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Der Gipfel

Der Gipfel

Titel: Der Gipfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston DeWalt
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verstehe.« Ich sage: »Sprich mit Lopsang und zwei Sherpas – wir müs sen Hilfe schicken für Scott mit Sauerstoff.« Versuche Sauerstoff zu finden. Ich krieche in Schlafsack und trinke Tee und denke an Scott. Ich weiß, daß es ein Problem ist, und von da an weiß ich nichts mehr, an die zwei Stunden habe ich geschlafen.
    Lene Gammelgaard sagte über Boukreevs Rückkehr ins Zelt, nachdem er Sandy Pittman und Tim Madsen, der noch aus eigener Kraft gehen konnte, ins Lager geschafft hatte: »Gegen fünf Uhr morgens erwachte ich, und er war zurück. Es war hell. Wieder kein Wort, er saß einfach nur da, total ausgelaugt. In ihm war kein Funken Kraft mehr. Und ich ahnte, daß er Charlotte, Tim und Sandy gebracht hat, aber nichts für Yasuko und den andern (Weathers) tun konnte, der noch dort draußen hockte. Aber zu diesem Zeitpunkt wußte ich es noch nicht.«

20. Kapitel Der letzte Versuch
    Am Morgen des 11. Mai, als der Sauerstoffvorrat von Moun tain Madness verbraucht war, faßten Neal Beidleman und die Kunden den Entschluß, abzusteigen. Die wenigen Kunden, die für ihren Abstieg Sauerstoff brauchten, wurden von der IMAX/IWERK-Expedition versorgt, die sich großzügig und hilfsbereit zeigte.
    Während Beidleman und die Kunden sich für den Abstieg bereit machten, brachen zwei Sherpas der Mountain-MadnessExpedition und einer von den Taiwanesen mit Sauerstoff und heißem Tee zu jener Stelle unterhalb des Balkons auf, wo Scott Fischer mit Makalu Gau biwakiert hatte. Boukreev, der nicht absteigen wollte, ehe er nicht wußte, wie es um Fischer stand, sprach mit Beidleman und sagte, er wolle noch bleiben.
    Rob Halls Team war total aus dem Häuschen. Die ganze Nacht über hatte Funkkontakt mit Rob Hall bestanden. Er befand sich am Südgipfel, konnte sich nicht rühren und war fast erfroren. Doug Hansen, der mit Hall am Abend des 10. Mai noch zusammen war, war nun nicht mehr bei ihm, und man nahm an, daß er tot war. Andy Harris war nie in sein Zelt zurückgekehrt. Beck Weathers und Yasuko Namba waren von Mitgliedern der Hall-Expedition unweit der Kangshung-Flanke aufgefunden worden, wo Boukreev in den frühen Morgenstunden auf Madsen, Pittman und Fox gestoßen war. Beide gaben wie durch ein Wunder noch Lebenszeichen von sich. John Taske, Jon Krakauer, Stuart Hutchinson und Mike Groom hatten laut Krakauer überlegt, was zu tun sei, und entschieden sich, »sie zu lassen, wo sie waren«, in der Mei nung, man könne ihnen nicht helfen.
    Kurz vor dem Aufbruch der Mountain-Madness-Sherpas und jenen der Taiwanesen, die Fischer und Gau suchen woll ten, waren zwei Sherpas von Rob Halls Expedition aufgestiegen, um nach Hall und den anderen Ausschau zu halten, die man noch am Leben vermutete. Vom Wetter abgeschreckt, hatten sie kehrtgemacht und keinen der Vermißten gefunden. Um achtzehn Uhr zwanzig hatte Rob Hall noch einmal Funkkontakt mit seinem Basislager und wurde mit seiner Frau in Neuseeland verbunden. Er sagte, daß er sie liebe und daß sie sich keine Sorgen machen solle. Dann beendete er das Gespräch. Es waren die letzten Worte, die man von ihm hörte. Während Rob Hall mit seiner Frau sprach, war Boukreev gerade am Berg auf der Suche nach Scott Fischer. Die Sherpas, die ebenfalls nach Fischer gesucht hatten, kehrten später mit Makalu Gau, den sie mit Tee und Sauerstoff wiederbelebt hatten, ins Lager zurück. Fischer hatten sie bewußtlos, aber noch atmend aufgefunden. Gegen dreizehn Uhr hatten sie ihm eine Sauerstoffmaske aufgesetzt und ihn an eine volle Flasche angeschlossen.

    Ich schlief zwei Stunden, und nach halb acht am Morgen kam Pemba mit Tee. Und ich hörte ein paar Sherpas am Zelt vorübergehen und fragte Pemba.»Wie sieht es jetzt aus? Hat jemand Scott gefunden oder nicht?« Und er gibt mir Tee und sagt nichts. Keine Antwort. Ich sagte: »Scott braucht Hilfe. Bitte, schicke einige Sherpas hinauf.« Also ging er zum Sherpa-Zelt und redete mit ihnen. Ich selbst hatte keine Kraft. Es wäre für mich dumm gewesen, wieder zu gehen. Ich brauchte Zeit zum Ausruhen.

    Um halb neun schaue ich hinauf zu unserer gestrigen Kletterroute, und ich sehe, daß der Sturm keine Kraft mehr hat. Ich sehe ein paar Sherpas aufsteigen, und einer sagt: »Okay, Vater von Lopsang ist mit Tashi gegangen.« Ich frage: »Haben sie Sauerstoff?« und er sagt: »ja.«
    Dann spreche ich mit Neal. »Bei mir sieht es so aus, daß ich hier bleiben möchte.« Er sagt »okay« und macht sich auf die Suche nach den Kunden und brachte sie

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