Der Gipfel
sollen nur eventuelle Unklarheiten ausräumen.
DeWalt: Was hast Du gemacht, als du sahst, daß sie kommen? Boukreev: Ich sah genau die Lämpchen, und ich sah Lene und Klev. Ich sah, daß ihre Gesichter so vereist waren, daß man die (Sauerstoff)Maske nicht sehen konnte. Ich nehme die Steigeisen von Lene und lasse sie vor dem Zelt. Ich sehe, daß sie nichts mehr tun konnten, deshalb nehme ich ihnen Steigeisen ab und alles andere und helfe Lene und Klev ins Zelt. Ich sah, daß es sehr ernst war, was da passierte. Sie sagten…
DeWalt: Hast du ihnen Sauerstoff gegeben?
Boukreev: Ja, ein bißchen von dem, was ich hatte, drei Flaschen – eine Martin, eine Klev, eine Lene. Aus dem Zelt. Ich gebe sie ihnen, und so war die Situation. Ich weiß, daß ich mich fertig machen muß. Ich ziehe Schuhe an, aber es geht schwer. Ich suchte auch die Schuhe zu finden, finde sie und ziehe sie über, die großen Schuhe. Vorher war ich ohne draußen. Und dann war ich fertig.
Einen der drei Sauerstoffbehälter, die er von Pemba bekommen hatte, hatte Boukreev bereits Martin Adams gegeben. Die anderen zwei gab er Schoening und Gammelgaard, die Schuhe, die er suchte, waren die Überschuhe, die er brauchte, um wieder in den Sturm hinausgehen zu können.
DeWalt: Du hast also wieder deine Kletterstiefel angezogen? Boukreev: Ja. Wahrscheinlich – ich kann nicht sagen, um welche Zeit die Leute kamen. Jetzt ist es schwer zu sagen. Sie sagten, etwa….
DeWalt: Zwölf bis halb eins?
Boukreev: Ich nehme meine Schuhe und wollte hinaus. Es ist eins. Ich denke, sie kamen vielleicht um elf, halb zwölf. Ich war sehr langsam, weil ich bei Klev Schoening war, ich sprach mit den Leuten, gab ihnen Tee, Sauerstoff, Schlafsack, alles. Es war viel Zeit. Wahrscheinlich halb zwölf, bis die letzten kommen, glaube ich, weil ich jetzt selbst zu verstehen versuche. Ich denke, etwa elf oder zwölf. Aber hinaus bin ich gegen eins.
DeWalt: Was hast du über den Zustand der Leute erfahren?
Boukreev: Lene sagt – Sandy stirbt, vielleicht auch Charlotte, und ich denke: »Diese Leute erfrieren, man muß schnell hinaus, vielleicht…«
DeWalt: Sie sagte, Sandy und Charlotte würden sterben?
Boukreev: Genauso, etwa: »Sandy nahe dran. Wenn du sie findest, dann vielleicht tot. Und du mußt dich beeilen.« Auch Klev wußte – nur Richtung halten, nicht bergauf, nur gehen, nur Südsattel queren, dann wirst du die Leute am Ende finden, nahe der Kangshung-Flanke. Nicht in die Höhe gehen. Ich sagte: »Wie lange?« Etwa eine Viertelstunde. Ich sagte: »Ach, ganz nahe, wenn für die anderen Viertelstunde, für mich fünf oder zehn Minuten.« Ich frage: »Für dich oder für mich?« »Für dich etwa eine Viertelstunde.« Gut, für mich etwa eine Viertel stunde.
Boukreev wollte von Schoening und Lene Gammelgaard Richtungsangaben, damit er die Verirrten suchen konnte. Ohne Orientierungs- ohne Sichtpunkt, auf den man zuhalten konnte, war es, als würde man einem blinden Piloten bei der Landung helfen.
DeWalt: Hast du Neal um Hilfe gebeten?
Boukreev: Neal geht mit Steigeisen ins Zelt. Ich nehme sie ihm ab, weil ich sagte: »Er wird sein Zelt durchlöchern.« So nehme ich ihm die Steigeisen ab. Und er bricht zusammen.
DeWalt: Er ist zu diesem Zeitpunkt im Zelt?
Boukreev: Mit halbem Körper im Zelt, andere Hälfte draußen. Und als ich mit Lene sprach, sagte ich: »Wie ist Neal?« Und sie sagt: »Vielleicht ein Problem mit Neal.« Meist Lene, sie hat mehr gesprochen. Klev, ich weiß nicht, wie seine Situation war, aber Lene redete. Kann sein, daß Klev ein Problem mit seinem Kopf hat. Ich gehe ins Zelt und versuche mit Neal Beidleman zu sprechen, aber er fror so stark, unmöglich – kein Wort von ihm, und ich verstehe. Er fing im Zelt eben mit Sauerstoff an.
Boukreev, der mit Beidleman sprechen wollte, fand ihn halb im Zelt und halb draußen vor, die Steigeisen noch an den Schuhen. Damit die Spitzen nicht das Zeltmaterial aufrissen und ihn dem kalten Sturm aussetzten, der immer wieder mit Hurrikanstärke blies, nahm Boukreev Beidleman die Steigei sen ab und half ihm ins Zelt. Beidleman konnte kaum sprechen.
DeWalt: Und dann?
Boukreev: Ich gehe in mein Zelt. Lene und Klev sind schon in
den Schlafsäcken, und ich frage Lene noch einmal, ob ich nicht doch in die Höhe muß. Lene und Klev sagten zu mir: »Du brauchst nicht bergauf gehen. Du brauchst nur das flache Stück queren.« Lene sagte: »Du brauchst nicht in die Höhe.« Pemba kommt herein und sagte: »Lopsang sagt dir,
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