität ich mich verlassen konnte.
    Es gelang mir, zwei anerkannte russische Alpinisten für das Unternehmen zu gewinnen: Vladimir Bashkirov und Dr. Evgeni Vinogradski. Der fünfundvierzigjährige Bashkirov verfügte über fünfzehn Jahre Organisationserfahrung bei Expeditionen in entlegenen Gebieten, kannte die großen Routen im Pamir und Kaukasus, und seine sechs erfolgreichen Achttausendertouren, zwei davon auf den Everest, würden uns von großem Nutzen sein. Anders als ich ist er diskret und diplomatisch und beherrscht die englische Sprache perfekt. Sein persönliches Kommunikationstalent und ein gutes Urteilsvermögen würden mir während der Expedition eine Stütze sein. In Rußland als Abenteuer-Kameramann und Filmemacher bekannt, würde er die Expedition für die Indonesier auf Film festhalten. Der fünfzigjährige Dr. Evgeni Vinogradski, siebenfacher Kletterchampion in der Sowjetunion mit über fünfundzwanzigjähriger Erfahrung als Ausbilder im Höhenbergsteigen und Sportarzt, vervollständigte den Beraterstab. Evgeni und ich hatten 1989 gemeinsam eine Querung des Kanchenjunga unternommen, und ich zähle ihn zu meinen persönlichen Freunden. Seine langjährige Erfahrung als Lehrer und Sportarzt, nicht zuletzt aber sein gutmütiger Humor und seine unerschütterliche Ruhe, auf die auch in Krisensituationen Verlaß ist, machten ihn für uns unentbehrlich. Für mich ist er der »Alte Adler«, der über zwanzig Siebentausender und acht Achttausender auf seinem Erfolgskonto verbuchen kann. Von seinen zwei Everest-Besteigungen hat er eine als Bergführer unternommen.
    Ang Tshering von Asian Trekking in Kathmandu sorgte für die Logistik, unter anderem auch für die Anwerbung der Sherpas. Wir konnten uns glücklich schätzen, den siebenunddreißigjährigen Apa von Thami, einen siebenfachen Everest-Bezwinger, als Sirdar und ersten Kletter-Sherpa für uns zu gewinnen. Die Sherpas würden Ang Tshering und dem indonesischen Stab unterstehen. Sie waren für die üblichen Tätigkeiten im Basislager zuständig und sollten auf der Route oberhalb des Eisbruchs die Fixseile anbringen, die Höhenlager errichten und versorgen und am Gipfeltag die Sauerstoffflaschen für die Teammitglieder

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