Der Gipfel
komme, denke ich, ich sehe Lampe, vielleicht hat Tim Lampe angemacht. Und ich sah jemanden mit Stirnlampe. Nach zwei Uhr etwa. Und ich fand die Leute, dicht beisammen. Ich komme und sage: »Wie geht es?« Und die Leute, ganz langsam, können nicht, erfrorene Stimmen. Ganz langsam, auch jemand wie Tim, ganz langsam. Charlotte, sie konnte nicht sprechen.
Als er in denselben Abschnitt zurückkehrte, den er zuvor abgesucht hatte, aber im flachen Teil blieb und das Areal überblickte, erspähte Boukreev Tim Madsens Stirnlampe knapp dreißig Meter von der Stelle, wo er bei seinem vorangegangenen Versuch bergauf abgebogen war.
Boukreev fand Madsen, Pittman und Fox eng aneinander gedrängt. Yasuko Namba lag auf dem Boden, offenbar bewußtlos. Beck Weathers war nirgends zu sehen. Tim Madsen sagte, daß Weathers sich an einem gewissen Punkt von ihnen entfernt hätte.
De Walt: Waren sie auf den Beinen oder…? Boukreev: Nein, so wie gesessen. Niemand, nur wie… De Walt: Auf ihren Hintern?
Boukreev: Hintern. Aber sie haben auch Rucksäcke und sitzen darauf. Und diese Situation – als ich das sehe, neh me ich Sauerstoff und mache Tee auf…
DeWalt: Du hattest eine Sauerstoffflasche?
Boukreev: Eine Flasche Sauerstoff. Und eine Thermosflasche Tee. und ich gebe Tee, einige Tassen, Charlotte, Sandy und Tim. Und Leute trinken Tee. Ich sehe die Lage so: Ich bin einer, und das sind drei, und ich sah Yasuko ganz nahe, vielleicht zwei Meter von den Leuten. Und ich setzte Sandy Maske auf.
DeWalt: Wie hat sie sich benommen?
Boukreev: Reagiert nur wenig, als wäre sie erfroren. Nur Tim kann ein wenig sprechen.
DeWalt: Gab Sandy einen Ton von sich?
Boukreev: Sie kann wenig sprechen. Sandy – für mich, schwer zu sprechen. Starker Wind, ich war müde. Ich kann mich nicht genau erinnern. Nur Tim sagt: »Wo sind die anderen?« Ich sagte: »Ich bin allein. Niemand kann helfen.« Und ich habe nur eine Flasche Sauerstoff. Und nicht alle können mitkommen. Sandy konnte nichts sagen. Charlotte nichts, nur erfroren. Sehr erfroren, ganz wenig Kraft. Und Tim ganz langsam. Er kann wenig sprechen. Ich verstehe, und ich verstehe, daß diese Leute ohne Hilfe nicht weiterkönnen. Ich sagte: »Vielleicht kann einer mit mir gehen.« Und Charlotte sagte: »Ja, ich möchte mit.« Zu Tim und Sandy sage ich: »Okay, da ist eine Flasche Sauerstoff, die könnt ihr teilen. Und Charlotte nehme ich mit.« Dann nehme ich meinen Rucksack und Charlotte, und wir gehen los. Ich habe jetzt Steigeisen, und der Sturm bläst uns direkt ins Gesicht. Unmöglich zu sehen – nichts. Ich versuchte, Charlotte auf den Beinen zu halten.
DeWalt: Konnte sie kaum stehen?
Boukreev: Ja. Sie kann nur wenig gehen, ohne mich überhaupt nicht. Und für mich auch sehr schwer. Immer muß ich dieses – Gleichgewicht machen.
DeWalt: Ihr Gleichgewicht?
Boukreev: Ihr Gleichgewicht – ich muß es halten. Aber der Wind sehr stark. Und ich weiß, ohne meine Hände fällt sie um.
DeWalt: Du hast den rechten Arm um sie gelegt?
Boukreev: Sie hat den anderen (linken) auf meiner Schulter.
DeWalt: Sie geht rechts von dir?
Boukreev: Ja, und ich halte mich links, und wir gehen. Für mich sehr starker Wind. Ich erfroren, sie erfroren. Sie kann nicht viel sprechen, aber ganz langsam, Schritt für Schritt, gehen wir. Es sind vierhundert Meter und Schritt für Schritt. Manchmal stehen wir, wenn ich sehe, daß es eine gute Stelle zur Rast ist. An anderer Stelle, als ich Steine sah, setzte ich Charlotte hin. Vom Boden kann sie schwer aufstehen, aber von Steinen ist es möglich. Ein paarmal, drei-, viermal, halten wir an. Dann erkannte ich die Stelle, den Müll.
DeWalt: Leere Sauerstoffflaschen?
Boukreev: Ja, sehr alte. Mein Steigeisen stößt gegen Metall, ich spüre es und ich weiß, daß Lager nicht weit, an die zweihundert Meter.
DeWalt: Hat Charlotte etwas gesagt?
Boukreev: Nein, nein. Ganz wenig – sagte nur »zu schwer« oder so. Für sie sehr schwer. Es dauert lange, länger als für mich, als ich hinging, vielleicht dreiviertel Stunde. Sie wie ein Roboter, geht wie ein Roboter. Ich auch. Wir queren Südsattel, und ich sehe Lichter in Zelten. Pemba vielleicht.
DeWalt: Keine Blinklichter?
Boukreev: Nein. Es ist schon gegen drei Uhr wahrscheinlich. Und als ich ins Lager komme, ist es gegen drei. Und ich nehme Charlotte ihre Steigeisen ab, Klettergürtel, alles, und sie kriecht in Neals Zelt. Und ich frage Neal – ihm geht es viel besser. Ich sah die Situation. Er benutzte Sauerstoff, er wird langsam
Weitere Kostenlose Bücher